Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-WLO940 |
Signatur Archivplan: | WLO940 |
Titel: | Otelfingerstrasse 7 |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Würenlos |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Ötlikon |
Adresse: | Otelfingerstrasse 7 |
Versicherungs-Nr.: | 185 |
Parzellen-Nr.: | 193 |
Koordinate E: | 2670713 |
Koordinate N: | 1255778 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Um 1800 entstandenes Bauernhaus, das eine prägende Stellung im Ortsbild des im ISOS (Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) als national bedeutend eingestuften Weilers Ötlikon einnimmt. Der stirnseitig zur Strasse gestellte Baukörper ist in regionaltypischer Mischbauweise aus Stein, Fachwerk und Holz errichtet und mit einem markanten Steilgiebeldach ausgestattet. Das Gebäude hat sein äusseres Erscheinungsbild, die innere Raumstruktur und wesentliche Teile der historischen Ausstattung bewahrt. An den zweiteiligen, nachträglich erweiterten Wohnteil schliesst ein geräumiger Scheunentrakt mit aussenseitig angefügtem Wagenschopf, Waschhaus und Brennerei an. Das intakt erhaltene Gebäude ein wertvoller Zeitzeuge für die jüngere Generation des ziegelgedeckten Steilgiebelhauses; es bildet einen stimmungsvollen Kontrast zum gegenüberliegenden Bauernhaus Otelfingerstrasse 2/4 (Bauinventarobjekt WLO938), welches die entwicklungsgeschichtlich ältere Form eines ehemaligen Strohdachhauses repräsentiert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Weiler Ötlikon ist aus einer kleinen Hofgruppe hervorgegangen, die vom Hochmittelalter bis ins 19. Jh. hinein eng an das Kloster Wettingen gebunden war [1]. Wohl deshalb konnte die Güterzersplitterung in engen Grenzen gehalten werden, so dass die Zahl der Häuser über lange Zeit nur unwesentlich anstieg. Noch Mitte des 17. Jh. bestand Ötlikon lediglich aus zwei Bauernbetrieben und einer Mühle. Auf dem Zehntenplan von 1699 ist eine haufenförmige Baugruppe mit vermutlich drei Wohnhäusern nebst der Mühle dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Im ausgehenden 18. Jh. erfolgte dann eine westliche Erweiterung, als in kurzer zeitlicher Abfolge drei stattliche Bauernhäuser in giebelständiger Ausrichtung an die Otelfingerstrasse gestellt wurden. So entstand das auf der Michaeliskarte von 1840 ersichtliche Siedlungsbild, das dank dem eng umrissenen Baugebiet bis heute Bestand hat. Das Bauernhaus Otelfingerstrasse 7 wurde in der Zeit um 1800 als nördlichstes der drei Gebäude aus der erwähnten Erweiterungsphase errichtet. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1875 ist es als "Wohnhaus von Stein und Rieg, 2 Stok mit Tremkeller samt Scheune, Anbau mit Wagenschopf und Brennerei, mit Ziegeldach" beschrieben [2]. Eigentümer war zu dieser Zeit Johann Jacob Arbenz;1898 ging die Liegenschaft an Robert Arbenz über, der von 1893 bis 1899 als letzter Ammann der damals noch eigenständigen Gemeinde Ötlikon amtete [3]. 1915 erfolgte ein Eigentümerwechsel an Jakob Meier-Bigler und später an Heinrich Markwalder. Seit den 1970er Jahren befindet sie sich in den Händen des heutigen Besitzers. Eine deutlich erkennbare Nahtstelle an der Fassade und am Dachgebälk verweist auf eine ostseitige Verlängerung des Wohnteils um rund einen Drittel, welche vermutlich um die Mitte des 19. Jh. stattgefunden hat. Gemäss mündlicher Auskunft war in der Südostecke früher eine Bäckerei eingerichtet; heute wird der Raum als Waschküche benutzt [4]. |
