INV-WIN914 Reusswehr, 1829 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WIN914
Signatur Archivplan:WIN914
Titel:Reusswehr
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterwindisch
Adresse:Reuss
Versicherungs-Nr.:-
Parzellen-Nr.:209
Koordinate E:2659510
Koordinate N:1259249
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2659510&y=1259249

Chronologie

Entstehungszeitraum:1829
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kanal, Wehr

Dokumentation

Würdigung:Im Zuge der Entstehung der Spinnerei Kunz 1828 entstandenes Doppelstreichwehr, das zur Energiegewinnung für den Fabrik-Betrieb diente. Der der Ausbau des Wehrs bis Anfang der 1840er-Jahre war ein Zankapfel zwischen dem Unternehmer Heinrich Kunz, den Schiffleuten und dem Kanton. Als integraler Bestandteil des ehemals wichtigsten Spinnerei-Unternehmens Europas ist die Anlage zudem schweizweit "in bezug auf Grösse und industriegeschichtliche Bedeutung einzigartig" [1].
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bereits die um 1660 gezeichnete Landeskarte von Hans Konrad Gyger zeigt an der Stelle der heutigen Wehranlage eine wehrartige Flussverbauung. Auf Windischer Seite bestand Anfang des 19. Jh. ein einfaches Wehr für verschiedene Wasserwerke. Diese erwarb Heinrich Kunz von Uster 1828 zusammen mit 37 Parzellen Land. Bei den Wasserwerken auf Windischer Seite handelte es sich um eine Sägerei, eine Loh- und Tabakstampfe, eine Öle und eine Schleife sowie eine Gipsmühle. Im August 1828 erteilte die Kantonsregierung Kunz die Bewilligung, unter Einbezug des bestehenden Wehrs auf der linken Flussseite die Wasserkraft der Reuss durch zwei zusätzliche Wasserräder und einen neuen Kanal nutzen zu dürfen. Im selben Jahr baute Kunz die "alte Fabrik" rechts des Kanals samt Wasserradhäuschen und dem angebauten Wohnhaus. Damit begründete er die Spinnerei in Windisch.
Entgegen seiner Zusicherung, mit der alten Wehranlage auszukommen, liess Kunz diese beträchtlich verlängern, was die Schifffahrt stark erschwerte. Damit verstiess Kunz gegen eine weitere vertragliche Vereinbarung mit der Regierung. Trotz dieser Konzessionsverletzung durfte der Fabrikant, der sich immer mehr als "rücksichtsloser Industrieller" [2] entpuppen sollte, das veränderte Wehr stehenlassen. Auf Antrag des Flussinspektors musste er aber eine Kammerschleuse errichten und die Schiffe unentgeltlich durch dieselbe befördern. Erst eine drohende Konzessionseinschränkung bewog Kunz 1835 dazu, die Schleuse zu erstellen.
Bereits zwei Jahre später liess Kunz die linke und die rechte, zur Reussmühle gehörige Wuhranlage, illegal ausbauen, wodurch die Schifffahrt weiter behindert wurde. Mit der mehr oder weniger offen formulierten Drohung, die Spinnerei in Windisch zu schliessen, erreichte der "Spinnerkönig", dass die Regierung in Aarau ein zweites Mal nachgab und die Wehranlagen vertraglich sanktionierte. Um 1840 war der Ausbau der Doppelwuhranlage auf die heutigen Dimensionen abgeschlossen.
1859 besassen beide Spinnereigebäude ein unterschlächtiges Wasserrad von circa 7,5 Meter Durchmesser mit einer Leistung von rund 490 PS. 1865/66 erfolgte der Ersatz der Wasserräder durch vier Jonval-Turbinen von Escher, Wyss & Co. 1915 wurde das Streichwehr um 30 cm erhöht, zunächst, um die Pfeiler für die neue Reussbrücke besser fundieren zu können. Da der Fabrik durch den Höherstau Wasser für zusätzliche Turbinen zur Verfügung stand, weigerten sich die Verantwortlichen, den Höherstau zurückzubauen.
1948 wurde das zwischen den beiden Wehrdämmen liegende hölzerne Nadelwehr durch eine leichter zu bedienende Eisenkonstruktion ersetzt. Heute besteht auf dem Kunz-Areal ein Kleinwasserkraftwerk zur Erzeugung von elektrischer Energie.
Beschreibung:Beim Reuss-Wehr der ehemaligen Spinnerei Kunz handelt es sich um ein Doppelstreichwehr. Es besteht aus zwei schräg in den Flusslauf errichteten Wehrdämme und einem dazwischen liegenden Regulierungswehr. Auf der linken Flussseite hat sich in der Verlängerung des Wehrdamms die ehemalige Schiffsschleuse aus Quadersteinen erhalten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau.
Anmerkungen:[1] Kühnis 1980, S. 72.
[2] Baumann 1983, S. 525.
Literatur:- O.B.: Das Strichwehr [sic] von Windisch, in: Industriearchäologie, 2, 1978, S. 2–3.
- Max Baumann: Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit, Brugg 1983.
- Robert Kühnis: Die Geschichte der Wassernutzung an der Reuss in Windisch, in: Brugger Neujahrsblätter, 1980, S. 49–72.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48438
 

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