INV-VEL903 Oberdorfstrasse 1, 1641 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VEL903
Signatur Archivplan:VEL903
Titel:Oberdorfstrasse 1
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Adresse:Oberdorfstrasse 1
Versicherungs-Nr.:73, 72
Parzellen-Nr.:218
Koordinate E:2653439
Koordinate N:1254252
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653439&y=1254252

Chronologie

Entstehungszeitraum:1641
Grundlage Datierung:Inschrift (kellerportal)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"1641" (Kellerportal)
Würdigung:Im Kern 1641 entstandener, behäbiger Steinbau, der in seiner heutigen Gestalt wesentlich von einem Umbau um das Jahr 1800 geprägt wird. Auf diese Zeit verweisen insbesondere die klassizistischen Fensterformen mit den wuchtigen Muschelkalkgewänden. Einige Jahre nach diesem Umbau wurde das Wohnhaus mit der ursprünglich wohl freistehenden Scheune verbunden. 1997/98 erfuhr es einen schonenden Umbau; der Ökonomieteil zeigt noch teilweise die ursprüngliche hölzerne Ständerkonstruktion der Traufseiten. Mit seiner Lage am Dorfplatz schräg gegenüber dem „Bären“ (Bauinventarobjekt VEL 912) kommt dem Gebäude eine überaus wichtige Rolle für das Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach einer Jahrzahl am Kellerportal stammt zumindest das Sockelgeschoss, vielleicht aber auch das aufgehende Mauerwerk des Gebäudes von 1641. 1809 wird es im ersten verfügbaren Brandkataster als „ein 2-stöckiges steinernes, mit Ziegel gedecktes Haus mit 2 gew. Kellern“ im Besitz von Hans Jakob Amsler erwähnt [1]. Von diesem ist überliefert, dass er das Haus umgebaut hat [2]. Vielleicht sind diese Arbeiten in das Jahr 1816 zu datieren, das auf einer Ofenkachel aus dem Haus erscheint. Das Resultat dieser Umgestaltung war jedenfalls die bestehende Einzelbefensterung, die nach ihren Bauformen in die Zeit um oder kurz nach 1800 zu datieren ist.
1819 ging das Gebäude an Ammann Samuel Wildi über, auf dessen Namen 1820 im Brandkataster zudem eine damals wohl neu errichtete „Scheuer aus Stein mit Ziegeldach“ eingetragen wurde. Etwas später entstand wohl der Anbau, welcher die ursprünglich freistehende Scheune mit dem Wohnhaus verbindet. 1857 gingen Haus und Scheune an Peter Wildi über, 1863 an Witwe Elisabeth Salm, geb. Wildi und 1877 an Johann Salm [3].
1997/98 erfolgte eine sanfte Renovation unter Erhaltung der überlieferten Raumstruktur im Wohnteil; der Ökonomieteil wurde unter teilweiser Veränderung der hölzernen Trauffassade zu Wohnzwecken ausgebaut [4].
Beschreibung:Das stattliche zweigeschossige Wohnhaus, das sich auf einem halbgeschossig freiliegenden Kellersockel erhebt, ist aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und trägt ein knapp vorspringendes Halbwalmdach. Schräg gegenüber des Gasthofs „Bären“ (Bauinventarobjekt VEL 912) und unmittelbar neben dem Bärenbrunnen (Bauinventarobjekt VEL911) nimmt es eine weithin sichtbare Schlüsselstellung im Ortsbilds ein. Die zweiachsige südlichen Giebelfront ist dem Dorfplatz zugewandt, während die dreiachsige östliche Traufseite mit dem Hauseingang zur Oberdorfstrasse weist. Die wuchtigen, gefalzten Muschelkalkgewände der Tür- und Fensteröffnungen stammen nach ihren Formen von dem wohl auf 1816 zu datierenden Umbau. Eine einläufige, steinerne Freitreppe mit grossem Podest und zierlichem Schmiedeeisengeländer aus dem späten 19. Jh. erschliesst den in der nördlichen Achse gelegenen Hauseingang. Dessen Gewände ist vermutlich Resultat einer Umgestaltung, was durch die Freilegung des zuvor teilweise verputzten Türsturzes deutlich zutagetritt. Unter der Freitreppe führen einige Stufen hinab zu einem