INV-WEG923 Gasthaus zum Adler, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WEG923
Signatur Archivplan:WEG923
Titel:Gasthaus zum Adler
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Wegenstetten
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Hauptstrasse 86
Versicherungs-Nr.:51
Parzellen-Nr.:283
Koordinate E:2636989
Koordinate N:1260680
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2636989&y=1260680

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Inschriften:"1600 HüM" (in die rückwärtige Trauffassade eingemauerter Haustein)
Würdigung:Das spätestens seit 1736 in den Schriftquellen fassbare Gasthaus zum Adler ist eine von ehemals vier alten Tavernen im Dorf. Es erhielt sein heutiges Gesicht im Wesentlichen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein eingemauertes, mit der Jahreszahl "1600" versehenes Werkstück deutet jedoch darauf hin, dass in die Bausubstanz Teile eines Vorgängerbaus integriert sind. Das sich als dreigeschossiger Mauerbau unter einem steilen geknickten Satteldach erhebende Wohn- und Gasthaus ist zusammen mit der unter niedrigerem First anschliessenden umgebauten Scheune in eine markante Häuserzeile am südwestlichen Dorfeingang eingebunden. Mit seiner streng axial gestalteten Strassenfront und dem mit zwei Kastanien bepflanzten Vorplatz trägt der "Adler" wesentlich zum intakten Strassenbild bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gasthaus zum Adler ist die einzige noch betriebene von ehemals vier alten Tavernen in Wegenstetten [1]. Der Inschrift mit Jahreszahl eines in der rückwärtigen Trauffassade eingemauerten Werkstücks aus Sandstein zufolge könnte das Gebäude in seinen ältesten Bestandteilen auf das Jahr 1600 zurückgehen (siehe Bilddokumentation). Die sich vermutlich auf die Bauherrschaft beziehenden Buchstaben "HüM" lassen am ehesten an die Familiennamen Hürbin und Moosmann denken, die auch in der späteren Besitzergeschichte eine Rolle spielen. Unbekannt ist, ob und wie stark das Gebäude vom Dorfbrand 1632 betroffen war. Auf der ältesten verfügbaren Karte, dem historischen Bannplan von 1772-1783, bilden das über grosszügiger Grundfläche errichtete Wohn- und Gasthaus und die nordöstlich anschliessende langgestreckte Scheune eine Gebäudegruppe, die mit dem weiter dorfeinwärts stehenden Bauernhaus noch nicht zu einer Zeile zusammengewachsen ist (vgl. Bilddokumentation).
Im früheren 18. Jh. scheint der „Adler“ dem Stift Säckingen oder den Herren von Schönau gehört zu haben. Nachdem der Wirt August Moosmann gekündigt hatte, sah sich die Obrigkeit 1736 jedenfalls veranlasst, durch das Los einen Nachfolger zu bestimmen [2]. Ein Jahrhundert später, ab 1832, ist als Besitzer Anton Moosmann überliefert, der möglicherweise auch der Erbauer des nur vier Jahre zuvor errichteten, südwestseitig angebauten Nachbarhauses war (vgl. Bauinventarobjekt WEG924). Im März 1840 kaufte Johann Moosmann-Rippstein den "Adler", 1873 übergab er diesen seinem Sohn Edmund Moosmann-Hürbin. Das Wirtshaus, laut Brandkatastereintrag von 1850 „mit Speiszimmern und Tanzboden, von Stein, 3 Stock hoch, mit 2 gewölbten Kellern unter Ziegeldach“, dürfte damals in der wesentlichen Erscheinung bereits dem heutigen Bau entsprochen haben [3]. Da weder auf der Michaelis- noch auf der Siegfriedkarte von 1840 respektive 1880 ein zusätzlicher (Annex-)bau eingezeichnet ist, dürfte sich der erwähnte Tanzboden im ersten Obergeschoss befunden haben, wo von 1911 bis 1991 der sogenannte „Adler-Saal“ eingerichtet war. Heute umfasst die Gastwirtschaft das Parterre des alten dreigeschossigen Wohnhauses sowie die einstige Scheune, die unter einem niedrigeren First dorfeinwärts an dieses angebaut ist. Letztere zeigt sich durch die um 1950/60 erfolgten Einbauten (Säli, Sanitäranlagen) stark verändert.
