INV-VIL906 Feldweibelhaus Winkel 12, 1861 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VIL906
Signatur Archivplan:VIL906
Titel:Feldweibelhaus Winkel 12
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villigen
Adresse:Winkel 12
Versicherungs-Nr.:152
Parzellen-Nr.:934
Koordinate E:2658294
Koordinate N:1264413
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658294&y=1264413

Chronologie

Entstehungszeitraum:1861
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Das "Feldweibelhaus" ist ein wohlproportionierter Mauerbau spätklassizistisch-biedermeierlicher Prägung, der zusammen mit der rückwärtig gelegenen freistehenden Scheune (Vers.-Nr. 154) und dem Waschhaus mit Remise (Vers.-Nr. 153) eine geschlossene bäuerliche Hofanlage bildet. Das stimmungsvolle Ensemble trägt im Verband mit dem unmittelbar benachbarten Schulhaus (Bauinventarobjekt VIL904) und der östlich anschliessenden "Mittleren Trotte" (Bauinventarobjekt VIL905) wesentlich zum ländlichen Charakter der Gemeinde dar.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die bäuerliche Hofanlage, bestehend aus Wohnhaus (Vers.-Nr. 152), freistehender Scheune (Vers.-Nr. 154) und Waschhaus mit Remise (Vers.-Nr. 153), wurde gemäss Brandkataster 1861 durch Hans Heinrich Schwarz erbaut [1]. 1864 ging die Liegenschaft an seinen Sohn, Hauptmann Johannes Schwarz, über. 1881 gelangte sie in die Hände von Feldweibel Samuel Schwarz, aus dessen militärischer Funktion sich die volkstümliche Bezeichnung "Feldweibelhaus" ergab.
Mit Ausnahme eines nachträglich angefügten Balkons über dem östlichen Hauseingang blieb das Haus im Originalzustand bestehen. Es war längere Zeit unbewohnt, während die Ökonomiegebäude von der Gemeinde als Werkhof genutzt wurden. 2014/15 erfolgte eine Totalsanierung der Liegenschaft (siehe aktennotiz Besichtigung vom 8.12.2015).
Beschreibung:Das „Feldweibelhaus“ ist ein zweigeschossiger schlanker Mauerbau unter geradem, nur knapp vorspringendem Satteldach, das eine zeittypisch verschalte Dachuntersicht mit hölzernen Zahnschnitt-Kranzgesimsen zeigt. Eine Eckquaderung aus Putz fasst den streng kubischen Baukörper, welcher an seiner strassenzugewandten Schauseite drei regelmässige Fensterachsen aufweist. Demgegenüber zeigen die hofseitige Fassade wie auch die Stirnfronten eine eher unregelmässige, auf die innere Raumordnung abgestimmte Fassadengliederung. Sämtliche Tür- und Fensteröffnungen besitzen Rechteckgewände mit Ladenfalz und Blockbank aus Mägenwiler Muschelkalk.
Auf der Ostseite führt eine doppelläufige Steintreppe mit Biedermeiergeländer zum seitlich versetzten Hauseingang, über dem nachträglich ein Vordach mit Balkon auf zierlichen Gusseisensäulen angebracht wurde. Das profilierte Türgewände stammt genauso wie das Türblatt samt Beschlagwerk aus der Bauzeit. Über einen kleinen Vorraum mit Treppenhaus und Toilette gelangt man in die strassenseitig gelegenen Hauptwohnräume (Stube und Nebenstube), hofseitig schliessen Küche und Hinterstube (Kammer) an. Die mit einem eichenen Staketengeländer ausgestattete Innentreppe besitzt bis zum ersten Zwischenboden Stufen aus Muschelkalk, darüber aus Holz. Im Obergeschoss erschliesst ein durchlaufender Längsgang vier Zimmer und eine vermutlich nachträglich eingerichtete Küche.
Die untere Küche bewahrt die alten Einfeuerungen zur Stube und zur Hinterstube samt dem zugehörigen, langgestreckten Blechrauchfang. In der Stube haben sich ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst, schlichtes biedermeierliches Feldertäfer und ein Kreuzriemenboden mit Eichenfries und tannenen Füllungen erhalten. In der Hinterstube steht ein zusätzlicher grüner Kastenofen. Ebenfalls der Bauzeit zuzuordnen sind die achtteiligen Sprossenfenster mit Basculeverschlüssen.
Die beiden in Längsrichtung des Gebäudes angeordneten, mit Tonplatten ausgelegten Gewölbekeller sind über das Treppenhaus zugänglich. Zusätzlich existiert ein hofseitiger Aussenzugang mit doppelflügliger, horizontal aufgedoppelter Tür.
Den rückwärtigen Hofraum begrenzt gegen Norden hin eine freistehende Scheune mit Tenn, Stall und Futtertenn (Vers.-Nr. 154). Der traufständig ausgerichtete Kernbereich von 1861 ist im späteren 19. Jh. durch einen Quergiebelanbau mit Kellerraum erweitert worden. Einen ebenso wichtigen Bestandteil der bäuerlichen Hofanlage bildet das in Mischbauweise aus Stein und Holz erstellte Nebengebäude mit Waschhaus und Remise (Vers.-Nr. 153).

Aktennotiz Besichtigung vom 8. Dez. 2015:
2014/15 erfolgte eine Totalsanierung des "Feldweibelhauses" mit Einbau von zwei Stockwerkwohnungen sowie Ausbau des Dachgeschosses zu einer dritten Wohnung (Projektverfasser: André Jacquat, Architekt Villigen). Das äussere Erscheinungsbild und die Grundsubstanz des Hauses (Sockelbereich mit Kellern, Aussenmauern, Deckenbalkenlagen, Dachkonstruktion) blieben gewahrt. Lediglich zwei Fenstergewände mussten in Muschelkalk erneuert werden; die Fensterrahmen und die Verglasung wurden vollumfänglich ersetzt. Den eingeschossigen Balkon über dem Hauseingang hat man durch einen Aufbau im Obergeschoss erweitert. Die Innenausstattung der beiden Hauptgeschosse wurde modernisiert (Holzwände, Decken, Türen und Kachelofen im EG entfernt). Das Treppenhaus mit Stufen aus Muschelkalk bzw. Holz sowie sorgfältig gearbeitetem Staketengeländer wurde restauriert. Im loftartig ausgebauten Dachgeschoss tritt die bauzeitliche Dachkonstruktion, ein Sparrendach mit liegendem Stuhl und Dreieckstreben, offen zutage. Die beiden Gewölbekeller wurden neu verputzt, der alte Boden aus Ziegelsteinen belassen.
Die Scheune wurde durch einen leicht grösseren Neubau ersetzt, welcher der Gemeinde nun als zentraler Werkhof dient. Zwischen Wohnhaus und Scheune entstand eine Betonmauer als optische und akustische Abgrenzung zur nördlich gelegenen Liegenschaft hin.
Das ehemalige Waschhaus wurde weitgehend in der ursprünglichen Form belassen. Beim Schopfanbau wurden die hölzernen Tore teilweise entfernt und so ein teilweise offener Unterstand geschaffen. Über die gesamte Gebäudelänge zieht sich die fachgerecht rfestaurierte bauzeitliche Dachkonstruktion mit Dreieckstreben und originell abgestützten Zwischenpfetten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938.
Literatur:- Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46380
 

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