INV-VEL904 Wildeggerstrasse 2, 1836-1837 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VEL904
Signatur Archivplan:VEL904
Titel:Wildeggerstrasse 2
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Adresse:Wildeggerstrasse 2
Versicherungs-Nr.:64
Parzellen-Nr.:238
Koordinate E:2653469
Koordinate N:1254201
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653469&y=1254201

Chronologie

Entstehungszeitraum:1836 - 1837
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Stattlicher, massiv gemauerter Vielzweckbau, der 1836/37 als Doppelbauernhaus von Alt-Ammann Heinrich Salm für seine beiden Söhne Johann Heinrich und Johann erstellt wurde. Der langgestreckte, traufbetonte Baukörper, der sich in einen straff gegliederten Wohnteil und einen Ökonomieteil mit grossen korbbogigen Tenntoren und schartenartigen Lüftungsöffnungen gliedert und von einem geknickten Satteldach abgeschlossen wird, folgt dem Typus des gemauerten biedermeierlichen Juragiebelhauses. Er hat am Äusseren sein bauzeitliches Erscheinungsbild und seine Fassadengliederung mit Muschelkalkgewänden weitgehend bewahrt. Als südliche Begrenzung des Dorfplatzes nimmt er in leicht erhöhter Lage eine äusserst wichtige Stellung im Ortsbild ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der erste Brandkatastereintrag für das Gebäude vermerkt ein „an der Stelle eines demontierten Hauses No. 53 anno 1836/37 erbautes, zweistöckiges steinernes und mit Ziegeln gedecktes Wohnhaus samt Scheune, in Tenn, Futtertenn, Stall und Schopf bestehend, nebst gew. Keller“. Vorgängerbau war ein 1836 abgebrochener Vielzweckbau aus Stein und Holz mit Strohdach und gewölbtem Keller. Dessen Eigentümer war Heinrich Salm, alt-Ammann, der auch als Bauherr des Neubaus auftrat, bevor er diesen nach Fertigstellung an zwei seiner insgesamt vier Söhne übertrug. 1839 ist als Eigentümer der unteren Wohnung Johann Heinrich, als Eigentümer der oberen Johann Salm vermerkt [1].
2014/15 wurde das Haus unter teilweisem Ausbau des Ökonomieteils als Erschliessungszone renoviert [2].
Beschreibung:Das Doppelbauernhaus folgt als langgestreckter, traufbetonter Mauerbau mit den charakteristischen korbbogigen Tenntoren und den schartenartigen Lüftungsöffnungen des Ökonomieteils dem Typus des biedermeierlichen Juragiebelhauses. Es bildet mit seiner nördlichen Trauffassade die leicht erhöhte, südliche Begrenzung des Dorfplatzes und wird von einem Giebeldach mit hochliegendem Knick abgeschlossen. Der von Anfang an für zwei Parteien angelegte Vielzweckbau ist im Wohnteil nach Stockwerken getrennt; die grosszügige Ökonomie ist mit zwei Tennen ausgestattet, die einen mittigen, ursprünglich wohl firstparallel aufgeteilten Stall flankieren.
Der Wohnteil ist in zeittypisch straffer Gliederung mit vier Achsen von Einzelfenstern versehen, die von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt werden. Der Hauseingang liegt in der dem Tenn benachbarten Achse und besitzt ein kräftiges Rechteckgewände mit keilförmigem Schlussstein. Er wird über eine dreiseitige, ebenfalls aus Muschelkalk aufgemauerte Freitreppe erreicht. Das biedermeierliche, gefelderte Türblatt, das noch in den 1990er Jahren vorhanden war, ist beim jüngsten Umbau verschwunden und durch eine unpassende Brettertür mit Versatzstücken historischer Bauelemente ersetzt worden. Die beiden grossen, korbbogigen Tenntore, die annähernd halbkreisförmig gestaltet sind, werden gleichfalls von kräftigen Muschelkalkgewänden mit Schlusssteinen gerahmt. Das dem Wohnteil benachbarte Tor nimmt heute den Eingang der Obergeschosswohnung auf, der mit einer Glastür geschickt hinter die alten hölzernen Türflügel integriert ist. Als handwerkliche Besonderheit sind die Gewände zwischen der Stalltür und dem benachbarten Korbbogenportal aus einem einzigen Werkstück gefertigt. Das querrechteckige Fenster ist jüngeren Datums. Die Heubühnenwand ist in streng axialer Anordnung mit vier schartenartigen Lüftungsöffnungen besetzt.
Die westliche Giebelwand des Wohnteils erhebt sich dicht neben dem Nachbarhaus Wildeggerstrasse 4, das im abfallenden Terrain um ein Geschoss tiefer sitzt. Sie war ursprünglich ebenso fensterlos wie die westliche Giebelwand des Ökonomieteils; beim jüngsten Umbau wurde sie knapp unter dem Giebel mit einer Lünette (Halbrundfenster) geöffnet. An der rückwärtigen, südlichen Traufseite ist der Wohnteil nur dreiachsig befenstert, wobei die der Ökonomie benachbarte Fensterachse den ursprünglichen rückwärtigen Hauseingang aufnimmt. Dem Obergeschoss ist eine Laube mit Aussentreppe vorgelagert (2014/15 teilweise erneuert). Der Ökonomieteil besitzt rückwärtig einen wohl ebenfalls schon alten Schleppdachanbau. Das Dach ist heute mit Falzziegeln eingedeckt. An die westliche Giebelwand, die an der Nordseite leicht über die Front des Ökonomieteils vorgezogen ist, schliesst ein jüngerer Pultdachanbau an.
Beide Wohngeschosse wiesen ursprünglich eine gängige Viererteilung mit Stube und Nebenstube im Vorderhaus sowie Küche und Kammer im Hinterhaus auf; das Obergeschoss besass über dem Hauseingang eine zusätzliche Kammer. Die Erschliessung erfolgte über einen tennseitigen Quergang mit Muschelkalk-Plattenboden und Balkendecke, an den rückwärtig neben der Küche eine Wangentreppe mit schön geschwungenem eichenen Antrittpfosten anschloss. Beim Umbau 2014/15 wurde der Quergang unter Beseitigung der Treppe zur Erdgeschosswohnung geschlagen, während die Obergeschosswohnung einen eigenen Eingang mit neuem Treppenhaus im benachbarten Tenn erhielt. Die Raumstruktur der übrigen Räume, die vor dem Umbau eine biedermeierlich schlichte Innenausstattung mit Feldertäfer und Wandkästen zeigten, wurde weitgehend erhalten. (Inneres gemäss Kurzinventar 1994/96 und Baueingabeplänen 2014.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850; zu den Familienverhältnissen vgl. Schärli 1992, S. 249, 291.
[2] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 249, 291.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Veltheim IV-29/4.
- Gemeinde Veltheim, Baugesuchsarchiv: Umbau 2014.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46284
 

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