Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1880 |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Weintrotte |
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Dokumentation |
Würdigung: | Wohl aus dem 18.Jahrhundert stammende Weintrotte, welche 1886 einen grösseren Umbau mit Erneuerung der Dachkonstruktion sowie Umdeckung von Stroh auf Ziegelbelag erfahren hat. Das bis 1970 als Presslokal genutzte Gebäude wurde 2006 grundlegend saniert und zu einem kommunalen Begegnungszentrum umfunktioniert. Dank seiner weitgehend intakten äusseren Erscheinung und Raumwirkung im Innern kommt der „Mittleren Trotte“ nach wie vor eine wichtige Zeugenschaft für das ehemalige Rebbauerndorf zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | m ehemaligen Weinbauerndorf Villigen sind drei Trotten bekannt, wobei die so genannte „Mittlere Trotte“ vermutlich die älteste und bedeutendste war [1]. Sie wird erstmals 1549 schriftlich erwähnt und befand sich während Jahrhunderten in Privatbesitz wohlhabender Villiger Familien. So werden im ersten Brandkatastereintrag von 1809 Müller Samuel Kern, Jakob Hirt und Heinrich Baumann als Eigentümer einer „2-stökigen steinernen Weintrotte mit Strohdach“ aufgeführt [2]. In der Grundanlage (Aussenmauern mit Fensteröffnungen) dürfte das Gebäude zumindest aus dem 18. Jh. stammen. 1886 erfuhr es aber einen grösseren Umbau, welcher eine Erweiterung nach Süden, den vollständigen Ersatz des inneren Stützensystems mitsamt der Dachkonstruktion sowie den Wechsel von Stroh- auf Ziegeleindeckung umfasste. Die Trotteneinrichtung bestand früher aus drei Baum- und Spindelpressen. Das Traubengut wurde unter Aufsicht eines Trottmeisters gepresst. Bis 1855 musste jeweils ein Zehntel des Rebensafts als Weinzehnten an die Stadt Brugg und den Staat Bern (später an den Kanton Aargau) abgeliefert werden. 1970 wurde der Trottenbetrieb eingestellt, für das alljährlich stattfindende Trottfest aber blieb das Lokal weiterhin zur Verfügung. 1997 ging die Liegenschaft an die Ortsbürgergemeinde Villigen über. 2006 fand ein umfassender Umbau zu einem öffentlichen Begegnungsraum statt. Dabei wurden nachträglich eingezogene Zwischenböden mitsamt dem zugehörigen Stützensystem wieder entfernt sowie eine moderne Infrastruktur (Küche, Sanitäranlagen) eingerichtet. Eine über die gesamte Gebäudelänge verlaufende Dachlaterne dient zur Belichtung und Belüftung des Innenraums und setzt zugleich ein markantes Zeichen nach aussen. Umbauprojekt Raumlabor.ch, Zürich; Bauleitung Keller & Hasenfratz, Architekten, Brugg. |
Beschreibung: | Die "Mittlere Trotte" befindet sich am nordwestlichen Dorfrand, in unmittelbarer Nähe des an den Hängen des Guglen sich erstreckenden Rebbergs. Der breitgelagerte Mauerbau mit geradem Giebeldach geht in seiner heutigen Gestalt auf einen durchgreifenden Umbau von 1886 zurück (vgl. Baugeschichte). Vom Vorgängerbau erhalten sind die mächtigen Umfassungsmauern aus Jurakalk, mit schartenartigen Lüftungsöffnungen und drei hölzernen Toren an der nördlichen Trauffassade. Das östliche stirnseitige Haupttor ist nachträglich wohl etwas vergrössert worden. Unter der Dachkonstruktion von 1886 wurde ein damals eingezogener Zwischenboden mit dreifacher innerer Stützenreihe bei der Sanierung von 2006 wieder entfernt. So treten die ursprünglichen Verhältnisse mit grossem, ungeteiltem Innenraum wieder besser in Erscheinung. Als Reminiszenz des ehemaligen Pressbetriebes sind die kunstvoll gedrechselten Eichenspindeln von zwei alten Trottbäumen erhalten. Eine davon ist mit der Jahreszahl 1715 sowie verschiedenen Initialen beschnitzt (gemäss Kurzinventar von 1996). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Die "Untere Trotte" gehörte dem jeweiligen "Hirschen"-Wirt. Die "Fuchstrotte" befindet sich oberhalb des Dorfes an der Strasse nach Mandach (Hauptstrasse 74). Zur Geschichte des Weinbaus und den Trotten in Villigen vgl. Baumann 2009, S. 246-259; Widmer 1982, S. 86. [2] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. |
Literatur: | - Max Baumann, Villigen - die Geschichte, Stilli und Villigen 2009, S. 246-259. - Oskar Widmer, Das alte Villigen: in: Brugger Neujahrsblätter 1982, S. 77-86. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1936.0001: Brandkataster Gemeinde Villigen 1809-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0206-0208: Brandkataster Gemeinde Villigen 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46374 |
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