Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-WLO941 |
Signatur Archivplan: | WLO941 |
Titel: | Müliwieseweg 2 |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Ötlikon |
Adresse: | Müliwieseweg 2 |
Versicherungs-Nr.: | 197 |
Parzellen-Nr.: | 228 |
Koordinate E: | 2670804 |
Koordinate N: | 1255754 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Kleinformatiger bäuerlicher Vielzweckbau, der in regionaltypischer Mischbauweise aus Stein, Fachwerk und Holz errichtet und mit einem markanten Steilgiebeldach ausgestattet wurde. Das im äusseren Erscheinungsbild recht gut erhaltene, im Innern aber mehrfach veränderte Gebäude dürfte im Kern zumindest ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Davon zeugen insbesondere die kräftige Flugpfettenkonstruktion an der südlichen Stubenfront wie auch die naturgekrümmten Büge an der östlichen Stirnseite. Das eher unscheinbare Gebäude steht im Zentrum des im ISOS (= Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) als national bedeutend eingestuften Weilers Ötlikon. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Weiler Ötlikon ist aus einer kleinen Hofgruppe hervorgegangen, die vom Hochmittelalter bis ins 19. Jh. hinein eng an das Kloster Wettingen gebunden war [1]. Wohl deshalb konnte die Güterzersplitterung in engen Grenzen gehalten werden, so dass die Zahl der Häuser über lange Zeit nur unwesentlich anstieg. Noch Mitte des 17. Jh. bestand Ötlikon lediglich aus zwei Bauernbetrieben und einer Mühle. Auf dem Zehntenplan von 1699 ist eine haufenförmige Baugruppe mit vermutlich drei Wohnhäusern nebst der Mühle dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Im ausgehenden 18. Jh. erfolgte dann eine westliche Erweiterung, als in kurzer zeitlicher Abfolge drei stattliche Bauernhäuser in giebelständiger Ausrichtung an die Otelfingerstrasse gestellt wurden. So entstand das auf der Michaeliskarte von 1840 ersichtliche Siedlungsbild, das dank dem eng umrissenen Baugebiet bis heute Bestand hat. Auf dem erwähnten Zehntenplan von 1699 ist am heutigen Standort der Liegenschaft Müliwiseweg 2 – im Zentrum der damals sehr kleinen Baugruppe – bereits ein Gebäude eingezeichnet. Ob es sich damals schon um den Kern des bestehenden Hauses oder aber um einen Vorgängerbau handelte, muss hier offenbleiben. Eine kräftig ausgebildete Flugpfettenkonstruktion mit Stützbügen und Zughölzern an der südlichen Stubenfont sowie Reste einer ehemals wohl rauchgeschwärzten Dachkonstruktion weisen auf eine Entstehungszeit des Hauses zumindest im 18. Jh., möglicherweise aber auch im späteren 17. Jh., hin. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1875 wird das Gebäude als "Wohnhaus von Rieg, 2 Stok mit Tremkeller und Scheune" beschrieben [2]. Eigentümer war Andreas Lang, der von 1865 bis 1880 Gemeindeammann von Ötlikon war [3]. 1899 ging die Liegenschaft an Bahnwärter Robert Ernst über. In den 1970er Jahren wurde das Haus einer grösseren Renovation unterzogen, bei der die südliche Stubenfront und die östliche Stirnseite eine teilweise Neugestaltung und das Innere eine tiefgreifende Modernisierung erfuhren. |
Beschreibung: | Das kleinbäuerlich geprägte Gebäude steht mit Firstrichtung Ost-West im Zentrum des Weilers Ötlikon, unmittelbar nördlich der 1637/38 datierten Mühle (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO007) und des markanten, ebenso alten Doppelbauernhauses Otelfingerstrasse 2,4 (Bauinventarobjekt WLO938). Es erhebt sich mit Nutzungsabfolge Wohnteil-Stall-Tenn (Mitterstallhaus) unter einem steilen, leicht geknickten Giebeldach, welches in grossen Teilen noch mit alten, handgefertigten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Der Wohnteil ist in für die Region charakteristischer Mischbauweise mit massivem Erdgeschoss samt Stirnmauer sowie in Fachwerk gehaltenem Obergeschoss erstellt. An der südlichen Stubenfront lässt sich im Erdgeschoss die frühere, bis in die 1970er Jahre bestehende Anlage eines Reihenfensters noch nachvollziehen (vgl. Fotoaufnahme von 1976; Fensteröffnungen später erneuert und in Kunststein gefasst). In die Fachwerkwand des Obergeschosses eingelassen sind vermutlich noch aus der Bauzeit stammende Zwillingsfenster mit hölzernen Einfassungen. Die gemauerte Stirnseite wie auch die Rückfront zeigen jüngere Einzelfenster mit Kunststeingewänden. Noch ins 18. oder gar ins spätere 17. Jh. weist die kräftige südseitige Flugpfettenkonstruktion, welche in ihrer Machart Ähnlichkeiten mit derjenigen des benachbarten Doppelbauernhauses zeigt (Bauinventarobjekt WLO938). Die Abstützung besteht aus kräftig dimensionierten Bügen und sternförmig beschnitzten Zughölzern, deren Aussteifung durch verblattete Kopfhölzer erfolgt. Für ein hohes Alter des Gebäudes sprechen auch die naturgekrümmten stirnseitigen Büge, welche das leicht vorkragende, mit einer schlichten Bretterschalung versehene Giebelfeld abstützen. Das ursprünglich wohl rauchgeschwärzte Dachgebälk, eine typologisch interessante Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl und verblatteten Sparrenfüssen, ist nur noch in Teilen erhalten. Im stark modernisierten Innern ist die vierteilige Grundrissanlage mit Stube und Nebenstube im südseitigen Vorderhaus sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich noch ablesbar. Der ursprüngliche stirnseitige Eingang, welcher direkt in die Küche führte, wurde später auf die Hausrückseite verlegt. In der Nordostecke des Hauses befindet sich ein Keller mit ehemaliger Balkendecke, der über einen Aussenzugang auf der Hausrückseite erschlossen ist (Kellerdecke und Mauern teilweise erneuert). Westseitig an den Wohnteil schliesst der Scheunentrakt in der für die Region eher wenig verbreiteten Nutzungsabfolge mit innenliegendem Stall und aussenseitig anschliessendem Tenn an (Mitterstallhaus). Der Ökonomieteil ist in Mischkonstruktion mit massiv gemauerter Stirnseite sowie Ständergerüst mit Bretterschalung an der Traufseite und am Giebelfeld gestaltet. Die ehemals wohl hölzerne Stallwand wurde in jüngerer Zeit durch Mauerwerk aus Kalksandsteinen ersetzt. Ein auf der Westseite unmittelbar an das Hauptgebäude anschliessendes Nebengebäude mit offener Wagenremise und Speicherraum (Vers.-Nr. 196; Bauinventarobjekt WLO942D) gehört seit jeher zur Nachbarliegenschaft Otelfingerstrasse 2/4 (Bauinventarobjekt WLO938). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte von Ötlikon vgl. Witschi 1984, S. 150-151. Zur Entwicklung der Siedlung vgl. Räber 1996, S. 51-53. [2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster. [3] Witschi 1984, S. 670. |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien 227b1-4. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49194 |
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