Ansichtsbild: |
|
Identifikation |
Signatur: | INV-WLO913 |
Signatur Archivplan: | WLO913 |
Titel: | Dorfstrasse 19 |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Oberdorf |
Adresse: | Dorfstrasse 19 |
Versicherungs-Nr.: | 49 |
Parzellen-Nr.: | 3318 |
Koordinate E: | 2669791 |
Koordinate N: | 1255288 |
|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1730 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Giebelfeld) |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | WLO006 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
|
Dokumentation |
Inschriften: | "1730 I.E." (Giebelfenster) |
Würdigung: | Stattliches, intakt erhaltenes Doppelbauernhaus, das als Mauerbau mit auffallend steilem Giebeldach in Erscheinung tritt und im Innern eine rauchgeschwärzte, auf Strohbedachung ausgelegte Hochstudkonstruktion erhalten hat. Diese spezielle Kombination, welche nur vereinzelt bei stattlichen ländlichen Bauten am Jurasüdfuss anzutreffen ist, verleiht dem Gebäude einen entwicklungsgeschichtlich und bautypologisch interessanten Stellenwert. Der markante Baukörper bildet mit dem zugehörigen Steinspeicher von 1661 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO006) eine eindrückliche Baugruppe im Zentrum des alten Würenloser Ortsteils Oberdorf. Im Falle von grösseren baulichen Massnahmen ist vorgängig eine bauarchäologische Untersuchung mit dendrochronologischer Altersbestimmung vorzunehmen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Beim vorliegenden Bauernhaus handelt es sich um ein typologisch interessantes Gebäude, dessen Baugeschichte bislang nicht abschliessend geklärt ist. Die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion lässt auf eine ursprüngliche Strohbedachung schliessen, welche aber in den bis 1813 zurückreichenden Brandkatasterakten nicht bezeugt ist. Die massive östliche Stirnmauer des Wohnteils zeigt am Sturz des Giebelfensters die Bauinschrift "1730 I.E.". Ob es sich bei der bestehenden Konstellation eines steilgiebligen gemauerten Juragiebelhauses mit einer Hochstud-Dachkonstruktion um die ursprünglichen Verhältnisse oder aber um eine frühe, baugeschichtlich gleichermassen interessante Umbauphase handelt, müsste mittels bauarchäologischer Untersuchung und dendrochronologischer Altersbestimmung geklärt werden [1]. Für ein höheres Alter als 1730 spricht auch der Umstand, dass auf dem Zehntenplan von 1699 an gleicher Stelle bereits ein Gebäude eingezeichnet ist. Ein zur Liegenschaft gehörender stattlicher Steinspeicher (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO006) weist mit 1661 jedenfalls ein älteres Baudatum auf. Der erste Brandkatastereintrag von 1813 als "2-stöckiges Haus von Holz mit Ziegeln gedeckt“ ist wohl mit Vorsicht aufzunehmen [2]. Eher den realen Verhältnissen entsprechen dürfte der nächstfolgende Eintrag von 1829, als von einem „Haus und Scheuer von Stein, Riegel und Holz mit Ziegeldach“ die Rede ist. 1813 befand sich die Liegenschaft in Besitz von Hans Ulrich Ernst, von dem sie 1822 an Josef Ernst und 1833 an Müller Kaspar Wiederkehr überging. 1848 wurde eine zweite Wohnung mit Herdstelle eingerichtet. Im Brandkataster von 1850 ist sogar von drei Wohnungen die Rede, welche unter Anton Ernst (2 Wohnungen) und Meinrad Wiederkehr aufgeteilt waren. Möglicherweise im Zuge der 1848 erfolgten Hausteilung wurde die südseitige Trauffassade mit sechs regelmässig angeordneten Fensterachsen und einem mittigen Hauseingang neu gestaltet. An späteren baulichen Veränderungen sind der Stallumbau (1930), ein Umbau der Küche und neue Kachelöfen (um 1940) sowie weitere Modernisierungen im Innern (1965/1987) anzuführen [3]. |
