Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1840 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1841 (Türblatt) |
Würdigung: | Im äusseren Erscheinungsbild gut erhaltenes spätklassizistisches Bürgerhaus aus der Zeit um 1840, das zuerst als Wohnsitz des Ziegeleibesitzers Samuel Roth und später als Villa des Zigarrenfabrikanten Rudolf Eichenberger diente. Dem axial gegliederten Baukörper wurde nachträglich ein strassenseitiger Portalvorbau angefügt, was dem Gebäude eine gewisse repräsentative Wirkung verlieh. Mit den zugehörigen Ökonomie- und späteren Fabrikationsgebäuden (nicht Teil des Schutzumfangs) bezeugt das Haus eine bewegte Gewerbegeschichte, welche von Aufschwung und wirtschaftlichem Niedergang geprägt ist. Die kleine, exponiert gelegene Baugruppe setzt einen bedeutenden ortsbaulichen Akzent am nordwestlichen Dorfeingang. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Als erstes Gewerbe existierte an diesem Ort eine Ziegelbrennerei, zu der eine 1835 ins Brandkataster neu eingetragene "abgesonderte Scheune", in Besitz von Johannes Eichenberger, gehörte [1]. Derselbe Johannes Eichenberger wird 1837 als Eigentümer eines neuen "Wohnhauses von Stein, mit 2 gewölbten Kellern und Ziegeldach" aufgeführt, das offenbar aber erst 1841 fertiggestellt war. Diese Jahreszahl 1841 findet sich als Baudatum inwendig am Türblatt des Haupteingangs. Noch im selben Jahr ging die Liegenschaft an Heinrich Bolliger und bereits 1844 an Samuel Roth über. Der Handelsmann Samuel Roth war in erster Linie wohl für die Verwaltung der kleinen Ziegelei zuständig, während sein Mitbewohner, der Ziegler Heinrich Frey, den Brennofen betrieb. 1861 wurde die vermutlich unrentable Ziegelei aufgegeben [2]. Daraufhin erwarb Jakob Kaspar das Anwesen und gründete zusammen mit Gemeindeammann Heinrich Wirz eine "Tabak- und Zigarrenfabrikation", die allerdings nur bis 1871 Bestand hatte. 1872 wurde der Betrieb durch die Firma "Zubler & Irmiger" übernommen, welche die Scheune unverzüglich für die Tabakproduktion um- und ausbaute. Zwischen 1872 und 1875 wurde auch das Wohngebäude ausgebaut und durch einen rückwärtigen Anbau mit Treppenhaus erweitert. Die Firma, welche in den besten Zeiten 30 bis 40 Personen beschäftigte, ging 1895 in Konkurs. Nachfolger wurde der Beinwiler Zigarrenfabrikant Rudolf Eichenberger, welcher in der Folge seinen Betriebssitz mitsamt dem Hausnamen "Grünau" nach Zetzwil verlegte. Unter Leitung seiner Söhne Arthur und Walter Eichenberger wurde 1921 das heute noch bestehende Fabrikgebäude erstellt. Zwischenzeitlich fand die Tabakverarbeitung auch im oberen Geschoss des Wohnhauses statt. Das Repräsentationsbedürfnis der Fabrikantenfamilie Eichenberger äusserst sich in einem stattlichen, säulengestützten Portalvorbau, welcher vermutlich in den 1920er Jahren realisiert wurde. Nach der Geschäftsaufgabe 1987 ging die Firma an den Konkurrenten Caspar Villiger über, welcher in der Folge die Zigarrenproduktion an seinen Stammsitz in Pfeffikon/LU verlegte. Das Wohnhaus blieb in den Händen der Familie Eichenberger. |
Beschreibung: | Die kleine Baugruppe "Grünau" steht am nordwestlichen Ortsausgang unmittelbar an der Alten Landstrasse (heutige Kantonsstrasse). Das traufständig zur Hauptstrasse gerichtete Wohnhaus ist ein spätklassizistisch-biedermeierlicher Mauerbau mit streng symmetrischer Achsenbildung, geradem Satteldach und traufseitigen Gipshohlkehlen. Durch spätere Ergänzungen wie Portikus und Eckquaderung erhielt das Bürgerhaus einen herrschaftlichen Anstrich. Die Mittelachse der fünfachsigen Hauptfront betont der Haupteingang mit dem auf kräftige toskanische Säulen abgestützten und mit einem kelchförmigen Geländer besetzten Portalvorbau. Das Portal bewahrt ein bauzeitliches Muschelkalkgewände und ein ebenfalls originales eichenes Türblatt mit aufgedoppeltem Rahmenwerk, rautenförmigen Füllungen und Messingbeschlägen. Auf der Innenseite ist das Baudatum 1841 mit verschnörkelter Umfassung ins Türblatt eingekerbt. Die beiden Stirnseiten sind mit zwei bzw. drei Fensterachsen und zeittypischen halbkreisförmigen Lüftungsöffnungen (Lünetten) im Giebelfeld besetzt. Erheblich verändert wurde die strassenabgewandte Hausrückseite, wo sich früher ein Treppenhausrisalit und eine Aufzugsvorrichtung für die Tabakwaren befanden. Im Hausinneren ist trotz diverser Veränderungen die ursprüngliche Grundrissanlage mit quer zum First durchlaufendem Mittelgang und beidseits anschliessenden Räumen noch erkennbar. In den nach Südosten ausgerichteten Hauptwohnräumen Stube und Nebenstube (heute zusammengelegt) hat sich ein sorgfältig ausgeführter Innenausbau aus den 1950er Jahren, mit Felderdecken, profilierter Wandvertäferung und Parkettboden, erhalten (Schreiner Florian Weber). Vom Gang aus führt eine gewundene Innentreppe ins Obergeschoss, welches die Schlafräume enthält und zwischenzeitlich als eigenständige Wohnung genutzt wurde. Das Dachgeschoss enthält zusätzliche, nachträglich eingebaute Zimmer. Die gesamte Grundfläche des Hauses nehmen zwei quer zum First angeordnete, tonnengewölbte Kellerräume ein, welche über einen ebenfalls gewölbten Mittelgang erschlossen sind. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Zetzwil 4147-2. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. [2] Zur Geschichte der Brennerei und späteren Zigarrenfabrik vgl. Widmer-Dean/Bolliger/Hüni 2009, S. 309-312; www.vamus.ch/industriekultur |
Literatur: | - Markus Widmer-Dean/Rolf Bolliger/Ilse Hüni, Ortsgeschichte Zetzwil, Zetzwil 2009. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. - www.vamus.ch/industriekultur |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=50358 |
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