INV-VIN903 Oberdorfstrasse 3A und 3B, 1600 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VIN903
Signatur Archivplan:VIN903
Titel:Oberdorfstrasse 3A und 3B
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villnachern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Oberdorfstrasse 3A, 3B
Versicherungs-Nr.:50
Parzellen-Nr.:116
Koordinate E:2654336
Koordinate N:1258053
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654336&y=1258053

Chronologie

Entstehungszeitraum:1600
Grundlage Datierung:Inschrift (Fenstergewände)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"1600"/"1622" (Fenstergewände im Erdgeschoss)
Würdigung:In der Grundanlage aus dem frühen 17. Jahrhundert stammender stattlicher Mauerbau, der an der strassenseitigen Hauptfassade wesentliche Teile der originalen spätgotischen Befensterung bewahrt hat. Die teils gekuppelten Fenstergewände mit Kehlen und kunstvoll gearbeiteten Verzierungen weisen heute im ländlichen Baubestand einen grossen Seltenheitswert auf.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das grosszügig dimensionierte Wohnhaus ist durch eine Jahrzahlinschrift an einem Fenstersturz in das Jahr 1600 bzw. 1622 datiert. Im ersten Brandkataster von 1809 wird das Gebäude als „zweistökiges steinernes mit Ziegelen gedektes Haus u[nd] Scheun“ beschrieben und ist bereits in drei Wohnungen unterteilt, die Heinrich (Schuhmacher), Jakob (1829 Schullehrer) und Samuel Hartmann (1829 Ammann) gehören. Über die räumliche Aufteilung gibt das Brandkataster von 1850 genaueren Aufschluss. So umfasste die Nummer 69A „die westliche Wohnung zu ebener Erde, Kammer im ersten Stock u. ½ gewölbter Keller u. ⅓ Estrich“, 69B „die östliche Wohnung zu ebener Erde, Kammer im ersten Stock, ⅓ Estrich“ und 69C „der übrige obere Boden, ½ Keller, ⅓ Estrich“ [1].
1988-89 erfuhr das Gebäude eine durchgreifende Renovation, bei der grosse Teile der Konstruktion mitsamt dem rauchgeschwärzten Dachgerüst ersetzt wurden [2]. Die steinernen Fassaden wurden mit Ausnahme der südöstlichen Giebelmauer teilweise bis über das Erdgeschoss abgebrochen und neu mit Backsteinen aufgeführt. Anstelle der Geschossbalkenlagen hat man fast durchgehend Betonböden eingezogen (ausser über der Küche im Erdgeschoss, wo die alten Balken noch tragende Funktion haben). Das Bodenniveau der unteren Wohnung wurde gegenüber der Küche, die als einziger Bereich unterkellert ist, leicht abgesenkt.
Im ausgebauten Dachgeschoss ist heute eine vierte Wohnung eingerichtet.
Beschreibung:Spitzwinklig zur Oberdorfstrasse gestellter Mauerbau von zwei Geschossen unter geknicktem Satteldach, das seit dem Ausbau des Dachraums beidseitig eine breite Schleppgaube aufweist. Die nordwestliche Ecke des traufständigen Gebäudes ist in Anpassung an den Strassenverlauf leicht abgewinkelt. Die unregelmässige Verteilung und Dimensionierung der Fenster liegt im hohen Alter des Baus begründet. Eine Rarität stellt die strassenseitige Fassade im Erdgeschoss dar, die mehrheitlich bauzeitliche Einzel- und Doppelfenster über teilweise durchlaufendem Gesims zeigt. Die grösstenteils aus Muschelkalk, teils aus Rotbergstein gefertigten Fenstereinfassungen sind mit spätgotischen Kehlen versehen. Das Gewände des untersten, südöstlichen Fensters mit den eingemeisselten Baudaten, fällt durch seine Zweifarbigkeit und die besonders kunstvoll in Rotbergstein gehauenen Blattdoppelvoluten unter den Ausläufern der seitlichen Kehlen auf. Der Mittelpfosten, der sich wie das Gesims in hellgrauem Muschelkalk davon abhebt, weist schlichtere, weniger plastisch herausgearbeitete Voluten aus, was eine zweite Bauphase vermuten lässt. Dies würde auch die Korrektur der ursprünglich eingemeisselten Jahreszahl "1600" zu "1622" erklären. Die nach Nordwesten anschliessenden Fenstergewände sind einfacher gestaltet und zeigen über dem Ausläufer der Kehle lediglich eine lappenförmige Verzierung.
In Analogie zum alten Bestand wurden die erneuerten Fensteröffnungen ebenfalls mit Kehle und profiliertem Gesims aus Muschelkalk gefertigt und im Obergeschoss zum Teil paarweise angeordnet. Die Eingänge zu den Wohnungen befinden sich, mit Ausnahme der stirnseitigen Tür zur südöstlichen Wohnung, alle auf der Rückseite des Hauses. Der gewölbte Keller, der sich quer zum First unter der Erdgeschossküche bis zur Rückwand erstreckt, ist über einen Treppenabgang und ein altes, teilergänztes Rundbogenportal auf der Rückseite sowie ein erneuertes strassenseitiges Rechteckportal zugänglich.
An alter Bausubstanz haben sich in der Erdgeschosswohnung alte Deckenbalken (Stube und Küche), die Feuerwand und ein einfacher grüner Kastenofen in der Nebenstube erhalten.
Von der Strasse zurückversetzt, schliesst talseitig ein kleiner Ökonomieteil an (heute erneuert, nicht Teil des Schutzumfangs).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938; Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
[2] Gemäss Auskunft Eigentümer.
Literatur:- Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 453.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, IV-31, 5.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46908
 

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