INV-VIM904 Gasthof zum Rössli, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VIM904
Signatur Archivplan:VIM904
Titel:Gasthof zum Rössli
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Villmergen
Adresse:Schulhausstrasse 8
Versicherungs-Nr.:238
Parzellen-Nr.:2089
Koordinate E:2660872
Koordinate N:1244365
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660872&y=1244365

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Würdigung:Das geschichtsträchtige Gasthaus "Rössli", welches urkundlich schon im 13. Jahrhundert erwähnt wird, dürfte im Kern ins 17. Jahrhundert zurückgehen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt das Gebäude seine heutige Form als viergeschossiger gemauerter Baukörper spätklassizistisch-biedermeierlicher Prägung. Anlässlich eines Umbaus von 1927 wurde die platzseitige Hauptfront überformt (Erker, Eingang) und der westliche "Rösslisaalanbau" neu gestaltet. Letzterer soll 2012 zu Wohnzwecken umgenutzt worden. Mit seiner Geschichte und dem stattlichen Erscheinungsbild ist der stattliche Baukörper prägender und identitätsstiftender Bestandteil des historischen Zentrums von Villmergen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Beim heutigen Standort am Dorfplatz, welcher einst von Linden besetzt war, existierten bereits im 13. Jh. zwei Tavernen [1]. Ein in die Vorderfront des südwestlichen Rösslisaal-Anbaus eingemauertes Relief mit dem Königsfelder Wappen und der Jahrzahl "1685" (Kantonales Denkmalschutzobjekt VIM007) nimmt Bezug auf die früheren grundherrlichen Verhältnisse, bei denen die drei Klöster Muri, Wettingen und Königsfelden eine wesentliche Rolle spielten [2]. Die beiden Initialen "BM" und "HM" stehen vermutlich für zwei Mitglieder der Familie Meyer, welche um 1650 das Amt des Königsfelder Klosteramtmanns inne hatten [3].
Der bestehende grossvolumige Hauptbaukörper des Gasthofs "Rössli" dürfte aus der ersten Hälfte des 19. Jh. stammen. Auf der Michaeliskarte um 1840 sind die räumlichen Verhältnisse mit dem gegenüber dem Gasthof "Ochsen" (dat. 1836) vortretenden Baukörper des "Rösslis" bereits in der heutigen Form wiedergegeben. Wie auf einer alten Postkarte zu ersehen ist, bestand der südwestliche Ecktrakt mit dem "Rösslisaal" ursprünglich gleich wie der Hauptbau als mehrgeschossiger Baukörper mit gleichmässig angelegten Fensterachsen (vgl. Bilddokumentation). 1927 wurde dieser als niedrigerer Gebäudetrakt mit quergestelltem nördlichem Bühnenhaus neu gestaltet. Gleichzeitig erfuhr die strassenseitige Schaufassade des Hauptbaus eine Überformung durch Gesimsbänder, zwei symmetrisch angelegte Erker und ein üppig profiliertes Stichbogenportal aus Kunststein. Beim geplanten Umbau von 2012 soll der ehemalige "Rösslisaal" unter Beibehaltung der Südfassade mit dem Wappenrelief im gleichen Volumen als Wohntrakt erneuert werden.
Beschreibung:Der mit einem knapp vorspringenden Satteldach ausgestattete, viergeschossig aufragende Baukörper zeigt an der südseitigen Platzfront eine spätklassizistisch-biedermeierliche Fassadengestaltung mit sieben gleichmässig verteilten Fensterachsen. Auch das östliche Giebelfeld zum niedrigeren Nachbargebäude (Gasthof "Ochsen") hin weist mit Rundbogenfenster und halbkreisförmigen Lüftungsöffnungen (Lünetten) charakteristische Merkmale des 19. Jh. auf. Die platzseitige Schaufassade ist mit gefugten Eckquadern, Gesimsbändern, zwei von 1927 stammenden Erkern im Hauptgeschoss und dem profilierten Stichbogenportal mit intakt erhaltenem Türblatt reich instrumentiert. In die Vorderfront des südwestlichen Gebäudeteils mit dem ehemaligen "Rösslisaal" eingelassen ist eine alte Wappentafel des Klosters Königsfelden mit der Jahrzahl "1685" sowie den Initialen "BM" und "HM" (Kantonales Denkmalschutzobjekt VIM007). Das schmiedeiserne Wirtshausschild mit Rösslidarstellung dürfte aus dem 19. Jh. stammen.
Das Innere des Hauptbaukörpers umfasst im Sockelgeschoss eine platzseitige Erschliessungszone mit Garderobe, an die rückwärtig ein massives, womöglich älteres Mauergeviert mit Kellerräumen anschliesst. Im Hauptgeschoss mit den vorgelagerten Erkern befindet sich die Gastwirtschaft, in den beiden Obergeschossen sind Wohnungen und Gästezimmer eingerichtet. Der westliche "Rösslisaalanbau" wird heute ebenfalls zu Wohnzwecken genutzt.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Urkundliche Erwähnung im Habsburger Urbar; vgl. Sauerländer 2000, S. 97.
[2] Zu den grundherrlichen Verhältnissen im Mittelalter vgl. Sauerländer 2000, S. 92-97.
[3] Zur Zeit der Bauernunruhen (1653) befand sich auch der damalige Rössliwirt und Klosteramtmann Hans Meyer unter den aufständischen Untertanen (vgl. Sauerländer 2000, S. 119).
Literatur:- Vom Villmerger "Rössli" einst und heute und von der Wirtefamilie Karl und Anna Gsell, in: Villmerger Blätter, Nr. 8, 1998, S. 15-17.
- Sauerländer Dominik, Villmergen, eine Ortsgeschichte, Villmergen 2000, S. 97, 119.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 88.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46602
 

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