INV-WLO906 Katholisches Schulhaus, 1813 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO906
Signatur Archivplan:WLO906
Titel:Katholisches Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Adresse:Schulstrasse 22
Versicherungs-Nr.:99
Parzellen-Nr.:3477
Koordinate E:2669921
Koordinate N:1255040

Chronologie

Entstehungszeitraum:1813
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges katholisches Schulhaus, das in zwei Etappen 1813 und 1831 erbaut wurde und bis zur Einweihung des Schulhauses von 1903 (Bauinventarobjekt WLO905) seinem eigentlichen Zweck diente. Das später zu einem Wohnhaus mit Ladenlokal umgenutzte Gebäude hat wesentliche Teile seines zeittypisch schlichten, spätklassizistischen Fassadenbildes bewahrt. Als Zeuge für die Würenloser Schulgeschichte, welche früher durch die konfessionelle Trennung geprägt war, kommt dem eher unscheinbaren Gebäude eine lokalgeschichtliche Bedeutung zu. In unmittelbarer Nachbarschaft des Kirchenbezirks und exponiert im Strassenraum gelegen, nimmt der kleine Baukörper auch eine wichtige Stellung im Ortsbild ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bis 1805 das erste Schulgesetz im neu geschaffenen Kanton in Kraft gesetzt wurde, bestanden in Würenlos zwei konfessionell getrennte Schulen. Der örtliche Schulbetrieb war zu jener Zeit offenbar mit erheblichen Mängeln behaftet. So wurde 1801 anlässlich einer Inspektion der katholischen Schule festgestellt, dass die Kinder in einer sehr kleinen Schulstube "wie Heringe aufeinander gepackt" seien und der Schulmeister durch seine "unordentliche Lehre" auffalle. Daraufhin wurde die Gemeinde angehalten, für eine neue Schullokalität und einen vorschriftsgemässen Unterricht zu sorgen [1].
So dürfte das katholische Schulhaus 1813 über dem heute bestehenden längsrechteckigen Grundriss vorerst als eingeschossiges Gebäude entstanden sein. Eine alte Planzeichnung zeigt die ursprünglichen Verhältnisse mit stirnseitigem Zugang von der Schulstrasse her, querliegender interner Erschliessungszone und anschliessendem Schulraum (vgl. Fotodokumentation). Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1813 wird das Gebäude als „Schulhaus von Stein mit Ziegeldach“, im Besitz der katholischen Pfarrgemeinde, aufgeführt [2].
Nur wenige Jahrzehnte später waren mit den steigenden Schülerzahlen die Raumverhältnisse wiederum derart prekär geworden, dass 1831 durch Aufstockung des Schulgebäudes ein zweites Klassenzimmer geschaffen wurde. Wohl anlässlich dieser Erneuerung wurde der Eingang in die Nordostecke des Hauses verlegt. Obschon in einem Brandkatastereintrag von 1831 von einem „neu erbauten“ Gebäude mit einem gesteigerten Versicherungswert von vormals 1000 auf nunmehr 4000 Franken die Rede ist, dürften in den Grundmauern noch Teile des Ursprungsbaus von 1803 enthalten sein.
Mit regierungsrätlicher Verfügung wurden auf Beginn des Schuljahres 1896/97 die konfessionell getrennten Schulen in Würenlos aufgehoben. Als Folge davon entstand 1903 an der Schulstrasse ein neues Schulgebäude, welches heute als „Altes Schulhaus“ bezeichnet wird (Bauinventarobjekt WLO905). Das ehemalige katholische Schulhaus wird seither zu Wohnzwecken sowie als Depot und Ladenlokal der Landwirtschaftlichen Genossenschaft genutzt.
Beschreibung:Das ehemalige katholische Schulhaus nimmt eine ortsbaulich wichtige Stellung unmittelbar gegenüber dem katholischen Pfarrhaus von 1783 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO003) ein. Der kleinformatige längliche Baukörper stösst mit Firstrichtung Nordwest-Südost stirnseitig hart an die Schulstrasse. Sein heutiges Erscheinungsbild als zweigeschossiger spätklassizistischer Mauerbau mit gefugten Ecklisenen und geknicktem Satteldach stammt aus der Ausbauphase von 1831. Die ursprünglich wohl auch im Erdgeschoss symmetrisch gestaltete Giebelfront zeigt in der Mittelachse des Obergeschosses ein mit Rundbögen besetztes dreiteiliges Fenster, welches als typisches Giebelmotiv gilt und möglicherweise vom Kernbau von 1813 übernommen wurde. Am intakt erhaltenen Obergeschoss bewahrt das Gebäude die alten, handwerklich gearbeiteten Fenstergewände aus Muschelkalk mit Ladenfalz und fassadenbündigen Simsen. Die Befensterung des Erdgeschosses wurde anlässlich der Umnutzung zu einem Depot und Ladenlokal stärker umgestaltet. Inneres im Erdgeschoss (Ladenlokal) und im Obergeschoss (Kleinwohnung) erheblich verändert; Dachraum zu Wohnzwecken ausgebaut.
Auf der rückwärtigen, südöstlichen Stirnseite schliesst an den Hauptbaukörper ein wohl aus dem frühen 20. Jh. stammender eingeschossiger Flachdachanbau mit Rampe zur Anlieferung der Lebensmittel an. In späteren Jahren wurde das Ladenlokal durch einen eingeschossigen Anbau erweitert und das Parterre des ehemaligen Schulhauses in die moderne Ladenfläche einbezogen (Ladenerweiterung nicht Teil des Schutzumfangs).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Schulgeschichte von Würenlos vgl. Witschi 1984, S. 617-623.
[2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 110.
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48942
 

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