Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1602 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Tenntor) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1602" (Jochbalken Tenntor) |
Würdigung: | Am Jochbalken des Tenntors in das Jahr 1602 datierter bäuerlicher Vielzweckbau, der in verschiedenen Bauphasen entstand und nach einem Bewohner des späten 18. Jahrhunderts als „Holländerhaus“ bezeichnet wird. Der Wohnteil erhielt seine heutige biedermeierliche Fassadengestalt mit axial bezogenen Einzelfenstern wohl kurz nach 1800; die mächtigen und bis unter den First massiv gemauerten Umfassungswände hingegen sind deutlich älter. Auch nach dem Umbau des ehemaligen Ökonomieteils und dem Ausbau des Dachgeschosses 1996/97 bewahrt das Haus wesentliche Elemente seiner äusseren Erscheinung wie auch seiner Konstruktion und Raumstruktur im Inneren. Von grossem bautypologischem Zeugenwert sind die vor dem Umbau vollständig russgeschwärzten, unterschiedlich konstruierten Dachgerüste über Wohn- und Ökonomieteil. Mit seinem stattlichen Volumen quer zur Strasse gestellt, nimmt das Gebäude seit jeher eine zentrale Rolle im Ortsbild des Windischer Dorfteils Oberburg ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Jahrzahl am Jochbalken des ehemaligen Tenntors ist das „Holländerhaus“ in das Jahr 1602 datiert. Seinen Namen erhielt es durch einen späteren Bewohner, Hansjakob Rauber, der von 1785 bis 1790 in holländischen Kriegsdiensten stand. Ob der kleinere, ostseitige Hausteil ebenfalls zum ursprünglichen Bestand gehört, erscheint unklar. Im ersten Brandkatastereintrag von 1809 wird das Gebäude als zweigeschossiges Wohnhaus mit Scheune aus Stein, mit einer Bedachung aus Ziegeln und Stroh, erwähnt [1]. Seine biedermeierliche Fassade mit axial bezogenen Einzelfenstern dürfte der Wohnteil kurz nach 1800 erhalten haben. In den 1980er Jahren wurde die Wohnung des östlich auf der Aussenseite des Ökonomieteils angebauten kleineren Gebäudeteils (Vers.-Nr. 174C) erneuert. Der westseitige Hauptteil des Hauses (Vers.-Nr. 174A, Eigentümerin: Ortsbürgergemeinde Windisch) erfuhr 1996/97 einen durchgreifenden Umbau und ist seither in sechs Wohnungen geteilt. Von diesen nehmen zwei den alten Wohnteil ein, der im wesentlichen seine Raumstruktur behielt; vier liegen im damals neu ausgebauten Bereich von Ökonomieteil und Dachgeschoss. 2008 wurde der kleinere östliche Gebäudeteil, der sich heute in Privateigentum befindet, ein weiteres Mal stark umgebaut und mit einem Wintergartenanbau versehen [2]. |
Beschreibung: | Das „Holländerhaus“ ist ein bäuerlicher Vielzweckbau, der mit seinem langgestreckten Volumen quer zum Scheurrain im Windischer Dorfteil Oberburg steht. An den westseitigen Wohnteil schliesst der ausgebaute ehemalige Ökonomieteil an, der in der Abfolge von Stall und aussenliegender Dreschtenne gegliedert ist. Nach Osten folgt ein kleinerer, zweiter Hausteil (Vers.-Nr. 174C, nicht Teil des Schutzumfangs), der sich heute stark erneuert zeigt und mit jüngeren Anbauten an der östlichen Stirnseite versehen ist. Die im Brandkataster von 1809 erwähnte Strohbedachung bezog sich wohl auf die östliche Haushälfte samt dem Wirtschaftsteil mit seiner recht steilen Dachneigung. Der grosse strassenseitige Wohnteil ist beidseitig bis auf Firsthöhe in mächtigem, verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und wird von einem hohen, nur rückwärtig geknickten Satteldach abgeschlossen. Die hangwärts nach Süden gerichtete Trauffassade ist in den biedermeierlichen Formen des frühen 19. Jh. mit fünf Achsen von Einzelfenstern versehen, die von rechteckigen Muschelkalkgewänden mit Ladenfalz und Blockbänken gerahmt werden. Der Hauseingang nimmt nach einem üblichen Schema die dem Ökonomieteil benachbarte Fensterachse ein; er besitzt ein auffällig wuchtiges, streng geformtes Rechteckgewände ohne Verdachung. Die