Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1646 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kellerportal) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1646" (Kellerportal), "1788" (Kellerportal des ehem. freistehenden Speichers) |
Würdigung: | Im Kern 1646 errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, dessen heutiges Erscheinungsbild von einem Umbau der Zeit um oder kurz nach 1800 geprägt ist. Das stattliche, im Wohnteil wohl seit jeher massiv gemauerte Gebäude besitzt noch das bauzeitliche oder wenig spätere Dachgerüst mit spätgotisch steiler Dachneigung, während die Fassaden in den klassizistischen Formen der Zeit um 1800 gehalten sind und auch das Tenntor noch aus dieser Zeit datiert; der rückwärtig anschliessende Quergiebelanbau liegt über dem Keller eines einstmals freistehenden Speichergebäudes von 1784. Als gut erhaltenes Bauernhaus gehört das Gebäude zu den letzten baulichen Zeugen des alten Dorfkerns von Oberburg. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschrift am Kellereingang ist der Kernbau des Hauses 1646 entstanden. Ob dieser neben dem Kellersockel auch Teile des aufgehenden Mauerwerks und das steile Sparrendach umfasste, scheint unklar. Diese könnten nach der Konstruktionsweise des Dachgerüsts auch in einer zweiten Bauphase im späteren 17. oder im 18. Jh. entstanden sein. Besitzer des Hauses war 1667/68 ein Rudi Emmisberger, 1691 dessen Schwiegersohn Jakob Vogelsanger [1]. 1747 kam die auf 370 Gulden geschätzte Liegenschaft öffentlich zur Steigerung. Den Zuschlag erhielt Hans Konrad Rauber (1692–1776), als Amtsuntervogt der „weitaus reichste und mächtigste Bürger von Windisch und Oberburg“ [2]. Nach seinem Tod gelangte das Haus an seine testamentarisch bevorzugte Nichte Maria Peter aus Biberstein und deren Mann Daniel Meier, dem vom bernischen Rat im selben Jahr 1776 auch die Position des Amtsuntervogts übertragen worden war. 1781 wird Meiers Sohn Viktor als Besitzer genannt. 1784 liess dieser einen neuen Speicher errichten oder den Keller eines bestehenden Speichers ausbauen, wie die Jahrzahl und die Initialen „FM“ am Kellerportal des ehemaligen Nebengebäudes dokumentieren. Meier amtete auch als Friedensrichter und wurde nach der Kantonsgründung 1803 in den Grossen Rat gewählt, dem er bis 1816 angehörte. Sehr wahrscheinlich ebenfalls in seine Zeit fällt die klassizistische Überformung des Hauses, die mit ihren Formen in die Zeit um oder kurz nach 1800 weist und namentlich dem Wohnteil sein heutiges Erscheinungsbild gab. Dabei wurde die traufseitige Strassenfront mit axialer Einzelbefensterung wohl neu aufgemauert und das Dach auf dieser Seite mit neuen Aufschieblingen leicht angehoben. Der erste Eintrag der damals neu eingerichteten Brandversicherung beschreibt die Liegenschaft 1803 als „1 Wohnhaus, zweistöckig, & 1 Scheune aus Stein mit Ziegeldach, Schatzung 2000 Franken, & 1 Speicher angebaut aus Stein mit Ziegeldach, Schatzung 400 Franken.“ [3]. Ob es sich dabei bereits um das umgebaute Haus handelt oder noch um dessen früheren Zustand, wird aus der Umschreibung freilich nicht ersichtlich. Spätere Besitzer sind ab 1830 Meiers Sohn Daniel mit Ehefrau Anna; 1850 wird Kaspar Spillmann genannt, der die Liegenschaft vermietete, 1889 Heinrich Schatzmann, dessen Nachkommen das Haus bis heute gehört. Um 1900 wurde der Ökonomieteil im Bereich des Stalls massiv aufgemauert. 1993 erfolgte eine Renovation am Äusseren wie auch im Inneren. |