Beschreibung: | Das Haus Otelfingerstrasse 7 ist das südlichste von drei in regelmässiger Abfolge angeordneten Gebäuden, die mit Firstrichtung West-Ost giebelständig an die Otelfingerstrasse stossen. Der langgestreckte Baukörper unter geknicktem Steilgiebeldach hat seine ursprüngliche Nutzungskonstellation mit Wohnteil, Futtertenn, Stall und Tenn sowie aussenseitig anschliessendem Wagenschopf mit Brennerei vollumfänglich bewahrt. Der zur Strasse gerichtete Wohnteil zeigt eine regionaltypische Mischbauweise aus massiv gemauertem Erdgeschoss und Oberbau aus Sichtfachwerk (Stirnseite nachträglich verputzt). An der südgerichteten Schaufront kennzeichnet ein fünfteiliges Reihenfenster die Lage von Stube und Nebenstube des inneren, älteren Wohnteils; ostwärts zur Strasse hin schliessen die zwei Einzelfenster der nachträglich erfolgten Hauserweiterung an. Der Fachwerk-Oberbau zeigt an besagter Nahtstelle einen kleinen vertikalen Versatz; im Übrigen aber ist die Riegelwand über die gesamte Fassadenlänge ähnlich ausgebildet und nahezu identisch mit holzgerahmten Einzellichtern sowie einem Zwillingsfenster besetzt. Nachvollziehbar ist die Ansatzstelle auch im Hausinnern an Binnenwänden und Deckenbalken sowie im Dachraum, wo die ehemalige Fachwerk-Giebelwand als Binnenkonstruktion noch sichtbar ist. Der bauzeitliche Kernbereich des Wohnteils zeigt eine in der Region verbreitete Raumgliederung mit rückwärtigem Zugang in einen abgewinkelten Flur, welcher den Treppenaufgang zu den Schlafkammern im Obergeschoss aufnimmt. Seitlich an den Gang schliessen die Küche sowie ein mit Fachwerkwänden abgetrennter kleiner Raum an, der früher wohl zur Vorratshaltung diente und heute Bad/WC enthält. Geradeaus gelangt man in die Stube, welche mit der angrenzenden kleineren Nebenstube die südgerichtete Schauseite des Hauses einnimmt. Mit der nachträglichen Hauserweiterung nach Osten entstand ein zusätzlicher stirnseitiger Hauszugang mit firstparallele interner Verbindung in den alten Hausteil. In der Südostecke der Hauserweiterung war früher angeblich eine Bäckerei eingerichtet; heute wird der Raum als Waschküche genutzt. An historischer Ausstattung haben sich nebst den gepflegten Fachwerk-Binnenwänden ein Einbauschrank und ein Uhrenkasten in der Stube erhalten. Der braune Heimatstil-Kachelofen mit Szenen aus dem bäuerlichen Alltagsleben dürfte aus den 1950er Jahren stammen. In einem Zimmer im Obergeschoss steht ein schmucker grüner Sitzofen mit Art Déco-Kacheln und gedrechselten Ofenfüssen aus der Zeit um 1920. Westlich an den Wohnteil schliesst ein geräumiger Scheunentrakt mit der Nutzungsabfolge Futtertenn, Stall und Tenn an. Die ehemals wohl hölzerne Stallwand wurde im 20. Jh. mit Backstein-Mauerwerk aufgeführt. Die darüber liegende Heubühnenwand zeigt eine für das 19. Jh. typische dekorative Bretterverschalung mit Rautenmustern und eingefügtem Jalousiefenster. Die Südwestecke der bäuerlichen Liegenschaft nimmt ein massiv gemauerter Annexbau mit eigenständigem Giebeldach ein, welcher früher als Brennerei und Waschhaus genutzt wurde. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Geschichte von Ötlikon vgl. Witschi 1984, S. 150-151. Zur Entwicklung der Siedlung vgl. Räber 1996, S. 51-53. [2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster. [3] Witschi 1984, S. 670. [4] Mündliche Auskunft des Hausbesitzers (2019). |
Literatur: | - Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 266. - Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 129. |
Quellen: | - Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-27/7. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=49188 |
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