von der Stubenfront vorspringende westliche Stirnwand ist ein charakteristisches Element aus einer älteren Epoche des Hausbaus. Die nach Westen gerichtete Stirnseite und die nördliche Traufseite sind mit teils älteren Einzelfenstern in teilweise unregelmässig verteilten Achsen besetzt; an der Stirnwand wurden die Gewände beim Umbau erneuert. Auf der Nordseite ist das dach mittels Aufschieblingen weiter vorgezogen und bietet Witterungsschutz für eine Obergeschosslaube. Der Ökonomieteil, der sich schon vor dem Umbau stark verändert zeigte, bewahrt noch Teile des originalen Ständer- und Dachgerüsts sowie die Rahmung des südseitigen, alten Tenntors. Auf dem durch angeblattete Kopfhölzer an die Tennpfosten und das Geschossrähm fixierte Jochbalken ist die Jahrzahl 1602 eingeschnitzt. Im übrigen treten die 1996/97 eingebauten Wohnungen als weitgehend neuer Holzständerbau mit horizontalen Bretterfüllungen in Erscheinung. Das Dach wurde beim Umbau über Wohn- und Ökonomieteil mit alten, handgemachten Biberschwanzziegeln in Einfachdeckung neu eingedeckt. Es ist südseitig mit vier grossen Schlepplukarnen, rückwärtig mit einer weiteren besetzt. Der südseitige Hauseingang öffnet sich auf einen Stichgang, von dem aus vor dem Umbau eine mittig in Firstrichtung angelegte Treppe ins Obergeschoss führte. Die Raumaufteilung war in beiden Wohngeschossen praktisch identisch, wobei das Vorderhaus auf der Südseite die Stube und eine Nebenstube, resp. ein Schlafzimmer umfasste, das Hinterhaus Küche und zwei flankierende Räume. Beide Stuben bewahrten Sichtbalkendecken mit eingeschobenen Bohlen und nachträglich angebrachten Deckleisten sowie einfachere Schreinerarbeiten. Ansonsten waren keine nennenswerten historischen Ausstattungsteile erhalten. Seit dem Umbau liegt das Treppenhaus im Inneren des ehemaligen Ökonomieteils. Abgesehen von der Beseitigung des alten Treppenaufgangs ist die Raumstruktur im alten Wohnteil im wesentlichen erhalten. Vollständig neu unterteilt sind hingegen Dachgeschoss und ehemaliger Ökonomieteil. Das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl, zeigte sich vor dem Umbau vollständig russgeschwärzt. Dies ist insofern interessant ist, als die Russschwärzung bei dieser Art der Dachkonstruktion eher selten zu beobachten ist, die entsprechenden Häuser vielmehr von Anfang an mit Kaminen versehen waren. Die ungeknickte Dachfläche an der Südseite entstand bei einer Anhebung der Dachtraufe, indem man am Dachfuss der Südseite eine Art Kniestock aus Holzpfosten einfügte und darüber lange Aufschieblinge anbrachte. Das ebenfalls leicht russgeschwärzte Dachgerüst über dem Ökonomieteil präsentiert sich als Sparrendach auf einem unteren, liegenden und einem oberen, stehenden Stuhl. Die Sparrenenden sind in die vorstossenden Ankerbalken eingezapft; der Verstärkung des statisch heiklen Sparrenfusses dienen senkrecht an die Sparren und Anker- bzw. Stichbalken angeblattete Pfosten (Inneres nach Kurzinventar 1994/1998 sowie Baueingabeplänen 1995; heutigen Zustand nicht gesehen). Insgesamt existieren drei gewölbte Keller: einer unter der Stube in der südwestlichen Gebäudeecke, einer unter der nördlichen Stallhälfte und ein sehr kleiner unter der Wohnstube des östlichen Hausteils. |
Anmerkungen: | [1] Nach den historischen Angaben im Baubeschrieb zum Umbau von 1996/97,verfasst von Max Baumann (Fotokopie Kantonale Denkmalpflege). [2] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv. . |
Literatur: | – Badener Tagblatt, 27.5.1988, 1.9.1994, 14.8.1995 – Aargauer Zeitung, 16.1.1997, S. 21. |
Quellen: | – Baubeschrieb zum Umbau von 1996/97, mit historischen Angaben von Max Baumann (Fotokopie Kantonale Denkmalpflege). – Gemeinde Windisch, Baugesuchsarchiv; Umbauten 1996/97 u. 2008. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48516 |
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