Beschreibung: | Das markante Bauernhaus steht im Ortsteil Oberdorf, wo es mit dem zugehörigen Speicher von 1661 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO006) den Kern einer alten, schon auf dem Zehntenplan von 1699 eingezeichneten Baugruppe bildet. Der langgestreckte Baukörper ist mit Firstrichtung Ost-West nördlich an die platzartig erweiterte Dorfstrasse gestellt, welche nordöstlich entlang dem Furtbach zum Weiler Kempfhof führt. Das auffallend steilgieblige, teils noch mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckte Dach bewahrt im Innern eine ursprünglich wohl auf Strohbedachung ausgelegte, rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion. Diese besteht aus insgesamt vier Firstständern (Hochstüden), von denen die beiden östlichen über dem Wohnbereich abgefangen und die beiden westlichen beidseits des Tenns bis zur Grundschwelle geführt sind. Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben gehören zu den gängigen Bestandteilen dieser Konstruktionsart; zusätzlich wird das Dachgefüge durch stehende Stuhljoche verstärkt, was wohl mit der beträchtlichen Gebäudebreite zu erklären ist. Die östliche Stirnwand des Wohnteils ist bis unter den First in massivem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und mit kleinformatigen Rechteckfenstern besetzt (einzelne Öffnungen nachträglich vergrössert). Das Fensterchen unter dem First zeigt am kräftig ausgebildeten Sturz die Jahreszahl 1730 nebst den Initialen „I.E.“ und einem Kreuzsymbol. Grössere, breitrechteckige Dimensionen weisen die holzgerahmten Fenster an der südlichen, strassenseitigenTauffassade auf, welche wohl Mitte des 19. Jh. – anlässlich der damals erfolgten Hausteilung – in Mischbauweise aus Bruchstein und verputztem Fachwerk neu gestaltet wurde. Die Öffnungen sind hier in sechs annähernd regelmässig verteilten Achsen angeordnet; dazwischen gesetzt ist der ebenerdige Hauseingang, welcher die beiden Wohnteile erschliesst. Durch die Haustür gelangt man in einen quer zum First durchlaufenden Flur, in dessen rückwärtigem Bereich ein Treppenaufgang in das Obergeschoss führt. Beidseits schliessen die zwei Wohnungen an, deren Grundrisse leicht asymmetrisch ausgebildet und rückwärtig unter abgeschlepptem Dach verbreitert sind. Hier befinden sich die Küchen, während der Wohnbereich (jeweils Stube und Nebenstube) nach Süden zur Strasse ausgerichtet ist. Im Obergeschoss sind mit ähnlicher Disposition Schlafkammern und Vorratsräume eingerichtet. Auf eine Unterkellerung des Hauses wurde wohl wegen der Nähe zum Furtbach verzichtet; dafür bot der zur Liegenschaft gehörende Speicher von 1661 (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO006) Lagermöglichkeiten im Gewölbekeller. Der westseitig unter durchlaufendem First anschliessende Scheunenteil zeigt eine gängige Nutzungskonstellation mit Tenn und Stall sowie darüber gelegenem Heuraum (Stallbereich um 1930 erneuert). Prägendes Element des Aussenraums ist der grosszügige Bauerngarten, welcher den Winkel zwischen dem Haus und einem längs dem Furtbach führenden Fahrweg einnimmt. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Sonderform von steilgiebligen Mauerbauten mit hochstudartigen Dachkonstruktionen vgl. Räber 2002, S. 331, 340-345. [2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster. [3] Mündliche Auskünfte Hauseigentümer 1991 (Bauernhausforschung Aargau) |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 264. - Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 115. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-27/2. |
|
|
Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-WLO839.014 Dorfstrasse 19 (= WLO913), 1730 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48984 |
|
Social Media |
Share | |
|