Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-WLO910 |
Signatur Archivplan: | WLO910 |
Titel: | Gasthof zum Rössli |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Dorf |
Adresse: | Landstrasse 77 |
Versicherungs-Nr.: | 44 |
Parzellen-Nr.: | 491 |
Koordinate E: | 2669718 |
Koordinate N: | 1255036 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1807 CVHG" (rückwärtiger Quergiebelanbau) |
Würdigung: | Prominent im Zentrum des Unterdorfs gelegener Landgasthof, dessen Existenz sich urkundlich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Das bestehende, langgestreckte Gebäude von spätbarockem Erscheinungsbild dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Es wurde in lokaltypischer Bauweise als Mischkonstruktion von Stein und dekorativem Fachwerk erstellt. Seine lange und bewegte Nutzungsgeschichte, die zentrale Stellung im Ortsbild und das markante Erscheinungsbild machen den Gasthof "Rössli" zu einem überaus wertvollen kultur- und baugeschichtlichen Zeugen in Würenlos. Zur Gastwirtschaft gehört eine ehemals freistehende Scheune im rückwärtigen Raum, welche heute durch verschiedene jüngere Anbauten mit dem strassenseitigen Hauptgebäude verbunden ist (Scheune und jüngere Annexbauten nicht Teil des Schutzumfangs). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | In einer Urkunde von 1293 wird erstmals ein Wirt zu Würenlos erwähnt ("hospite de Wikollos") [1]. Die Taverne war im Hochmittelalter als ritterliches Mannlehen an die Feste Habsburg gebunden. Nach der Eroberung des Aargaus gelangten Burg und Lehen über mehrere Besitzer an das Kloster Königsfelden und nach der Reformation an den Stadtstaat Bern. Seit dem 16. Jh. teilten sich Bern zu zwei Dritteln und Königsfelden zu einem Drittel den Tavernenzins. Den Königsfelder Mannlehenbüchern ist zu entnehmen, dass das Tavernenrecht von 1559 bis 1774 ununterbrochen in den Händen der einflussreichen Würenloser Familie Ernst lag. Die politische Bedeutung der Taverne bezeugen die zahlreichen politischen Ämter, welche die Wirtedynastie Ernst inngehabt hat. Spätestens seit dem 17. Jh. wurden hier auch die Gemeindeversammlungen abgehalten. In seinem heutigen, spätbarock geprägten Erscheinungsbild dürfte das Gebäude auf das 18. Jh. zurückgehen. Eine Jahreszahl 1807 am Fenstersturz eines kleinen rückwärtigen Quergiebelanbaus könnte auf eine bauliche Veränderung und Erweiterung verweisen. Die beigefügten Initialen "CVHG" stehen wohl für Caspar Ungrich und Heinrich Grob; ersterer ist 1785 als Wirt bezeugt, letzterer in einem Brandkatastereintrag von 1813 als Eigentümer aufgeführt [2]. Im erwähnten Brandkataster von 1813 wird das Gebäude als "Wirtshaus zum Rössli mit gewölbtem Keller, von Holz geriegelt mit Ziegeldach" aufgeführt [2]. Damals schon gehörte eine "doppelte Scheune von Holz und Ziegel, mit angebauter Trotte" zur Liegenschaft (heutige Vers.-Nr. 45). 1827 wird der Anbau eines neuen Schlachthauses verzeichnet. 1822 ging die Liegenschaft von Heinrich Grob an Friedrich Nötzli und in der Folge 1843 an Kaspar Wiederkehr über. Nach Einführung des Postmonopols wurde 1832 im Gasthof "Rössli" die erste Poststelle von Würenlos eingerichtet. Somit war der Rössliwirt zugleich auch Posthalter. Die Poststelle sollte bis 1960 am alten Standort verbleiben, als sie zunächst in ein Provisorium und zehn Jahre später in das heutige Postgebäude verlegt wurde. Nach zahlreichen Eigentümer- und Pächterwechseln ging das Gasthaus "Rössli" 1857 durch Versteigerung an die Gemeinde Würenlos über. 1863 übernahm Rudolf Meier die Liegenschaft, zu der laut Kaufvertrag das Wirtshaus mit angebauter Metzgerei, eine Scheune mit mehreren Stallungen nebst Weintrotte, Baumpresse und Obstmühle, ein Waschhaus sowie ein Holzschopf mit zwei Schweineställen gehörten [3]. 