INV-WIN909 Direktorenvilla der Spinnerei, 1921 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WIN909
Signatur Archivplan:WIN909
Titel:Direktorenvilla der Spinnerei
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterwindisch
Adresse:Dorfstrasse 60
Versicherungs-Nr.:509
Parzellen-Nr.:2763
Koordinate E:2659519
Koordinate N:1259395
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2659519&y=1259395

Chronologie

Entstehungszeitraum:1921
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Otto Gschwind (1883–1948), Architekt, Zürich (?)
Würdigung:Die 1921 als Wohnsitz des technischen Direktors der Spinnerei errichtete Villa ist ein ausgesprochen gut erhaltenes Beispiel gehobener bürgerlicher Wohnkultur der Zwischenkriegszeit. Der neobarocke Heimatstilbau zeugt vom Selbstverständnis der neuen Spinnerei-Besitzer, für ihre Kaderleute standesgemässe Wohnhäuser zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit dem vorgelagerten Prokuristenhaus (Dorfstrasse 62) bildet die in einem grosszügigen Garten gelegene kleine Villa ein für die Wirtschaftsgeschichte und das Ortsbild von Windisch wertvolles Ensemble.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Solange Heinrich Kunz und seine Erben die Windischer Textilfabrik besassen, wohnten die leitenden Angestellten entweder im Fabrikantenhaus, dem sogenannten Gutmannshaus neben der alten Spinnerei (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN022) oder in eigenen Häusern. Erst nach dem Übergang des Betriebs an den Stuttgarter Textilkonzern W. Wolf & Söhne im Jahre 1912 wurden den Kaderangestellten standesgemässe, in Stil und Ausstattung je nach Stellung abgestufte Wohnungen errichtet. Nach dem Bau des Verwaltungsgebäudes 1917 (Bauinventarobjekt WIN912) und der 1920 zum Prokuristenhaus umgewandelten Speisewirtschaft Huber (Dorfstrasse 62) errichtete die Firma gleich dahinter eine kleine Villa für den technischen Direktor. Als Entwerfer des Gebäudes kommt vielleicht der Zürcher Architekt Otto Gschwind in Frage, der kurz zuvor das stilistisch ähnliche Verwaltungsgebäude errichtet hatte [1].
Im Dachgeschoss wurden Zimmer für das Hauspersonal eingerichtet. Anfang der 1980er-Jahre wurde das Haus an die Familie Iseli verkauft, die viele unsachgemässe Veränderungen wieder rückgängig machte. Unter anderem wurden die teilweise entfernten Tafelparkette komplettiert, die zwischenzeitlich geschlossenen Ochsenaugen in der Nordfassade geöffnet und der hölzerne Treppenlauf mit gedrechseltem Staketengeländer wiederhergestellt. Die beiden Nebengebäude des Anwesens (Autogarage und Wintergarten) sind neueren Datums. 2015 erhielt das Haus an der Südseite zwei Dachflächenfenster.
Beschreibung:Die mit ihrer Gartenfassade nach Süden zur Reuss hin orientierte Villa liegt hinter dem Prokuristenhaus auf einem grosszügig dimensionierten Anwesen. In ihrer Grundform ist die Villa ein behäbiger neobarocker Walmdachbau, dessen zweigeschossiger Baukörper von Ecklisenen aus Muschelkalk gefasst wird. Aufwendige Hausteingliederungen aus Muschelkalk zeigen auch der auf der Nordseite vorgelagerte Portalvorbau und der auf der Südseite liegende dreiachsige Wintergarten, die beide dem Obergeschoss als Terrassen dienen.
Der nordseitige Portalvorbau wird vom axial angelegten tonnengewölbten Windfang des Hauseingangs dominiert. Rundbogenöffnungen auf beiden Seiten, die in einer mit Kämpfer und Schlussstein akzentuierten Rundbogennische eingelassen sind, beleben ihn zusätzlich. Darüber sorgt ein barockisierendes Gurtgesims für die horizontale Gliederung des Portalvorbaus. Als oberen Abschluss dient ein schmuckes Gusseisengeländer. Den Terrassenausgang im Obergerschoss flankieren gewändelose Ochsenaugen.
Im Übrigen zeigen die Fassaden axiale Rechteckfenster mit Gewänden aus Muschelkalk und teils konsolengestützten Blockbänken. Über der obersten Fensterreihe akzentuiert ein Gurtgesims den Kniestock. Das elegant geknickte Walmdach ist allseitig mit Lukarnen besetzt, die Untersicht ist gefeldert. Bauzeitliche Fensterläden mit Espagnolette-Verschlüssen sowie eine volutenförmige Türfalle mit Löwenkopf-Abschluss zeugen von einer sorgfältigen Detailgestaltung.
Das Intérieur gibt sich vergleichsweise bescheiden. Der eigentliche Luxus der kleinen Villa bestand in erster Linie im grosszügigen, auf zwei Stockwerken angelegten Raumangebot. An älteren Ausstattungsteilen sind Tafelparkette und der hölzerne Treppenaufgang noch vorhanden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Korrespondenz aus dem Archiv des Baugeschäfts Gentsch, Strasser & Cie., Kopien bei der Kantonalen Denkmalpflege; zu Otto Gschwind (1883–1948) vgl. INSA Zürich, S. 224 sowie den Nekrolog in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 67 (1949), S. 407.
Literatur:- Max Baumann: Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit, Brugg 1983.
- INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 10: Winterthur, Zürich, Zug, Zürich 1992, S. 224 (zum Architekten).
- Schweizerische Bauzeitung, Bd. 67 (1949), S. 407 (zum Architekten).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48390
 

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