INV-WLO907 Gemeinde- und Schulhaus, 1957 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO907
Signatur Archivplan:WLO907
Titel:Gemeinde- und Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Schulhausstrasse 24-34
Versicherungs-Nr.:607, 608
Parzellen-Nr.:527
Koordinate E:2669952
Koordinate N:1255086

Chronologie

Entstehungszeitraum:1957
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schul- und Gemeindehaus

Dokumentation

Autorschaft:Ernst Gisel, Zürich (Architekt)
Würdigung:Nach einem Projekt des Zürcher Architekten Ernst Gisel erstellte Baugruppe mit Gemeindehaus, Turnhalle und Schulräumen, welche 1957 als erste Etappe einer grösseren Schulüberbauung realisiert wurde. Die in der Folge mehrfach erweiterte Anlage, welche auch das "Alte Schulhaus" von 1902/03 (Bauinventarobjekt WLO905) einbindet, erstreckt sich östlich des zentralen Kirchenbezirks auf der gegenüberliegenden Seite der Schulstrasse.

Als zeugenhaft erachtet werden in erste Linie die von Architekt Gisel projektierten Ursprungsbauten von 1957, wogegen die sukzessive erfolgten Erweiterungen von 1970 (Schulhaus Ländli) sowie aus den 1980er und 90er Jahren nicht in den Schutzumfang einbezogen werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Um die Mitte des 20. Jh. vermochte das "Alte Schulhaus" von 1902/03 (Bauinventarobjekt WLO905) die stetig wachsenden Schülerzahlen nicht mehr aufzunehmen [1]. Es drängte sich eine Erweiterung der Schulanlage auf, für deren Planung die Gemeindeversammlung 1954 einen Projektierungskredit genehmigte. Aus dem ausgeschriebenen Wettbewerb ging das Projekt des Zürcher Architekten Ernst Gisel als Sieger hervor. Die Anlage wurde so geplant, dass künftige Erweiterungen rasch und flexibel vorgenommen werden konnten. "Das Grundstück ist so aufgeteilt, dass zwischen den Gemeindebauten längs der Strasse und der im Süden parallel dazu gestellten Schule ein Platz entsteht, der gegen Osten durch die Turnhalle geschlossen und gegen Westen offen ist. In der ersten Bauetappe ist eine mit dem Turnhallenbau verbundene Schuleinheit mit vier normalen Zimmern gebaut worden. Später sollen auf ihrer Westseite noch ein bis zwei gleiche Einheiten angebaut werden, was bei der vorliegenden Lösung ohne Störung des Schulbetriebes möglich ist." [2]
Die Gesamtkosten für die erste, 1957 realisierte Bauetappe betrugen rund 1,94 Millionen Franken. Diese umfasste ein Schulhaus mit vier Klassenzimmern, eine Turnhalle und ein Verwaltungsgebäude für die Gemeinde. Das Gemeindehaus entstand an der Stelle des alten Bauernhauses von Hans Sommer (1885-1950), welcher der Gemeinde sein Grundstück vermacht hatte (Hinweistafel am Eingang zur Gemeindeverwaltung).
Bereits 1970/71 wurde in einer ersten Erweiterungsetappe das „Ländli-Schulhaus“, nach Plänen von Architekt Robert Bachmann errichtet. Der dreigeschossige Bau mit acht Klassenzimmern, Nebenräumen und Gesangssaal konnte am 22. Aug. 1971 eingeweiht werden. 1977 folgte in einer zweiten Etappe ein durch den einheimischen Architekten Walter Moser geplantes Mehrzweckgebäude mit Doppelturnhalle, Bühne und Nebenräumen. Weitere Ausbauten fanden ab den 1980er Jahren statt.
Beschreibung:Die Anlage befindet sich westlich des historischen Kirchenbezirks auf der gegenüberliegenden Seite der Schulstrasse. Sie setzt sich aus dem langgestreckten, firstparallel zur Strasse gestellten Riegel des Gemeindehauses und den auf der Rückseite angeordneten, blockhaften Baukörpern der Schule zusammen, welche im Laufe der Zeit eine sukzessive Erweiterung nach Süden und Westen erfahren haben.

Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde (Vers.-Nr. 607) ist ein 64 m langer, schmaler Backsteinbau, dessen zwei Teile mitsamt dem dazwischenliegenden offenen Durchgang von einem steilen, fassadenbündigen Eternit-Walmdach zusammengefasst werden. Im inneren Bereich der nördlichen Gebäudehälfte, wo die Gemeindeverwaltung untergebracht ist, sind den beiden Längsfronten doppelstöckige Betonkastenrahmen vorgesetzt. Zusammen mit der differenzierten Befensterung setzten sie im gedrungenen wirkenden Baukörper wichtige vertikale Kontraste. Nordseitig schliesst das Feuerwehrlokal an, welches stirnseitig über drei grosse Tore erschlossen ist. Darüber befindet sich im Dachraum das Archiv der Gemeinderatskanzlei. Der südliche Gebäudetrakt enthält Räumlichkeiten des Elektrizitätsbetriebs, Werkstätten und Lagerräume sowie eine Hausmeisterwohnung, welche stirnseitig ebenfalls mit einem Betonkastenrahmen akzentuiert ist.
Im Zentrum des Gebäudetraktes gewährleistet ein breiter offener Durchgang die verkehrsmässige und visuelle Verbindung mit dem rückwärtig gelegenen Schulareal. Hier liegt geschützt der Eingang zur Gemeindeverwaltung. Im Dachraum über dem Durchgang hat das Sitzungszimmer des Gemeinderates einen besonderen Standort erhalten. Nach aussen zeichnet sich dieser Raum durch ein kleines Oberlicht in der ansonsten geschlossenen Dachfläche aus, welches eine spezielle Lichtführung ermöglicht. Seiner Bedeutung entsprechend zeichnet sich das Sitzungszimmer durch einen währschaften Innenausbau mit Fussboden aus Muschelkalkplatten, holzverkleideter Decke und Möblierung aus massivem Nussbaumholz aus.