1882 übernahm der Sohn, Eduard Meier, den Betrieb. Um 1893 erfolgte der Anbau eines Tanzsaals ("Rösslisaal"), der 1925 durch eine grosse Bühne und Garderoberäume ergänzt wurde. Bis 1964 benutzte man den Saal für kulturelle Aktivitäten und Vereinsanlässe, danach konzentrierte sich die Wirtefamilie Meier auf den gastronomischen Betrieb. Zwischen 1976 und 1983 fand eine umfassende Renovation des Gebäudes statt, bei der das zwischenzeitlich verputzte Sichtfachwerk des Obergeschosses wieder freigelegt und der Dachstuhl erneuert wurde. |
Beschreibung: | Der stattliche, langgestreckte Baukörper des Gasthofs "Rössli" steht zentral im Unterdorf, im nördlichen Winkel zwischen dem Furtbach und der Landstrasse. Das behäbige, geknickte Satteldach mit Gehrschild über der gänzlich gemauerten Nordwestfassade weist auf eine Bauzeit im18. Jh. hin. Gleiches gilt für die breitrechteckigen Fensteröffungen, welche in annähernd regelmässiger, jedoch nicht axialer Anordnung über die strassenseitige Hauptfassade verteilt sind. Diese präsentiert nach regionaler Gewohnheit mit einem massiv gemauerten Erdgeschoss und einem Obergeschoss aus sorgfältig gestaltetem Sichtfachwerk. Die Fenstergewände an den gemauerten Wandteilen bestehen aus solid gearbeitetem Muschelkalk, diejenigen am Fachwerkteil aus Holz. An der gemauerten Stirnwand der nordwestlichen Wetterseite finden sich Reste einer geschossübergreifenden Wandpfeilergliederung mit geschmückten Kapitellen. Auf der Hausrückseite sind am Fenstersturz eines schmalen zweigeschossigen Quergiebelanbaus die Jahreszahl 1807 und die Initialen "CV HG" (vermutlich für Caspar Ungrich und Heinrich Grob) zu lesen. Das Wirtshausemblem mit dem Rössli wird von einem aufwändig gestalteten, geschweiften Biedermeier-Träger mit Rosetten und Greifvogelkopf gehalten. Die ruhigen, durch keinerlei Aufbauten gestörten Dachflächen sind mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Hinter der Gaststätte steht in firstparalleler Ausrichtung die zugehörige, ehemals freistehende Stallscheune (Vers.-Nr.45). Die Stirnseiten des stark renovationsbedürftigen Gebäudes sind bis zum Giebelfeld aus massivem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, während die Traufwände aus schlicht gestaltetem Fachwerk bestehen. Die hölzernen Tore von Tenn und Futtertenn zeigen dekorativ aufgedoppelte Rauten und Andreaskreuze. Die jüngeren Verbindungsbauten weisen keine architektonischen und ortsbaulichen Qualitäten auf. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte des Gasthofs "Rössli" vgl. Witschi 1984, S. 557-565; Ehrsam 1990, S. 33ff. [2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster. [3] Fertigungsprotokoll vom 7. April 1863. |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Hans Ehrsam, Von der Taverne zum Gourmetrestaurant, In: Würenloser Blätter 1990, S. 33ff. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 263-264. - Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 98-99. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster. |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-WLO839.012 Gasthof Rössli (= WLO910), Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48966 |
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