Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1869 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | WET901-WET907, WET952 |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Fabrikgebäude, Manufakturgebäude |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Johann Wild |
Würdigung: | Die 1869 an das bereits bestehende Webereigebäude angefügte Schlichterei wird flussseitig als markanter Kopfbau wahrgenommen, der sich hart ans Limmatufer anlehnt. Der dreigeschossige würfelförmige Baukörper unter Walmdach hat sein spätklassizistisch-biedermeierliches Erscheinungsbild weitgehend bewahrt. Es handelt sich um einen wichtigen Bestandteil der Fabrikanlage, welche durch das Textilunternehmen Wild und Cie. auf der Klosterhalbinsel erstellt wurde. Zusammen mit der Spinnerei, der Weberei, dem Zauslerhaus, dem Verwaltungsgebäude und dem Nachtwächterhaus (Bauinventarobjekte WET902, WET903, WET905-907) ergibt sich ein bemerkenswertes industriegeschichtliches Ensemble, welches eine markante, landschaftsprägende Stellung am Limmatknie einnimmt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Textilfabrik auf der Wettinger Klosterhalbinsel wurde 1857 durch Johann Wild gegründet, den Sohn des gleichnamigen Zürcher Industriellen, welcher eine Generation zuvor in Baden die Baumwollproduktion eingeführt hatte [1]. Die Fabrikgebäude liegen zuvorderst auf der Klosterhalbinsel in einem Bereich, der durch die Zisterziensermönche wohl nie intensiv genutzt worden und vor der Fabrikgründung bewaldet gewesen war. Vor Baubeginn erwarb Johann Wild die Wasserrechte, welche es ihm ermöglichten, den heute zugeschütteten Oberwasserkanal der ehemaligen Klostermühle im Scheitel der Limmathalbinsel auszubauen und mit Turbinenhäusern zu versehen. 1857/58 erbaute der Unternehmer entlang des Kanals die erste Spinnerei und gegenüber eine Weberei, beide betrieben von Jonval-Turbinen. Im selben Jahr entstand am Hang gegen das Kloster das Verwaltungsgebäude mit dem englischen Garten. Der rasch eintretende Erfolg des Industriebetriebes führte zu diversen Erweiterungen der Anlage. So wurde 1869 auf dem Wuhr zwischen Limmat und Mühlekanal ein Schlichtereigebäude errichtet. Als "Schlichten" bezeichnet man die Behandlung des Fadens mit Maisstärkemehl oder Gelatine zur Festigung gegen Bruch und zur Verbesserung der Gleitfähigkeit des Schusses [2]. Der Gebäudeteil schloss als südlicher Kopfbau an das Webereigebäude an und wurde mit den besten und teuersten Maschinen ausgestattet. Nach dem Tod des Firmengründers Johann Wild (1890) und seiner Ehefrau Emilie Wild (1894) wurde der Betrieb durch deren Schwiegersöhne weitergeführt. Die Firmenleitung übernahm Henry Zweifel-Wild, der 1898 das Zauslerhaus erstellen und 1901 einen achtstöckigen Treppenhausturm mit Lift und Wasserreservoir an das Spinnereigebäude anbauen liess. Unter Harry Zweifel-Stehli, dem Enkel des Gründers, musste das Unternehmen 1911 Konkurs anmelden. In der Folge fand der Wechsel von der Personen- zur Kapitalgesellschaft, welcher in der Gründung der Firma "Baumwollspinnerei und Weberei Wettingen" resultierte. Diese hatte bis in die 1970er Jahre Bestand, als zuerst das Neuenhofer Werk (1970) und kurz darauf das Wettinger Werk (1972) stillgelegt werden mussten. Das Schlichtereigebäude wurde daraufhin zu Wohn- und Büroraum umgenutzt. |
Beschreibung: | Das ehemalige Schlichtereigebäude ist ein dreigeschossiger würfelförmiger Baukörper, der auf Seite der "Gwaggelibrugg" an die Südwestecke des Webereigebäudes (Bauinventarobjekt WET03) anschliesst. Die Fassaden werden von einem hölzernen Zahnschnitt-Kranzgesims gefasst, welches den Übergang zum ungebrochenen, nur knapp vorspringenden Walmdach bildet. An den freistehenden Seiten zählt das Gebäude je drei Fensterachsen streng regelmässig angeordneter Rechteckfenster. Die gefalzten und mit Blockbänken versehenen Gewände sind in Sandstein gearbeitet. Die Mittelachse der südlichen Stirnfront betont am ersten Obergeschoss ein Balkon, der ein bauzeitliches Gusseisengeländer bewahrt. Im Parterre, an dem die rustizierte Eckquaderung der Gründungsbauten übernommen wurde, führt eine Passage zum rückwärtigen Webereiareal. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Für eine ausführliche Nutzungsgeschichte der Baumwollspinnerei und -weberei Wild vgl. Die Wettinger Klosterhalbinsel 1981, S. 79-96; Brüschweiler/Kottmann/Senft/Oettli 1978, S. 420-424. [2] Hoegger 1995, S. 225, Anm. 127. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 214-216. - Die Wettinger Klosterhalbinsel, Wettingen 1982. - Roman Brüschweiler/Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978, S. 420-424. - Eugen Meier/Walter Scherer, Wettingen früher, Baden 1981. - Bruno Meier, Der Industriekulturpfad im Raum Wettingen, in: Badener Neujahrsblätter 1995, S. 56-61. |
Quellen: | - Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss im Raum Wettingen-Neuenhof, Baden 1996. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47448 |
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