Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1828 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Tenntor) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1828" (Türsturz Hauseingang), "A1828 M" (Tenntor) |
Würdigung: | Doppelbauernhaus von 1828, das am südwestlichen Dorfeingang als kraftvoller Mauerbau den Auftakt einer ortsbaulich wertvollen Häuserzeile bildet. Der langgestreckte Baukörper ist unter einem charakteristisch geknickten, steilen Satteldach geborgen. Mit der strassenseitigen Fassadenflucht und der Firsthöhe bindet er sich volumetrisch stark an die benachbarte Gastwirtschaft zum Adler an, mit der er vermutlich besitzergeschichtlich verknüpft ist. Der Vielzweckbau, der seine spätklassizistisch-biedermeierliche Erscheinung weitgehend bewahrt, besticht durch die sorgfältige Fassadengestaltung mit regelmässig gesetzten Rechtecklichtern am Wohnteil und zeittypischen Lüftungsschlitzen, welche den Heubergeraum des grosszügigen, von einem zentralen Scheunentor dominierten Ökonomietrakts rhythmisieren. Zurückhaltender Bauschmuck wie ein Zahnschnittfries unter dem Dachanschluss und fein profilierte Hausteingewände unterstreichen die gehobene Wohnkultur der Bauherrschaft. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Baujahr „1828“ ist in einer Inschrift sowohl am Türsturz des Hauseingangs als auch am Jochbalken des Tenntors überliefert. Aufgrund der am Tenntor beigefügten Initialen „A M“ kommt als Bauherr Anton Moosmann in Frage, der spätestens ab 1832 als Wirt des benachbarten Gasthauses zum Adler bezeugt ist (Bauinventarobjekt WEG923) [1]. Um 1850 teilten sich gemäss Brandkataster Stefan und Xaver Moosmann das „Wohnhaus mit 2 Wohnungen samt Scheune mit 2 Ställen nebst Anbau mit Wagenschopf u. Laube“, zu dem auch zwei gewölbte Keller gehörten [2]. Der spätere Eigentümer, Landwirt und Störmetzger Ernst Schlienger-Gisin, begann 1916 mit dem Verkauf von Fleisch. Die Metzgerei befand sich zunächst im Hinterhaus. Im Zuge der Geschäftsübernahme durch den gleichnamigen Sohn wurde diese 1957 modernisiert und unter Einbezug der einen Stallfront in der Scheune untergebracht [3]. Jüngere Zutaten sind auch der stirnseitige Balkonanbau und der kürzlich erfolgte Ausbruch eines hohen Fensters im Giebelfeld im Zusammenhang mit dem Ausbau des Dachgeschosses (Baubewilligung 2005). Die den stattlichen Baukörper prägenden grossen Dachflächen blieben abgesehen von zwei kleinen liegenden Dachfenstern und einem bereits früher ergänzten rückseitigen Quergiebel bislang ungestört. |
Beschreibung: | Stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau, der als äusserstes Element einer weitgehend intakt erhaltenen, spannungsvoll gestaffelten Häuserzeile nördlich der Hauptstrasse die historische Bebauung im Oberdorf nach Südwesten abschliesst. Der sich mit dem Ökonomietrakt an den „Adler“ (Bauinventarobjekt WEG923) fügende Bau von 1828 ist unter einem durchlaufenden Sparrendach mit Aufschieblingen geborgen, das sich durch eine steile, zeittypisch geknickte Form mit knappem stirnseitigen Überstand auszeichnet. Der langgestreckte Baukörper ist aus verputztem Mauerwerk aufgeführt. Er gliedert sich in einen geräumigen, zwei auf vier Achsen zählenden Wohnteil und einen ehemals symmetrisch angelegten Scheunentrakt mit einem von zwei Ställen flankierten Tenn (ein Stall zu Ladenlokal der Metzgerei umgebaut). Stalltür- und Tenntoreinfassung sind aus Holz gefertigt, während die zweireihig angeordneten Lüftungsschlitze am Heubergeraum wie die Haustür und die Rechteckfenster mit Hausteingewänden ausgestattet sind. Die der Hauptstrasse zugewandten Fenster sind mit fein gekehlten Gesimsen etwas aufwändiger gestaltet als die Lichter an der Stirnfront, die gewöhnliche Blockgesimse aufweisen und nach lokaltypischem Muster (vgl. die Bauinventarobjekte WEG904, WEG915, WEG926) etwas schmaler proportioniert sind. Identische Gesimsprofile finden sich am gleichzeitig errichteten Schulhaus (Bauinventarobjekt WEG901), sodass als Urheber der Hausteinarbeiten dieselben Steinmetzen aus dem benachbarten Hemmiken (BL) vermutet werden dürfen, wie sie für das Schulhaus nachgewiesen sind. Der über eine jüngere Treppe zugängliche strassenseitige Hauseingang trägt in der schlusssteinartigen Mittelpartie des Sturzes das Baujahr, welches zusammen mit den Initialen des Bauherrn als Kerbschnitt auch am Tenntor zu finden ist. Das Türblatt des Hauseingangs ist unter Beibehaltung des für die Bauzeit typischen Oberlichts erneuert. Einen zurückhaltenden Schmuck erhält die straff gegliederte Schaufassade durch einen Zahnschnittfries, der als oberer Abschluss der Mauer zur rahmenartig verschalten Dachuntersicht überleitet. Abgesehen von der eingebauten Metzgerei im Ökonomieteil bewahrt das Gebäude strassenseitig die charakteristische klare Gliederung eines bäuerlichen Vielzweckbaus, während sich die jüngeren baulichen Ergänzungen auf die Stirn- und Rückseite konzentrieren. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Schreiber-Brändlin 1996, S. 56. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938. [3] Schreiber-Brändlin 1996, S. 247. |
Literatur: | - Hans Schreiber-Brändlin, Dorfgeschichte Wegenstetten, Wegenstetten 1996, S. 56, 247 (Abb.). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47388 |
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