INV-WLO909 Landstrasse 86, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO909
Signatur Archivplan:WLO909
Titel:Landstrasse 86
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Landstrasse 86
Versicherungs-Nr.:81
Parzellen-Nr.:4800
Koordinate E:2669742
Koordinate N:1254928

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:„HB 1851" (Kachelofen)
Würdigung:Markant am südlichen Dorfeingang stehendes, für das Ortsbild von Würenlos sehr bedeutendes Bauernhaus mit ehemaliger Eigengewächswirtschaft. Das in ortsüblicher Mischbauweise aus Stein und Fachwerk errichtete Gebäude dürfte in seiner bestehenden Form aus dem 18. Jahrhundert stammen, im Sockelbereich könnte er aber noch Bestandteile eines Vorgängerbaus enthalten. Im Innern blieben die angestammte Raumordnung und wertvolle Teile der historischen Ausstattung erhalten. Die stattliche dreigeschossige Anlage mit gut zugänglichen ebenerdigen Kellerräumen und darüber liegenden Wohngeschossen bezeugt die einstige Bedeutung des Weinbaus in der Region.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Anhand der Formensprache dürfte das Haus in die zweite Hälfte des 18. Jh. einzuschätzen sein [1]. Vermutlich stand an gleicher Stelle bereits ein Vorgängerbau, welcher auf dem Zehntenplan von 1699 eingezeichnet ist. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1822 wird ein „Haus mit gewölbtem Keller nebst Scheuer und Stallung, von Holz mit Ziegeldach“ beschrieben [2]. Damaliger Eigentümer war Ignatz Brunner, von dessen Nachkommen die Initialen „HB“ am 1851 datierten Kachelofen stammen dürften.
Um die Mitte des 19. Jh. – vermutlich übereinstimmend mit der Jahreszahl 1851 am Kachelofen – erfuhr die strassenseitige Trauffassade über dem alten Kellersockel eine Überprägung, indem die Fensteröffnungen nun in spätklassizistischer Manier streng axial angeordnet wurden. Auch die Gestaltung der traufseitigen Heubühnenwand mit einer diagonalen Bretterschalung und darin eingelassenen Jalousieöffnungen könnte aus dieser Zeit stammen. Die in Kunststein gefertigten Fenstergewände an der strassenseitigen Trauffassade hingegen sind einer noch jüngeren Bauphase im frühen 20. Jh. zuzuordnen.
Beschreibung:Das stattliche Weinbauernhaus prägt den südlichen Dorfeingang von Würenlos an der Alten Landstrasse nach Zürich. Es erhebt sich im stark ansteigenden Gelände als dreigeschossiger traufständiger Baukörper, dessen geriegelte Giebelfront einen attraktiven Blickfang gegen die Furtbachsenke bildet. Allerdings wurde die prominent hochragende Wirkung des Gebäudes durch eine nachträgliche Erhöhung des Strassenniveaus etwas geschmälert. Heute ist das gemauerte Sockelgeschoss mit dem rundbogigen Kellerportal und dem Hauseingang unvorteilhaft im Terrain "versunken". Wie die Sockelzone besteht auch das erste Wohngeschoss aus massivem Bruchsteinmauerwerk, wogegen das zweite Wohngeschoss sowie das Giebelfeld als Sichtfachwerk mit dekorativen Elementen aufgeführt sind. An der rückwärtigen Trauffassade und vermutlich auch an der Stirnfront hat sich die ursprüngliche Befensterung mit Gewänden aus Muschelkalk oder Eichenholz erhalten. Die eher ungezwungene, mehr auf die inneren Raumverhältnisse als auf die Aussenwirkung bezogene Verteilung der Lichtöffnungen dürfte noch die Verhältnisse des 18. Jh. wiedergeben. Demgegenüber deutet die streng axiale Fensteranordnung der strassenseitigen Fassade auf eine Überprägung im 19. Jh. hin.
Bedingt durch die Geländesituation, liegt der strassenseitige Hauszugang auf Kellerniveau. Ebenerdig betritt man hier einen Vorraum mit internem Zugang zum Gewölbekeller und Treppenaufgang in die beiden Wohngeschosse. Diese sind jeweils über einen firstparallel verlaufenden Mittelgang erschlossen. Die nachträglich durch Zwischenwände unterteilte ehemalige Wirtsstube liegt strassenseitig im ersten Obergeschoss. Im mittleren Bereich befindet sich ein Kachelofen mit dunkelgrüner vegetabiler Schablonenmalerei; an der beigefügten Sitzkunst sind die Jahreszahl 1851 und die Initialen H B[runner] zu lesen. Aufwendig gearbeitete Edelholztüren mit überschobenen Füllungen und kunstvollen Beschlägen dürften wie die rückwärtige Eingangstür aus Birnbaumholz noch aus dem 18.Jh. stammen (Hausinneres gemäss Kurzinventar von 1994).
Der Scheunenteil mit Tenn, Futtertenn und Stall zeigt talseitig eine imposante, aus roh behauenen Kalksteinen gefügte Stirnmauer unter Gehrschilddach, welche rückwärtig durch einen Schleppdachanbau erweitert ist. Sorgfältig aus Muschelkalk gehauene Radabweiser, welchen die Torpfosten der Tennen vor Beschädigungen durch Fuhrwerke schützten sollten, flankieren die ebenerdige Tenneinfahrt. Die strassenseitige Heubühnenwand ist effektvoll mit Rautenmustern gestaltet und zur Belüftung mit regelmässig angeordneten Öffnungen mit Jalousieläden ausgestattet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. hierzu das 1767 datierte Weinbauernhaus Kempfholzstrasse 25 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO015).
[2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 261.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 113.
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48960
 

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