INV-WET903 Baumwollweberei, 1857-1858 (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WET903
Signatur Archivplan:WET903
Titel:Baumwollweberei
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Klosterhalbinsel
Adresse:Klosterstrasse 42
Versicherungs-Nr.:357
Parzellen-Nr.:325
Koordinate E:2665895
Koordinate N:1256445
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2665895&y=1256445

Chronologie

Entstehungszeitraum:1857 - 1858
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WET901-WET907, WET952
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Autorschaft:Johann Caspar Wolff, Architekt
Würdigung:Die Weberei gehört zusammen mit der Spinnerei zu den Gründerbauten der 1857 auf der Klosterhalbinsel entstandenen Textilfabrik Wild Cie., die im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine zunehmende wirtschaftliche Bedeutung erlangte und massgeblichen Einfluss auf das Wachstum der Gemeinde Wettingen hatte. Das parallel zur Limmat stehende Gebäude prägt durch seine beachtliche Länge und die symmetrisch befensterten Fassaden das Bild der Gesamtanlage wesentlich. Zusammen mit der Schlichterei, dem Zauslerhaus, dem Verwaltungsgebäude und dem Nachtwächterhaus (Bauinventarobjekte WET904-907) ergibt sich ein markanter Industriekomplex, der den grossen Stellenwert des ehemaligen Textilunternehmens Wild in der Gemeinde Wettingen vor Augen führt. Aufgrund der exponierten Stellung am Limmatknie kommt der Fabrikanlage eine hohe landschaftsprägende Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Textilfabrik auf der Wettinger Klosterhalbinsel wurde 1857 durch Johann Wild gegründet, den Sohn des gleichnamigen Zürcher Industriellen, der eine Generation zuvor in Baden die Baumwollproduktion eingeführt hatte [1]. Die Fabrikgebäude liegen zuvorderst auf der Klosterhalbinsel in einem Bereich, der durch die Zisterziensermönche wohl nie intensiv genutzt worden und vor der Fabrikgründung bewaldet gewesen war.
Vor Baubeginn erwarb Johann Wild die Wasserrechte, welche es ihm ermöglichten, den heute zugeschütteten Oberwasserkanal der ehemaligen Klostermühle im Scheitel der Limmathalbinsel auszubauen und mit Turbinenhäusern zu versehen. 1857/58 liess der Unternehmer entlang des Kanals die erste Spinnerei und unmittelbar gegenüber eine Weberei errichten (Bauinventarobjekte WET902, WET903). Kurz danach entstand am Hang gegen das Kloster das Verwaltungsgebäude mit dem englischen Garten (Bauinventarobjekt WET905). Die Pläne für die Industrieanlage lieferte vermutlich der Zürcher Architekt Johann Caspar Wolff [2].
Der rasch eintretende Erfolg des Industriebetriebes hatte diverse bauliche Erweiterungen zur Folge: 1869 entstand die Schlichterei (Bauinventarobjekt WET904), später wurden mehrere Fabrikationsgebäude auf der Neuenhofer Seite errichtet. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) erlebte die Fabrik mit gegen achthundert Arbeiterinnen und Arbeitern einen wirtschaftlichen Höhepunkt. 1876 verursachte ein Grossbrand, dem die Spinnerei am Neuenhofer Ufer zum Opfer fiel, einen empfindlichen Rückschlag.
Die mechanische Weberei wurde ursprünglich durch eine Jonval-Turbine der Firma Rieter angetrieben, die Energie für 121 Maschinen auf drei Stockwerken lieferte. Die Fabriksäle wurden durch Gaslicht aus dem eigenen Gaswerk beleuchtet und besassen eine kohlenbefeuerte Dampfheizung.
Nach dem Tod des Firmengründers Johann Wild (1890) und seiner Ehefrau Emilie Wild (1894) wurde der Betrieb durch deren Schwiegersöhne weitergeführt. Die Firmenleitung übernahm Henry Zweifel-Wild, der 1898 das Zauslerhaus (Bauinventarobjekt WET906) erstellen und 1901 einen achtstöckigen Treppenhausturm mit Lift und Wasserreservoir an das Spinnereigebäude anbauen liess. Unter Harry Zweifel-Stehli, dem Enkel des Gründers, musste das Unternehmen 1911 Konkurs anmelden. In der Folge fand ein Wechsel von der Personen- zur Kapitalgesellschaft statt, welche in der Gründung der Firma "Baumwollspinnerei und Weberei Wettingen" resultierte. Diese hatte bis in die 1970er Jahre Bestand, als zuerst das Neuenhofer Werk (1970) und kurz darauf das Wettinger Werk (1972) stillgelegt werden musste. Das Webereigebäude wird heute vielfältig als Gewerbezentrum und Ateliergemeinschaft genutzt.
Beschreibung:Das schlichte Gebäude mit Satteldach zählt nur zwei Geschosse, übertrifft aber mit seiner enormen Trauflänge von 29 streng symmetrisch angeordneten Fensterachsen diejenige der benachbarten Spinnerei beträchtlich. Lediglich über den drei mittleren Achsen ist das Gebäude nach einer nachträglichen Aufstockung dreigeschossig ausgebildet. Gleich wie die Traufseiten zeigen auch die drei stirnseitigen Achsen grosse, starr disponierte Fenster, seitlich und oben ergänzt durch runde Lüftungsöffnungen (Ochsenaugen). Die gefalzten und mit Blockbänken ausgestatteten Gewände sind in Sandstein gearbeitet. Einen rustikalen Charakter verleihen die roh gearbeiteten, bis unter das Dach reichenden Eckquader aus Würenloser Muschelkalk. Eine historische Abbildung um 1900 zeigt den grossen Saal mit den durch Transmission angetriebenen Webmaschinen (vgl. Bilddokumentation).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Für eine ausführliche Nutzungsgeschichte der Baumwollspinnerei und -weberei Wild vgl. Die Wettinger Klosterhalbinsel 1981, S. 79-96; Brüschweiler/Kottmann/Senft/Oettli 1978, S. 420-424.
[2] Der Zürcher Architekt und Staatsbauinspektor Johann Caspar Wolff (1818-1891) dürfte die Pläne für die Spinnerei, die Weberei und das Verwaltungsgebäude geliefert haben. Erwiesenermassen entstand nach seinen Entwürfen 1865 die später abgebrannte Weberei am Neuenhofer Limmatufer in der Damsau. Zu Johann Caspar Wolff vgl. Rucki/Huber 1998, S. 572.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 214-216.
- Die Wettinger Klosterhalbinsel, Wettingen 1982.
- Roman Brüschweiler/Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978, S. 420-424.
- Eugen Meier/Walter Scherer, Wettingen früher, Baden 1981.
- Bruno Meier, Der Industriekulturpfad im Raum Wettingen, in: Badener Neujahrsblätter 1995, S. 56-61.
- Isabelle Rucki/Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 572.
Quellen:- Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss im Raum Wettingen-Neuenhof, Baden 1996.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47442
 

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