INV-WLO903 Reformierte Pfarrkirche, 1936-1937 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO903
Signatur Archivplan:WLO903
Titel:Reformierte Pfarrkirche
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Gipfstrasse
Versicherungs-Nr.:370
Parzellen-Nr.:3434
Koordinate E:2670137
Koordinate N:1255218

Chronologie

Entstehungszeitraum:1936 - 1937
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)

Dokumentation

Autorschaft:F. Locher, Zürich (Projekt); Hans Unverricht, Wettingen (Ausführungspläne)
Würdigung:1936/37 nach einem Projekt des Zürcher Architekten F. Locher und nach Ausführungsplänen von Hans Unverricht erstellte reformierte Kirche, welche in der Grundanlage betont traditionell gehalten ist, in der Detailgestaltung aber auch den Einfluss der Moderne verrät. Der Saalbau mit modern anmutenden, raumhohen Fensterreihen und markantem Chorflankenturm setzt im weitgehend noch unüberbauten Feld östlich des Würenloser Oberdorfs einen markanten baulichen Akzent. Wichtiger Zeuge der bewegten Kirchengeschichte von Würenlos.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im Zuge der Reformation hatte sich Würenlos 1529 unter Pfarrer Marx Brunner zum neuen Glauben bekannt [1]. Trotz der einsetzenden Gegenreformation vermochte sich die reformierte Konfession in grossen Bevölkerungsteilen zu halten, und so bestanden in der Gemeinde während Jahrhunderten paritätische Verhältnisse. Ab 1533 war der Geistliche aus dem benachbarten zürcherischen Otelfingen für die reformierten Gläubigen in Würenlos, Kempfhof und Ötlikon zuständig. Erst im 19. Jh. vermochte man sich vom Otelfinger Kirchenverband loszulösen und gründete eine eigene Pfarrei. 1882 wurde vom aargauischen Grossen Rat die Errichtung einer reformierten Kirchgemeinde Würenlos genehmigt. Als Folge davon entstand 1884/85 an der Schulstrasse für den reformierten Geistlichen ein eigenes Pfarrhaus (Bauinventarobjekt WLO904).
Bis ins 20. Jh. aber wurde die alte Pfarrkirche von Würenlos (Bauinventarobjekt WLO901) von den katholischen und reformierten Gläubigen paritätisch genutzt. Zunehmender Platzmangel und Schwierigkeiten im gegenseitigen Umgang aber führten dazu, dass 1936 von beiden Seiten die Errichtung von neuen, getrennten Kirchenbauten in Angriff genommen wurde. So realisierten die Katholiken auf dem Kirchhofareal einen Neubau, welcher zwischen die alte Kirche und das Pfarrhaus zu stehen kam (Bauinventarobjekt WLO902). Gleichzeitig entstand östlich des Oberdorfs auf freiem Feld die reformierte Kirche. Dem Neubau lag ein Projekt des Zürcher Architekten F. Locher zugrunde, das im vorgängig durchgeführten Wettbewerb obsiegt hatte. Die Ausführungspläne stammten von Architekt Hans Unverricht aus Wettingen. An die Baukosten, die für die Kirche samt Ausstattung, Geläute, Friedhofanlage und Nebengebäude 178'000 Franken betrugen, leisteten Bund und Kanton namhafte Beiträge, indem viele Aufträge während der Weltwirtschaftskrise als Notstandsarbeiten subventioniert wurden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 6. Sept. 1936, und nach lediglich neunmonatiger Bauzeit konnte die Kirche am 6.Juni 1937 durch Pfarrer Walter Wolfer eingeweiht werden.
1991-93 fand unter Leitung des Würenloser Architekten Ruedi Schenker eine Gesamtrenovation mit Neugestaltung des Kircheninnern und Ersatz der Orgel statt.
Beschreibung:Die reformierte Kirche erhebt sich östlich des Würenloser Oberdorfs auf freiem, weitgehend unüberbautem Feld. Im Vergleich zur zeitgleich erstellten katholischen "Marienkirche" (Bauinventarobjekt WLO902) ist sie in ihrer Grundanlage auffallend traditionell gehalten. Sie setzt sich aus einem längsrechteckigen Kirchenschiff unter schlichtem Giebeldach, einem nordöstlich anschliessenden rechteckigen Chor und einem seitlich beigestellten hohen Glockenturm mit Käsbissendach zusammen. Insbesondere aber in der grosszügigen Lichtführung über hohe gereihte Fensteröffnungen auf der nordwestlichen Längsseite zeigt sich auch der stilistische Einfluss der Moderne. Die gleichen Fensterformate wiederholen sich als Schallöffnungen in mittlerer Höhe des Glockenturms; darüber prangen die grossen, von weither sichtbaren Zifferblätter der Turmuhr, welche wiederum sehr traditionell ausgebildet sind. Auf der südöstlichen, rückseitigen Längswand des Kirchenschiffs schliesst unter Schleppdach ein zurückgestaffelter Anbau mit verschiedenen Nebenräumen an.
Das Kircheninnere betritt man auf der südwestlichen Schmalseite über eine arkadenförmig ausgebildete, halboffene Vorzone, welche seitlich von kräftigen Strebepfeilern aus gefugten Steinquadern akzentuiert wird. Die 1991-93 modernisierte Ausstattung ist betont sparsam gehalten. Sieben Glasfenster des Kleinlützler Künstlers Daniel Gämperle an der Längsseite des Schiffs zeigen Jakob und die Himmelsleiter. Lesepult, Abendmahlstisch und das darüber hängende Kreuz gestaltete die Künstlerin Adelheid Hanselmann. Im Chorraum der Kirche befindet sich ein aus der Alten Kirche übernommener Taufstein aus dem Jahre 1642. Die vier Glocken im Kirchturm stammen von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau. Die 1993 durch die Orgelbaufirma Kuhn eingebaute Orgel verfügt über zwei Manuale mit 18 Registern.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der reformierten Kirche in Würenlos vgl. Witschi 1984, S. 648-654.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Peter Früh, 400 Jahre nach der Reformation endlich eine eigene Kirche, In: Würenloser Nachrichten 2/2012, S. 9-11.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 256.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 90-91.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48924
 

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