INV-WLO901 Pfarrkirche St. Maria und Antonius, 1512-1519 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO901
Signatur Archivplan:WLO901
Titel:Pfarrkirche St. Maria und Antonius
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Schulstrasse
Versicherungs-Nr.:97
Parzellen-Nr.:518
Koordinate E:2669820
Koordinate N:1255049

Chronologie

Entstehungszeitraum:1512 - 1519
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WLO002, WLO003, WLO902
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Dokumentation

Würdigung:Pfarrkirche St. Maria und Antonius, welche im frühen 16. Jahrhundert an einem mittelalterlichen Kirchstandort als spätgotischer Bau neu erstellt und 1666 barock umgestaltet wurde. 1764/65 erhielt der massive Glockenturm seine auffällige doppelte Zweibelhaube nach Plänen des Brückenbaumeisters Hans Ulrich Grubenmann (Glockenturm als kantonales Denkmalschutzobjekt WLO002 festgesetzt). 1867 erfolgte eine umfassende Renovation durch den Badener Baumeister Robert Moser. Das lange Zeit von Katholiken und Protestanten paritätisch genutzte Gotteshaus wird seit der Fertigstellung der neuen katholischen Kirche 1936/37 (Bauinventarobjekt WLO902) und der reformierten Kirche (Bauinventarobjekt WLO903) als Gemeinschaftszentrum genutzt. Mit dem katholischen Pfarrhaus von 1783 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO003), dem unmittelbar benachbarten katholischen Kirchenneubau (Bauinventarobjekt WLO902) sowie dem angrenzenden Mühlengebäude (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO004) bildet die Kirche eine markante, kulturgeschichtlich ausserordentlich wertvolle Baugruppe im Zentrum von Würenlos.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Vermutlich schon um die erste Jahrtausendwende befand sich auf der markanten Geländeterrasse über dem Furtbach ein Gotteshaus, welches von einem weltlichen Grundherrn als Eigenkirche errichtet wurde [1]. Die erste schriftliche Erwähnung der Pfarrei Würenlos stammt von 1275; eine 1296 bezeugte Altarweihe lässt auf einen Um- oder Erweiterungsbau schliessen. Möglicherweise nach einer Zerstörung im Alten Zürichkrieg wurde die Kirche ab 1512 von Grund auf erneuert; die Einweihung fand 1519 statt. Von 1520 datiert ein in die Turmmauer eingelassenes Sakramentenhäuschen mit dem Namen des Leutpriesters Marx Brunner. 1553 erhielt der Glockenturm (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO002) eine Uhr aus der Zürcher Werkstatt der Luter. Im Zeitraum zwischen 1563 und 1586 liess Pfarrer Melchior Lerch auf Geheiss des Wettinger Abts Christoph Silberisen den Chor neu eindecken; möglicherweise wurde er damals von Grund auf neu erbaut. 1666 fand eine barocke Umgestaltung des Kircheninnern statt, bei der die Westempore erneuert, der Chor neu ausgemalt, ein von Abt Gerhard Bürgisser gestifteter Hochaltar eingebaut, die Seitenaltäre in den Chor versetzt und ein Chorgitter „zur Absperrung der Andersgläubigen“ errichtet wurde. 1669 erfolgte die Altarweihe durch den Konstanzer Suffragan Georg Sigismund Müller. Vermutlich auf Anstoss des Wettinger Abtes Bürgisser wurde 1764/65 das bis dahin bestehende Käsbissendach auf dem Glockenturm durch eine mächtige Doppelzwiebel nach Plänen des bekannten Teufener Brückenbaumeisters Hans Ulrich Grubenmann ersetzt.
Nach Jahrzehnten behelfsmässiger Reparaturen erfolgte 1867 eine umfassende Renovation durch den Badener Baumeister Robert Moser: Entfernung des Chorgitters; Ersatz des spätmittelalterlichen Chorbogens durch einen stichbogigen Untergurt auf Wandpilastern; Vergrösserung des Westempore; im Chor dekorative Malereien an der Holzdecke und Quaderimitationen an den Wänden (vgl. Fotoaufnahme um 1930); im Schiff Gipsplafond mit Stuckrosetten; neue Kanzel nach Vorschlägen Bürlis in Klingnau; neue Fenster mit Farbornamenten. 1898 wurde die Turmzwiebel anstelle der alten Holzschindeln neu mit Kupferschindeln eingedeckt.
