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INV-WLO902 Marienkirche, 1936-1937 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-WLO902 |
Signatur Archivplan: | WLO902 |
Titel: | Marienkirche |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Adresse: | Schulstrasse |
Versicherungs-Nr.: | 371 |
Parzellen-Nr.: | 518 |
Koordinate E: | 2669854 |
Koordinate N: | 1255064 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1936 - 1937 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | WLO002, WLO901, WLO003 |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (röm.-kath.) |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Alois Moser, Baden (Architekt) |
Würdigung: | 1936/37 nach Plänen des Badener Architekten Alois Moser errichtete neue katholische Pfarrkirche, die sich überzeugend in die Umgebung der Alten Kirche (Bauinventarobjekt WLO901) und des Pfarrhauses (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO003) einpasst. Der konsequent in den Formen des Neuen Bauens gestaltete Sakralbau ist eine der ersten Betonkirchen im Kanton Aargau. Nach dem Prinzip des Basilikabaus besteht sie aus einem geräumigen Mittelschiff, zwei schmalen, gangartigen Seitenschiffen und einem nur leicht eingezogenen Chorbereich. Auffallend ist der Kanon der Rundform, welche die Wölbung der hölzernen Decke, die konvexen Schmalseiten und die Joche der Seitenschiffe bestimmt. Die Hochschiffwände sind in ein geometrisches Betonmasswerk aufgelöst, das farbige Glasscheiben des Stanser Malers Anton Flüeler einfasst. Das Kircheninnere wurde 1978 nach den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils teilweise umgestaltet und mit einem Tischaltar versehen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Bis 1937 wurde die Alte Pfarrkirche von Würenlos (Bauinventarobjekt WLO901) von den katholischen und reformierten Gläubigen gemeinsam genutzt [1]. Zunehmender Platzmangel und Spannungen im paritätischen Umgang liessen im Laufe des 20.Jh. Ideen zu einer baulichen Veränderung aufkommen. 1934 wurden unter Beteiligung des aus Baden stammenden Architekten und ETH-Professors Karl Moser Vorstudien zur Situierung einer möglichen neuen Kirche ausgeführt. Unter den verschiedenen Varianten, welche vom Abbruch des alten Gotteshauses und einer vollständigen Neugestaltung des Kirchenareals bis hin zur Realisierung an einem anderen Standort reichten, entschied man sich schliesslich für einen Neubau im Zwischenbereich der Alten Kirche und dem Pfarrhaus. Nach dem 1935 erfolgten Auskauf von Kirche und Friedhof durch die katholische Kirchgemeinde konnte 1936 der Neubau nach Plänen des in Würenlos geborenen und in Baden tätigen Architekten Alois Moser, Neffe von Karl Moser, in Angriff genommen werden [2]. Am 12. Juni 1937 fand die Einweihung der neuen „Marienkirche“ durch Bischof Franziskus von Streng statt. Die Kosten für den Kirchenbau, die Umgebungsarbeiten und die Friedhofanlage beliefen sich insgesamt auf 237‘000 Franken.
