Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1640 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Wappentafel Kellereingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Als "Murihof" bekanntes Gebäude, das 1640 erstellt und vom Lehensmann der Murianer Klostergüter bewohnt und bewirtschaftet wurde. Das unter einem mächtigen Teilwalm errichtete Mittertennhaus hat im 19. und 20. Jahrhundert diverse bauliche Veränderungen erfahren. Unverändert erhalten aber ist der mächtige, von Holzsäulen gestützte Kellerraum mitsamt dem rundbogigen Eingangsportal, das am Scheitel nebst dem Baudatum die Wappen des Klosters Muri und des Abts Johann Jodok Singisen eingemeisselt hat. Ebenfalls zum originalen Baubestand gehört die kräftige Dachkonstruktion mit liegenden Stuhljochen. An der Trennwand vom Wohnteil zum Tenn blieb eine alte Bohlenwand bestehen, welche Zeugnis von der ursprünglichen Holzbauweise des Gebäudes ablegt. Insgesamt ist der "Murihof" ein wichtiger Zeuge der Herrschaftsgeschichte und des ländlichen Hausbaus in der Gemeinde. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Zur Bewirtschaftung der Wettinger Rebgüter und Matten, mit deren Erwerb es 1612 begonnen hatte, erbaute sich das Kloster Muri einen Hof an der Dorfstrasse. Gemäss einer Federzeichnung von Pater Leodegar Mayer bestand dieser Mitte des 18.Jh. aus dem Haus des Lehnsmanns und einem westseitig benachbartes "Herren Häuslin", welches dem Abt oder anderen Trägern von Klosterämtern für die Dauer ihrer Besuche als Unterkunft diente [1]. Die Jahreszahlen 1640 (oder 1649?) am Kellereingang sowie 1658 an einer Eichensäule des Lehnshauses lassen auf eine Entstehung um die Mitte des 17. Jh. schliessen. Während die kleine "Residenz" längst schon verschwunden ist, hat sich das Haus des Lehnsmanns in teilweise verändertem Zustand bis heute erhalten. In der erwähnten Zeichnung von Leodegar Mayer wird das Gebäude als Vielzweckbau mit geständerter Scheune unter Teilwalmdach abgebildet. Der Wohnteil zeigte vor den erdgeschossigen Wohnräumen zwei fünfteilige Reihenfenster, während das Obergeschoss nur spärlich mit Lichtöffnungen versehen war (vgl. Bilddokumentation). Sein heutiges Fassadenbild mit Einzelfenstern dürfte das Haus im Verlauf des 19. Jh. erhalten haben. Die ostseitige Ergänzung mit einem zusätzlichen Wohn- und Geschäftshausteil (Dorfstrasse 69) fand in der Zeit um 1900 statt. Die Wohnräume im alten Hausteil Dorfstrasse 67 wurden im 20. Jh. durchgehend modernisiert und weisen heute keine historische Ausstattung mehr auf. |
Beschreibung: | Der ehemalige "Murihof" erhebt sich als grossvolumiger, traufständiger Baukörper nördlich der Dorfstrasse. Den baugeschichtlich relevanten Teil bildet der westliche Gebäudeflügel (Dorfstrasse 67), während dem östlichen Wohnungsanbau aus der Zeit um 1900 (Dorfstrasse 69) keine wesentliche bau- und nutzungsgeschichtliche Bedeutung zukommt (nicht Teil des Schutzumfangs). Der nach Westen gerichtete alte Wohnteil besteht aus massivem Bruchsteinmauerwerk. Die Fassaden zeigen axial angeordneten Einzelfenstern biedermeierlicher Prägung, wohl aus der Mitte des 19. Jh. Im Hausinnern ist die frühere Raumgliederung mit Viererteilung im Erdgeschoss und kleinerer Aufkammerung im Obergeschoss noch erkennbar, jedoch nicht von erheblicher bau- und nutzungsgeschichtlicher Bedeutung. Desgleichen hat sich in den Räumen keine nennenswerte historische Ausstattung erhalten. Der geschichtliche Stellenwert des "Murihofs" als obrigkeitlicher Bauzeuge manifestiert sich hingegen im hohen, mit einer Kopfsteinpflästerung versehenen Kellerraum, dessen kräftige Eichenbalkendecke von einer Doppelreihe runder und polygonaler Eichensäulen gestützt wird. Hier wurde der für das Kloster bestimmte Wein aus den Rebgütern gekeltert. Am Kapitell einer Eichensäule ist die Jahreszahl "1658" eingeschnitten. Eine noch etwas ältere Datierung von "1640" (od. 1649) findet sich am skulptierten Wappenschild des rundbogigen Kellereingangs. Dieses zeigt die von den Abtsinsignien überhöhten Doppelwappen der Abtei Muri und ihres Abts Johann Jodok Singisen, begleitet von einem Steinmetzzeichen [2]. Als wertvolles baugeschichtliches Ausstattungselement hat der Kellereingang die zweiflüglige Brettertür mit rautenförmiger Aufdoppelung bewahrt. Ebenso dem originalen Baubestand aus dem 17. Jh. zuzurechnen ist die kräftig dimensionierte Dachkonstruktion, die in für die damalige Zeit "moderner" Machart mit liegenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern ausgeführt wurde. Als weiteres, baugeschichtlich wertvolles Relikt aus der Entstehungszeit des "Murihofs" hat sich zwischen dem Wohnteil und dem Tenn eine alte Ständerwand mit mächtigen Bohlenfüllungen und versteifenden Kopfhölzern erhalten. Die übrigen Wandteile des Ökonomieteils sind im Laufe der Zeit erneuert worden. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Ein gleiches Zusammenspiel von "Lehnsmannhaus" und einer "Residenz" ist auch beim ehemaligen Frauenthaler Hof auszumachen (Bauinventarobjekte WET924 und WET925) – 1648 umfasste das Murilehen in Wettingen die zwei Häuser im Dorf, 11 ¼ Jucharten Reben zwischen Schartentrotte und Roter Trotte, 7 Mannwerk Matte und 1 ½ Mannwerk Baumgarten beim Haus. Die Murianer Klostergüter wurden 1837 versteigert. Vgl. hierzu Brüschweiler/Kottmann/Senft/Oettli 1978, S.242-245. [2] Vgl. Hoegger 1995, S. 210, 380 (Tabelle II, Nr. 10). Hoegger deutet die Jahreszahl am Kellerportal als "1640". |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 210. - Roman Brüschweiler/Anton Kottmann/Fritz Senft/Max Oettli, Geschichte der Gemeinde Wettingen, Wettingen 1978. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Wettingen II-24/6. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=47688 |
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