Beschreibung:Das traufständig in eine spannungsvoll gestaffelte Häuserzeile am südwestlichen Dorfeingang eingebettete Gasthaus zum Adler erhebt sich als stattlicher, dreigeschossig aufgeführter Mauerbau. Unter einem noch steileren, ebenfalls geknickten Satteldach mit niedrigerem First fügt sich dorfeinwärts die zugehörige ehemalige Stallscheune an. Auf der anderen Seite bildet der bäuerliche Vielzweckbau Hauptstrasse 92 (Bauinventarobjekt WEG924) von 1828 unter Fortführung der strassenseitigen Fassadenflucht und mit ungefähr der gleichen Firsthöhe den Abschluss der Zeile. Die Dachuntersicht ist mit einer sorgfältigen Rahmenkonstruktion verschalt, ein entlanglaufender Zahnfries bildet den oberen Abschluss der verputzen Fassade. Die Strassenfront des Wohnteils mit der ehemaligen Gaststube zeigt eine spätklassizistisch-biedermeierliche Fassadengliederung mit je fünf streng axial gesetzten Rechtecklichtern an beiden Obergeschossen. Die aussergewöhnliche Höhe der Fenster am ersten Obergeschoss weist auf den ehemals dahinter befindlichen Saal hin. Das Erdgeschoss ist nur in den inneren drei Achsen mit Fenstern besetzt. Im äusseren, westlichen Teil befindet sich ein quer zum First verlaufender, um nur wenige Stufen abgetiefter Gewölbekeller, der auf der Strassenseite ehemals einen direkten Aussenzugang besass. Heute sorgt an der betreffenden Stelle eine kleine querrechteckige Öffnung für die Belichtung und Belüftung des Raums. Während die Fenster an den unteren beiden Geschossen im Laufe des 20. Jh. Zementgussgewände erhielten, bewahrt das zweite Obergeschoss vermutlich noch die bauzeitlichen Holzgewände mit Ladenfalz aus dem 19. Jh. Der Eingang zum alten Wohnteil und zur Gastwirtschaft befindet sich interessanterweise fast ganz im Bereich der nordöstlich anschliessenden Scheune, genauer an der Schnittstelle zwischen beiden Gebäudeteilen, so dass der Korridor teilweise unter der Giebelmauer verläuft.
Der unter einem steilen geknickten Satteldach mit niedrigerem First geborgene Ökonomietrakt präsentiert sich seit einem durchgreifenden Umbau Mitte des 20. Jh. ebenfalls als Mauerbau. Anstelle des früher holzverschalten Stalls und des rechteckigen Tenntors befindet sich heute ein Säli, während in der anderen Gebäudehälfte – früher ein gemauerter Stallbereich mit barocken Ochsenaugen am Heubergeraum – eine zusätzliche Erschliessung und eine Garage eingebaut sind [4]. Das Dachwerk der ehemaligen Scheune scheint sich weiter über den zum Nachbarhaus gehörenden Ökonomieteil fortzusetzen. Die baugeschichtlichen Verhältnisse und Abhängigkeiten unter den einzelnen Gebäudeteilen sind mit dem heutigen Wissensstand noch nicht vollständig geklärt.
Der grösstenteils versiegelte und mit Parkplätzen versehene Vorplatz wird im südwestlichen Teil von zwei Kastanien beschattet, welche bereits Anfang des 20. Jh. zur Umgebungsgestaltung gehörten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Schreiber-Brändlin 1996, S. 81-88. Zu den alten Tavernen zählen neben dem "Adler", der "Schwanen" (Alte Mühle, Betriebsdauer unbekannt), der "Schlüssel" (ehemals Hauptstrasse 11, ab 1. Hälfte 19. Jh. Hauptstrasse 43) und die "Sonne" (Talmattstrasse, bis 1870), die alle drei Josef Gass-Walde/1744-1826) gehörten.
[2] Schreiber-Brändlin 1996, S. 81 u. 87, Anm. 4 (Stift Säckingen, Schönauer Gerichtsprotokoll 1728-1743, (StAAG 6311)).
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
[4] Vgl. Bilddokumentation, historische Aufnahme von 1929 bei Ackermann 1934, Blatt 23.
Literatur:- Hans Schreiber-Brändlin, Dorfgeschichte Wegenstetten, Wegenstetten 1996, S. 81-88.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 162.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
- J. Ackermann, Aufnahmen von älteren Häusern und Hausgruppen, 1934, Blatt Nr. 23 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47382
 

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