INV-WLO920 Schulstrasse 65, 1874 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WLO920
Signatur Archivplan:WLO920
Titel:Schulstrasse 65
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Adresse:Schulstrasse 65
Versicherungs-Nr.:120
Parzellen-Nr.:334
Koordinate E:2670160
Koordinate N:1255406

Chronologie

Entstehungszeitraum:1874
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Nach einem Brandfall neu erstelltes Doppelwohnhaus von 1874, das als spätklassizistisch-biedermeierlicher Mauerbau mit zeittypisch strenger axialer Fassadengliederung und mittelsteilem, geradem Satteldach in Erscheinung tritt. Das prominent an einer Strassenverzweigung stehende Gebäude mit vorgelagerter Grünfläche samt Vorplatz mit Brunnen bildete einst den Kern einer nordöstlich des Dorfes abgesetzten kleinen ländlichen Baugruppe; heute ist es in eine moderne Wohnüberbauung integriert. Als ehemalige Eigengewächswirtschaft „Zur Weintraube“ kommt dem Gebäude für die Gemeinde eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Jahreszahl 1728 am Kellereingang eines stärker veränderten Nebengebäudes (Vers.-Nr. 122) weist auf die frühe Existenz einer kleinen Baugruppe in abgesetzter Lage nordöstlich des Dorfkerns von Würenlos hin. Diese säumte den heutigen Brunnenweg, eine von der Otelfingerstrasse zum Weiler Kempfhof führende alte Querverbindung, welche schon auf dem Zehntenplan von 1699 und ebenso auf der Michaeliskarte von 1840 eingezeichnet ist (vgl. Fotodokumentation).
In diesem Ortsteil brannten im November 1873 drei Häuser und zwei Scheunen nieder [1]. Daraufhin wurde 1874 das bestehende Doppelwohnhaus mit zugehöriger freistehender Scheune erstellt. Bauherr war Johann Ehrsam, welcher sich mit seinen Initialen „J E“ am Hauseingang verewigt hat.
Der erste Brandkatastereintrag von 1875 lautet auf ein „Wohnhaus, 2-stöckig, mit Kniestock von Stein, mit zwei gewölbten Kellern und Ziegeldach“, in den Händen von Johann Ehrsam, Speisewirt [2]. 1883 ging das „Wohn- und Wirtschaftsgebäude“ samt der freistehenden Scheune an Friedrich und Kaspar Markwalder über. Ein altes Wirtshausschild mit der Aufschrift „Zur Weintraube 1844“ zeugt von der früheren Existenz einer Wirtschaft, welche offenbar schon im Vorgängerbau bestand. Im strassenseitigen Hausteil befand sich die Gaststube, die mittels hochklappbarer Binnenwand zu einem grossen Gästeraum erweitert werden konnte. Eine Fotoaufnahme aus der Zeit um 1910 zeigt die damaligen Verhältnisse mit grösserem Vorplatz, Bauerngarten und dem nordwestlich im rechten Winkel anschliessenden Nebengebäude, das heute zu einem Wohnhaus umgebaut ist (vgl. Bilddokumentation).
2010/11 erfolgte eine Gesamtrenovation des Gebäudes mit teilweiser Veränderung der inneren Raumstruktur und Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnraum [3]. Die nordöstlich gelegenen freistehende Scheune war schon 2008 im Rahmen einer grösseren Überbauung mit Mehrfamilienhäusern abgebrochen worden.
Beschreibung:Der zweigeschossige längliche Mauerbau ist mit Firstrichtung Nordwest-Südost traufständig an den Brunnenweg gestellt. Die Hauptfassade zählt sieben Achsen regelmässiger Rechteckfenster mit Ladenfalz und Blockbänken, die zur Schulstrasse gerichtete Stirnfront deren drei. Im Giebeldreieck findet sich eine zeittypische Lünettenöffnung. Die Trauffassaden schliessen in einem hölzernen Zahnschnittgesims und einer bretterverschalten Dachuntersicht. Der mittig in die Schaufassade gesetzte Hauseingang zeigt ein spätklassizistisch profiliertes Türgewände mit Gesimsbekrönung und gerillten Voluten, welches am ansonsten straff gegliederten Baukörper einen auffälligen gestalterischen Akzent setzt. Am Sturz ist die Jahreszahl 1874 nebst den Initialen „J E“ (= Johann Ehrsam) zu lesen.
Die symmetrische Gestaltung der Fassaden spiegelt die nach dem Umbau von 2010/11 nur noch ansatzweise erhaltene innere Raumaufteilung. Ein mittig durchlaufender Quergang mit Treppenlauf auf der Rückseite erschloss die beiden symmetrisch angelegten Haushälften. Auf der südwestlich zum Brunnenweg gerichteten Schauseite waren je eine Stube mit nebenliegender Nebenstube eingerichtet, der rückwärtige Bereich umfasste jeweils die Küche und eine Kammer. Im Obergeschoss waren mit gleicher vierteiliger Raumgliederung die Schlafzimmer und Vorratskammern eingerichtet. Jede Haushälfte verfügt über einen eigenen Gewölbekeller.
Vor der südwestlichen Eingangsfront erstreckte sich zum Brunnenweg hin der Bauerngarten, welcher heute als Grünfläche ausgebildet ist. Auf dem gepflästerten Vorplatz steht ein zur Liegenschaft gehörender Brunnen (erneuert).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Witschi 1984, S. 274.
[2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
[3] Gemeindearchiv Würenlos: Umbaupläne von 2008-2010.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 121.
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49026
 

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