Durch den offenen Durchgang bei der Gemeindeverwaltung gelangt man zum rückwärtig gelegenen Schulhof, welcher deutlich vom umgebenden Terrain angehoben ist. Heute wird der Pausenplatz dreiseitig von Schulgebäuden verschiedensten Alters gefasst wird. Nördlich schliesst die 1957 von Ernst Gisel erstellte Turnhalle (Vers.-Nr. 608) als grosser, blockhafter Baukörper an. Auf der Hofseite und an der westlichen Stirnfront kommt die Eigenart der geschlossenen Backsteinmauern in besonderem Masse zur Geltung. "Solche Flächen wirken in diesem Material nie leer und dünn, sondern im Gegenteil sehr mural. Die gewebeartige Oberflächenstruktur wechselt ihren Ausdruck je nach dem Stand der Sonne und erhält dadurch etwas merkwürdig Belebtes" [3]. Als Kontrast dazu ist die nordöstliche, hofabgewandte Fassadenfront als Betongitterwerk mit geschosshohen Fensterflächen gestaltet.
Der kubisch wirkende Baukörper wurde dergestalt ins leicht abfallende Gelände eingepasst, dass das Untergeschoss mit den Garderoben, Duschen und Werkräumen von Nordosten her gut belichtet werden konnte. Darüber erstreckt sich die geräumige Turnhalle mit grosszügiger Eingangssituation; mit einem Fassungsvermögen von 450 Personen kann der Mehrzweckraum auch für Versammlungen und Konzerte benutzt werden. Besondere Erwähnung verdient der hölzerne Hallenboden, welcher im Zusammenspiel mit den unverputzten Wänden aus Sichtbackstein eine spannungsvolle Wirkung erzielt. Die Decke besteht aus Holzriemen, die aus akustischen Gründen mit kleinen Zwischenräumen montiert sind.

Der Eingangsbereich der Turnhalle dient zugleich der Erschliessung der südöstlich anschliessenden Schulanlage (Vers.-Nr. 609) mit den vier Klassenzimmern. Diese bestand in den ursprünglichen Verhältnissen von 1957 als halbgeschossig versetzter Baukörper mit ebenerdigem Verbindungstrakt zum Pausenplatz. "In einem mit dem Platz ebenerdigen, eingeschossigen Trakt sind sämtliche Nebenräume, wie Eingangshalle, Garderobe und sanitäre Anlagen, untergebracht. Die Treppe liegt zwischen diesem eingeschossigen Teil und dem grossen Trakt, wodurch kleine Gartenräume entstehen, die sorgfältig bepflanzt und für den Botanikunterricht nutzbar gemacht werden sollen. Die Klassenzimmer sind nahezu quadratisch, zweiseitig belichtet und gewähren einen schönen Ausblick über unverbaubare Felder. Der Klassentrakt ist ein reiner Backsteinbau ohne jeden Schmuck, der allein durch seine Masse wirkt." [4]

Im Sinne von Ernst Gisel wurde auch der Aussenraum sorgfältig in natürlichen Materialien ausgeführt, um eine möglichst starke Beziehung zu den Bauten zu schaffen. "Die Stütz- und Sitzmauern sind aus Backstein, sämtliche Wege und Plätze mit Naturstein gepflastert. Bei der gärtnerischen Gestaltung wurde versucht, vor allem mit Rasenflächen und einigen sorgfältig placierten, heimischen Bäumen und Sträuchern die Atmosphäre zu bestimmen." [5] Der Brunnen auf dem Pausenplatz wurde von Bildhauer Silvio Mattioli aus Würenloser Muschelkalk mit schmiedeeisernem Zufluss gestaltet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Schulgeschichte vgl. Witschi 1984, S. 629-630.
[2] Gisel 1959, S. 1028. – Zum Gesamtwerk von Ernst Gisel vgl. Architektenlexikon der Schweiz 1998, S. 220-222.
[3] Gisel 1959, S. 1029.
[4] Gisel 1959, S. 1028-1029.
[5] Gisel 1959, S. 1030.
Literatur:- Ernst Gisel, Schule und Gemeindebauten in Würenlos bei Zürich, In: Bauwelt Nr. 35 vom 31. Aug. 1959.
- Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert (Hrsg. Isbelle Rucki u. Dorothee Huber), Basel 1998.
- Bruno Maurer, Werner Oechslin, Ernst Gisel, Architekt, Zürich und Einsiedeln 2010 (3. überarbeitete Auflage).
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 111.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48948
 

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