Bis 1937 wurde die alte Pfarrkirche von den katholischen und reformierten Gläubigen gemeinsam genutzt. Zunehmender Platzmangel und Schwierigkeiten im paritätischen Umgang gaben im frühen 20.Jh. der Idee einer baulichen Veränderung Vorschub. 1934 wurden unter Beteiligung des aus Baden stammenden Architekten und ETH-Professors Karl Moser Vorstudien zur Stellung einer möglichen neuen Kirche ausgeführt. 1935 erfolgte der Auskauf von Kirche und Friedhof durch die Katholiken, worauf 1936/37 der Neubau einer Kirche auf dem Gelände zwischen dem alten Gotteshaus und dem Pfarrhaus möglich wurde (Bauinventarobjekt WLO902). Gleichzeitig erfolgte der Bau einer reformierten Kirche östlich des reformierten Pfarrhauses (Bauinventarobjekt WLO903). Nach der Einweihung der beiden neuen Gotteshäuser wurde die Alte Kirche Würenlos zu einem Zentrum für kulturelle Anlässe umgenutzt. 1948 erhielt sie ein neues Uhrwerk und 1969 neue Glocken. 1992 entstanden zwei nordseitige Anbauten für Küche und Sanitäranlagen.
Beschreibung:Der markante Baukörper der Alten Kirche Würenlos erhebt sich in zentraler Lage auf einer nach Westen gerichteten Geländestufe, welche das im Kreuzungsbereich von Furtbach und Landstrasse gelegene Unterdorf überragt. Das Äussere zeigt einen spannungsvollen Kontrast zwischen dem schlanken Langhaus und dem nördlich anstossenden massigen Glockenturm. Die Flankenmauern und der Glockenturm könnten möglicherweise noch Reste des mittelalterlichen Ursprungsbaus enthalten, das Kirchenschiff aber wurde im frühen 16. Jh. neugestaltet; es schliesst bündig an den 1563 erneuerten Polygonalchor an. Beide Gebäudeteile liegen unter einem einheitlichen Satteldach mit knappen Traufen, das ostseitig in drei steilen Walmen abfällt. Die Flanken des Kirchenschiffs werden von je drei regelmässig angeordneten Spitzbogenfenstern durchbrochen, die seit der barocken Umgestaltung von 1666 ihres Masswerks beraubt sind, jedoch ihre spätgotischen Einfassungen mit tiefer Schräge, Falz und Kehle bewahrt haben. Zwei gleichartige, eng zusammengerückte Lichter beleben die Südmauer des Chors und je ein Fenster dessen Schrägwände, während die Nordmauer vom Turm verdeckt bleibt. Im steilen Giebel der Westfassade befindet sich eine schmale Mauerscharte, darunter ein barockes Ochsenauge. Von den drei Zugangsportalen ist das westseitige noch der spätgotischen Bauphase zuzurechnen. Sein spitzbogiges Gericht zeigt eine tiefe Hohlkehle und ein mysteriöses dreiziffriges Scheiteldatum, das als 1507 oder 1517 zu deuten ist. Den Eingang schmückt ein Vorzeichen wohl aus dem 18.Jh., dessen erneuertes Satteldach von Wandkonsolen und einem dorischen Säulenpaar auf kniehohen Mauern getragen wird. Die beiden Nebenportale in den Schiffsflanken entstammen der barocken Erneuerungsphase von 1666; ihre breit gefasten Rundbogengewände tragen zweiflüglige Biedermeier-Türen des mittleren 19.Jh. und werden von jüngeren angehängten Pultdächern geschützt. In den verputzten Mauern sind die Kantenquader, die Gewändesteine von Fenstern und Türen sowie die Steine des gekehlten Traufgesimses sichtbar belassen. Das gesamte Dachwerk der Kirche ist im Zustand des 16. Jh. erhalten. Im Bereich des Schiffs handelt es sich um eine Sparrenkonstruktion mit liegenden sowie doppeltem stehenden Stuhl, während der Chorbereich lediglich mit einem liegenden Stuhl und zwei Hahnenbalken ausgestattet ist.
Das profan umgestaltete Kircheninnere umfasst in der Hauptsache einen Bühnensaal mit Empore und einen Konferenzraum. In der nordseitigen Chorlängswand öffnet sich ein altes gefastes Rechteckportal zum dickwandigen Erdgeschoss des Turms, wo sich früher die Sakristei befand. Daneben befindet sich ein farbig gefasstes Sakramentenhäuschen von 1520. Das holzvergitterte Türchen liegt in einem kräftig profilierten, mit Krabben besetzten Kielbogen, auf dem sich vor dem Hintergrund einer sorgfältig gearbeiteten Masswerkblende zwei Fialen und eine Kreuzblume erheben.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Pfarrei und Kirche Würenlos vgl. Witschi 1984, S. 205ff., 233ff., 645ff.; Hoegger 1995, 247ff.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995.
- Felix Brogle, 50 Jahre neue Marienkirche – Aus dem Pfarreileben von anno dazumal bis heute, Würenlos 1987.
- Carl August Zehnder, 75 Jahre neue Marienkirche – 1937 bis 2012, In: Würenloser Nachrichten 2/2012, S. 6-8.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 86-87.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 132.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48912
 

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