Zeitgleich mit der katholischen Marienkirche entstand 1936/37 östlich des bereits bestehenden reformierten Pfarrhauses die neue reformierte Kirche (Bauinventarobjekt WLO903). |
Beschreibung: | Der markante Baukörper der Alten Kirche Würenlos (Bauinventarobjekt WLO901) erhebt sich auf einer westgerichteten Geländestufe, welche das Würenloser Unterdorf im Kreuzungsbereich von Furtbach und Landstrasse überragt. Sorgfältig zwischen das alte Gotteshaus und das östlich gelegene Pfarrhaus von 1783 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO003) eingepasst ist die neue katholische "Marienkirche". Der Südwest-Nordost-gerichtete längliche Baukörper nimmt eine abgewinkelte Stellung zur Alten Kirche ein, wodurch sich vor dem schmalseitigen Eingang ein spannungsvoller trichterförmiger Vorplatz ergibt. Eine offene Vorhalle vermittelt zum mächtigen Glockenturm der Alten Kirche, welcher weiterhin dem ursprünglichen Zweck dient. Der neue Kirchenbau setzt sich aus einem stark überhöhten Hauptschiff, zwei schmalen, gangartigen Seitenschiffen und einem leicht eingezogenen Chorbereich zusammen, welche offen ineinander übergehen. Die Schmalseiten von Chor und Eingangsbereich werden von konvexen Aussenwänden abgeschlossen, während der hohe Obergaden des Schiffs als auffällige flächige Fensterfront in geometrischem Betonmasswerk ausgebildet ist. Darin eingelassen sind farbige Glasscheiben aus der Werkstatt des Stanser Kunstmalers Anton Flüeler. Den gesamten Innenraum überspannt eine flach gewölbte Betondecke, die auf Hetzerbindern und einer sichtbaren Holzbalkendecke ruht und mit Sperrholztafeln verkleidet ist. Die niedrigen Seitenschiffe weisen geschlossene Aussenwände mit einzelnen Ochsenaugen auf und sind mit flachen betonierten Tonnengewölben abgedeckt. Auf der südwestlichen Eingangsseite spannt sich eine auf kräftige Steinsäulen abgestützte, geschweifte Orgelempore. Zur schlichten bauzeitlichen Ausstattung gehört ein kleiner Hochaltar mit Tabernakel von Meinrad Burch in Zürich. Die Kanzel mit runden Bronzereliefs wurde von Bildhauer Eduard Spörri aus Wettingen geschaffen. Durch den Krieg verzögerte sich die Vergabe der künstlerischen Aufträge für die Kreuzwegstationen und die Figurenfenster. Die Stationenbilder sind in Kunststein gegossene Hochreliefs des Luzerner Künstlers August Bläsi (1942); Glasmalereien mit Szenen aus dem Marienleben von Anton Flüeler in Stans (bis 1947); an der Altarwand monumentale plastische Figurengruppe zum Thema "Sündenfall - Erlösung - Verherrlichung (Mariä Krönung)" von Bruder Xaver Ruckstuhl, Einsiedeln (1962). Links des Haupteingangs befindet sich ein üppig ornamentierter spätklassizistischer Taufstein von 1860, mit neugotischen Blattfriesen. Mit der liturgischen Öffnung im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde 1978 im vorderen Bereich des Chors ein Tischaltar eingerichtet. Die trennenden Kommunionbänke verschwanden, der Chorraum wurde vergrössert und kann seither auch für Konzerte verwendet werden. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte der Pfarrei und Kirche Würenlos vgl. Witschi 1984, S. 205ff., 233ff., 645ff.; Hoegger 1995, S. 249ff.; Zehnder 2012, S. 6-8. [2] Der in Würenlos aufgewachsene Architekt Alois Moser (1900-1972), Neffe von Karl Moser, war lange Jahre im Architekturbüro Karl Moser und im Büro Werner. M. Moser tätig. Ab 1946 führte er ein eigenes Büro in Baden. Die katholische Pfarrkirche St. Maria und Antonius (1936/37) ist eines seiner frühen grossen Projekte. Weitere Kirchenbauten von Alois Moser im Kanton Aargau sind die Kirche St. Maria in Nussbaumen (1949), die kath. Pfarrkirche St. Josef in Rheinfelden (1949/50), die kath. Kirche Herz Jesu in Untersiggenthal (1952/53), die Kirche St. Antonius in Schwaderloch (1955/56), die kath. Pfarrkirche in Gebenstorf (1956), die kath. Kirche St. Martin in Mumpf (1956/57) und die kath. Kirche St. Peter und Paul in Obermumpf (1960-62). Vgl. Brentini 1994, S. 292. – Ausführliche Darstellung des Kirchenbaus in der Schweizerischen Bauzeitung vom 4. Juni 1949. |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995. - Felix Brogle, 50 Jahre neue Marienkirche – Aus dem Pfarreileben von anno dazumal bis heute, Würenlos 1987. - Carl August Zehnder, 75 Jahre neue Marienkirche – 1937 bis 2012, In: Würenloser Nachrichten 2/2012, S. 6-8. - Schweizerische Bauzeitung vom 4. Juni 1949 (H. Marti), Die katholische Kirche von Würenlos. Kt. Aargau, S. 323-326. - Fabrizio Brentini, Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Luzern 1994, S. 92-93, 292. - Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 88-89. Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 132. |
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