Beschreibung: | Der stattliche Vielzweckbau ist mit Nord-Süd gerichteter Firstlinie traufständig an die Lindhofstrasse gestellt, welche der alten Dorfstrasse von Oberburg entspricht. Er teilt sich nach der Disposition eines Mittertennhauses in einen massiv gemauerten zweigeschossigen Wohnteil an der Südseite und einen nördlich anschliessenden, ehemals rein hölzernen Ökonomieteil. Der Baukörper ruht unter einem durchgehenden geknickten Satteldach, das durch seine spätgotisch steile Dachneigung auffällt. Der Wohnteil zählt an der östlichen, strassenseitigen Vorderfront vier Fensterachsen in leicht unregelmässiger Verteilung, an der nach Süden gerichteten Giebelseite deren zwei. Die Fenster werden von schlichten klassizistischen Falzgewänden aus Muschelkalk gerahmt, die hölzerne Jalousieläden tragen. Der tennseitig gelegene Hauseingang besitzt ein etwas massiveres Rechteckgewände; sein Türblatt mit farbig verglastem Mittelfeld stammt aus der Zeit kurz nach 1900. Der stirnseitige Dachabschluss war ursprünglich fassadenbündig und wies zum Schutz der darunter liegenden Fenster ein Klebdach auf (vgl. Bilddokumentation). Das Tenntor mit hölzernem Rundbogen und von Langbändern zusammengehaltenen Flügeln dürfte noch aus der Zeit um 1800 stammen. Der nördlich anschliessende Stallteil wurde um 1900 zunächst in Sichtbackstein aufgeführt und zeigt sich heute verputzt. Unter dem Wohnteil erstreckt sich quer zum First ein Gewölbekeller, der über einen Aussenzugang an der Strassenfassade erschlossen ist. Das gefaste Rundbogenportal, das am Scheitel in das Jahr 1646 datiert ist, tritt leicht hinter die Flucht der darüber aufsetzenden Strassenfront zurück. An der rückwärtigen westlichen Traufseite ist der Wohnteil mit zwei Achsen von Einzelfenstern besetzt; wiederum tennseitig liegt gegenüber dem Hauseingang ein Hintereingang mit entsprechendem Muschelkalkgewände. Das aufwendige historistische Türblatt am Tenn stammt von der Alten Post in Brugg [4]. An den Ökonomieteil schliesst hier ein quergiebliger Anbau an, der im Bereich unmittelbar neben dem Kernbau Bauformen der Zeit um 1900 zeigt, während der westlich anschliessende Teil sowie das Obergeschoss des Anbaus aus der Mitte des 20. Jh. stammen (Erd- und Obergeschoss des Anbaus nicht Teil des Schutzumfangs). Unter dem Anbau liegt der zum einstmaligen Speicher gehörende Gewölbekeller, der über einen Aussenzugang erreichbar ist und am Portal die Jahrzahl 1784 und die Initialen „FM“ trägt. Nach der Gliederung der Strassenfront zu urteilen, wies der Wohnteil ursprünglich wohl einen geläufigen vierteiligen Grundriss auf, wobei Stube und Nebenstube auf der Strassenseite, Küche und Kammer rückwärtig lagen. Heute ist das Innere modernisiert und in zwei Geschosswohnungen geteilt, die vom durchlaufenden Quergang samt Treppenhaus zugänglich sind (Wohnungen nicht gesehen). Das Dachgerüst, das auf die Entstehungszeit des Kernbaus um 1646 oder auch einen etwas späteren Zeitpunkt zurückgehen könnte, hat sich einheitlich im ursprünglichen Zustand erhalten. Kräftige Dreieckbinder mit Kehlbalken und aussteifend eingezäpften Kopfhölzern bilden zusammen mit einer eher zierlich dimensionierten Firstpfette das Auflager für die Sparren; strassenseitig wurden die Aufschieblinge wohl bei der Umgestaltung des Hauses um 1800 höher angesetzt. |
Anmerkungen: | [1] Besitzergeschichte nach Birri 1994. [2] Baumann 1983, S. 391. [3] Zit. nach Birri 1994. [4] Freundl. Mitteilung des Eigentümers, 2016. |
Literatur: | – Max Baumann: Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit, Windisch 1983, S. 391–395. – Ernst Birri: Nach der Renovation ein "neues altes" Schmuckstück, in: Badener Tagblatt, 5.1.1994. |
Quellen: | – http://www.museum-schuerhof.ch/site/index.cfm?id_art=79407&actMenuItemID=35600&vsprache=DE (Zugriff 27.5.2016, histor. Aufnahme) |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48522 |
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