Kellereingang, dessen gefastes Rundbogengewände am Schlussstein die Jahrzahl 1641 trägt. Es besitzt noch eine alte Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk. Ein analoges, wohl aus derselben Bauphase stammendes Gewände an der Südseite der Ostfassade wurde nachträglich zu einem lünettenförmigen (halbrundförmigen) Kellerfenster vermauert. Im Giebelfeld der Südfassade wurde bei der letzten Renovation die Jahrzahl des Kellerportals in ähnlichen Formen wiederholt. Das Dach ist mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Die bretterverschalte hölzerne Obergeschosslaube an der nördlichen Stirnseite stammt vom Umbau von 1997/98 eine analog konstruierte Vorgängerin, welche durch ihren sorgfältig profilierten Brüstungsbalken im Obergeschoss auffiel. Ein gemauerter Anbau auf der Westseite ist mit seinem niedrigen Obergeschoss ganz unter das Dach des Scheunenteils einbezogen. Nach seiner etwas eingezwängten Lage zu schliessen, ist er wohl nach der Scheune entstanden und verbindet diese mit dem Wohnhaus.
Die ursprünglich wohl freistehend erbaute Scheune liegt samt dem Zwischenbau unter einem quer zum Wohnhaus gerichteten Satteldach, das über der westlichen Stirnseite gleichfalls von einem Halbwalm abgeschlossen wird. Mit einem hochliegenden Knick ist dieses an der Südseite zu einem weiten Vorschermen herabgezogen. An der westlichen Stirnwand der Ökonomie zeigte sich vor dem Umbau von 1997/98 das schön gefügte Mauerwerk aus roh zubehauenen Jurakalkblöcken. Ähnlich ausgebildet ist sicherlich die gegenüberliegende östliche Stirnmauer, während die Traufseiten als hölzerne Ständerkonstruktion mit eichenen Schwellen ausgeführt wurden. Von den ursprünglichen Balken- und Bohlenfüllungen wurden beim Umbau von 1997/98 Teile im Erdgeschoss erhalten, während die übrigen Wandbereiche wiederum in Holz neugestaltet und mit grossflächigen Verglasungen versehen wurden. Verschwunden sind dabei auch das alte Tenntor und die charakteristischen, vorkragenden . In der Stirnwand wurde ein grossflächiges Fenster ausgebrochen.
Das Innere des Wohnteils ist im Erdgeschoss entsprechend der ursprünglichen Raumteilung von einem entlang der nördlichen Stirnseite verlaufenden Quergang erschlossen, an den sich südlich Küche und Stube lagern. Eine dritte, ursprünglich nur über die Küche zugängliche Kammer liegt im nachträglich entstandenen Verbindungstrakt zur Scheune und wird seit dem Umbau von 1997 über einen Vorbau an der Nordwestecke erschlossen. Ein um 1990 abgebrochener Ofen mit bemaltem Ziergesims war 1816 für den damaligen Besitzer Johann Amsler errichtet worden. 1994 konnten noch einige der weissgrundigen, vom Aarauer Ofenmaler Johann Heinrich Egli verzierten Frieskacheln dokumentiert werden, die Spruchschilder mit Namen und Baujahr, Urnen und verbindenden Girlanden zeigten. (Hausinneres nicht gesehen; Beschreibung gemäss Umbauplänen 1997)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
[2] Schärli 1992, S. 291.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850. Der bei Schärli 1992, S. 291 erwähnte Samuel Salm ist als Besitzer der Liegenschaft im Brandkataster nicht zu greifen; vielleicht handelte es sich um den Ehemann der Elisabeth Salm.
[4] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 291.
- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2), Basel 1953, S. 439.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Veltheim IV-29/3.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938.
- Gemeinde Veltheim, Baugesuchsarchiv: Umbau 1997/98.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46278
 

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