INV-VEL906 Oberdorfstrasse 14, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VEL906
Signatur Archivplan:VEL906
Titel:Oberdorfstrasse 14
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Veltheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Hist. Name Objekt:Restaurant „Hirschen“
Adresse:Oberdorfstrasse 14
Versicherungs-Nr.:82
Parzellen-Nr.:269
Koordinate E:2653447
Koordinate N:1254336
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653447&y=1254336

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Stattlicher, spätbarock geprägter Mauerbau, der lange Zeit das Restaurant „Hirschen“ beherbergte. Das im Kern ältere Haus zeigt mit zwei spätgotischen Kehlfenstern im Dachgeschoss der nördlichen Stirnseite noch einige wenige sichtbare Spuren aus seiner Entstehungszeit. Um 1800 dürfte es seine heutige Strassenfront mit der spätbarocken Stichbogenbefensterung erhalten haben; weitere Umgestaltungen erfolgten im Lauf des 19. Jahrhunderts. Trotz eines weitgehenden Umbaus mit Ersatz der gesamten rückwärtigen Laubenfront bewahrt das Gebäude noch wesentliche Elemente seines alten Erscheinungsbildes. Als unmittelbares Gegenüber zum Pfaffenhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt VEL003) und Nachbarhaus zur Trotte von 1723 (Bauinventarobjekt VEL909) kommt ihm an der Oberdorfstrasse ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das im Kern spätgotische Haus dürfte sein heutiges Aussehen gemäss den spätbarocken Formen der Strassenfront in der Zeit um 1800 erhalten haben. Im ersten Brandkatastereintrag von 1809 erscheint es als ein „zweistökiges steinernes mit Zieglen gedektes Haus, Scheuer und Speicher, mit gew. Keller“ im Besitz des Jakob Weber, gen. Dünz. Später ging das Gebäude an Johannes Salm, Müller über, 1813 an Düring Leuenberg und 1824 an Johannes Salm, alt Gemeindrath, der 1829 als „Pfister und Bärenwirth“ bezeichnet wird [1]. 1825 sind „Verbesserungen“ verzeichnet, von denen möglicherweise die biedermeierlich geprägte südliche Stirnfassade zeugt. Von Salms Erben ging das Haus später mit einem Pintenschenkrecht an den Metzger Friedrich Amsler über, der 1869 eine Metzg anbauen liess und mit einem 1876 datierten Patent eine Wirtschaft eröffnete. Bereits früher soll der Strumpfweber und Metzger Johannes Keller hier gewirtet haben [2], der im Brandkataster allerdings nicht als Eigentümer auftaucht. Erst später erhielt diese „Wirtschaft Amsler“ den lange gebräuchlichen Namen „Hirschen“.
1962 erfolgten Umbauten in Inneren, wobei der zuvor bestehende Quergang aufgehoben und die beidseitigen Räume zu einer grossen Gaststube zusammengelegt wurden. 1985 erweiterte man das Gebäude an der nördlichen Stirnseite um einen Pultdachanbau für das Säli. 2011 wurde das Restaurant geschlossen und das Gebäude nach einem durchgreifenden Umbau, u.a. mit vollständigem Ersatz der rückwärtigen Laubenfront, einer reinen Wohnnutzung zugeführt [3].
Beschreibung:Das langgestreckte Gebäude ragt als verputzter Mauerbau über einem hohen Kellersockel zweigeschossig auf und trägt ein Giebeldach mit markantem, leicht asymmetrisch ausgebildetem Knick. Die Stichbogenfenster der Strassenfassade, die von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt werden, geben dem Bau ein spätbarockes Gepräge. Die fünf Fensterachsen sind unregelmässig verteilt, wobei die etwas grössere Laufweite beidseits des Hauseingangs ein zeittypisches Gestaltungsmittel ist, die erste Fensterachse von Norden in ihrer Anordnung hingegen Rücksicht auf die in früheren Bauphasen entstandene unregelmässige Raumgliederung im Hausinneren nimmt. Der Vordereingang, der von einem etwas wuchtigeren Stichbogengewände gerahmt wird, ist über eine hohe, doppelläufige Freitreppe mit Muschelkalkstufen erschlossen. Der Besenwurf-Verputz dürfte aus der Zeit um 1900 stammen. Die hölzernen Jalousieläden sind beim Umbau von 2011 ebenso verschwunden wie das freilich jüngere Wirtshausschild.
Einziges aussen sichtbares Zeugnis der früheren Bauphasen ist die spätgotische Befensterung im nördlichen Giebelfeld, die aus zwei Rechteckfenstern mit Kehlgewänden und einem kleinen Rundbogenlicht im oberen Dachgeschoss besteht. Vor der Giebelwand sitzt ein postmodern gestalteter, architektonisch vom Altbau abgesetzter Pultdachvorbau, welcher das Säli des Restaurants enthielt. Die südliche Stirnseite zeigt eine im Lauf des 19. Jh. entstandene Befensterung mit zwei Achsen von etwas uneinheitlich geformten Rechtecköffnungen. Am Fuss des Giebelfelds ist im Putz noch das Schriftfeld des Restaurantnamens zu erkennen; im Giebel öffnet sich als charakteristisches Zierelement der Zeit um 1850 eine lünettenförmige Lüftungsöffnung (Halbrundfenster). Die rückwärtige, östliche Traufseite besass schon früher über die gesamte Gebäudelänge einen Laubenvorbau, der heute allerdings durch einen etwas aufdringlich gestalteten Neubau ersetzt ist. Bis zum letzten Umbau handelte es sich um eine einfache, teils bereits erneuerte Holzkonstruktion mit Brettbalustergeländer, über die im Obergeschoss das Dach weit herabgezogen war.
Der strassenseitige Vordereingang führte bis zum Umbau von 1962 in einen Quergang mit beidseitigen Gaststuben, bevor diese zu einem einzigen, grossen Raum zusammengefasst wurden (vgl. Umbauplan 1962). Mächtige, teilweise später beseitigte Binnenwände im rückwärtigen Bereich des Hauses lassen eine komplexe, nicht mehr in allen Teilen zu klärende Baugeschichte vermuten. 1994 zeigte die Wirtsstube noch ungestrichene Sichtbalkendecken mit profilierten Deckleisten aus dem 19.Jh. Im übrigen war das Hausinnere bereits weitgehend modernisiert. Unter der nördlichen Haushälfte erstreckt sich quer zur Firstrichtung ein tonnengewölbter Keller mit breitem, gefastem Rundbogenzugang, der ebenfalls Relikt einer früheren Bauphase ist. Nach Süden schliesst ein jüngerer, flach gedeckter Keller an (Inneres nach Kurzinventar 1994/96).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850; zur Besitzergeschichte auch Schärli 1992, S. 256f.
[2] So Schärli 1992, S. 256f.
[3] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 256f.
- Regional. Zeitung für den Bezirk Brugg und die Nachbargemeinden, 20.1.2011.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0202-0204; Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1850-1938; ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Veltheim, 1809-1850.
- Gemeinde Veltheim, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1962, 1985, 2011.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46296
 

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