Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Am alten Standort des Gasthofs "Bären" errichtetes Bauernhaus aus der Zeit um 1800, in dem zeitweise auch eine Pferdewechselstelle für die Post und ehemals eine Pintenwirtschaft betrieben wurden. In der Fassadengestaltung weist der stattliche gemauerte Wohnteil mit den stichbogigen Fenstern und dem Gehrschilddach mit Ründe noch spätbarocke Züge auf, während die untere Stube mit dem hellblauen Kachelofen und dem Feldertäfer Teile einer biedermeierlichen Ausstattung bewahrt. Als ausgesprochene Rarität sind die mit Scheibenfries, Sonnen- und Mondmotiven beschnitzten Zierbüge an der stirnseitigen Ründeverschalung zu erwähnen. Der stattliche, langgestreckte Baukörper nimmt eine prägende ortsbauliche Stellung an der Einmündung der Gontenschwilerstrasse in die Hauptstrasse ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Beschreibung in den Schriftquellen nach zu schliessen muss sich der 1677 erstmals erwähnte Gasthof "Bären" ursprünglich an dieser Stelle befunden haben [1]. 1741 verkaufte die Witwe des Bärenwirts, Maria Hunziker, ihr Tavernenrecht samt dem Wirtshaus "ab dem plaz" an den bereits in Zetzwil wohnhaften Zofinger Bürger Johannes Blum, welcher die Wirtschaft in der Folge an den heutigen Standort an der Strasse nach Leutwil versetzte (Hauptstrasse 13). Laut Kaufvertrag musste der "Alte Bären" vollständig abgebrochen werden. In der Zeit um 1800 dürfte dann auf dem Grundstück des "Alten Bären" das bestehende Bauernhaus entstanden sein. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird es als "Wohnhaus mit Bescheuerung und Schopf, von Stein und Holz, mit gewölbtem Keller und Ziegeldach" aufgeführt [2]. Eigentümer war Heinrich Steiner, Bezirksamtmann von Kulm. Die Liegenschaft ging 1860 an Johannes Gloor und 1867 an Rudolf Frey über, welche hier eine "konzedierte Pintwirtschaft" und später sogar eine Speisewirtschaft betrieben. Rudolf Frey und sein Sohn Gottlieb (ab 1906) waren auch Pferdeposthalter und hielten zeitweise über 20 Zugtiere für die Pferdepost. An den mit Eisenringen versehenen steinernen Stelen, die vor dem Haus heute noch sichtbar sind, wurden einst die Pferde angebunden. |
Beschreibung: | Der langgestreckte Baukörper steht mit Firstrichtung Südwest-Nordost prominent an der Einmündung der Gontenschwilerstrasse in die Hauptstrasse. Namentlich der gemauerte Wohnteil zeigt weitgehend noch das originale spätbarocke Erscheinungsbild. Charakteristisches Merkmal ist das bernisch geprägte Gehrschilddach mit Giebelründe, das stirnseitig auf hübsch beschnitzte, farbig gefasste Büge mit Scheibenfriesen und der Darstellung der Himmelsgestirne abgestützt ist. Nach Südosten richtet sich die regelmässige sechsachsige Hauptfassade, welche im Erdgeschoss stichbogig ausgeschnittene Fenstergewände aus Sandstein und am Obergeschoss holzgerahmte Rechtecköffnungen zeigt. Die gleiche Konstellation findet sich auch an der zweiachsig ausgebildeten strassenseitigen Stirnfront. Über die rückwärtige Traufseite zog sich früher eine hölzerne Laube, welche nachträglich ummauert und mit einem zweigeschossigen Quergiebelanbau ergänzt wurde. Die Erschliessung des Wohnteils erfolgt traufseitig über einen nur leicht erhöhten, unmittelbar neben der Scheune gelegenen Eingang. Gleich wie die Fenster besitzt dieser ein Sandsteingewände mit stichbogigem Sturz. Das originale Türblatt, eine Rahmenkonstruktion mit vier gestemmten Feldern und kunstvoll geschnitzten Eckverzierungen, befindet sich heute in Zweitverwendung im Hausinnern. Die Raumorganisation zeigt ein verbreitetes Muster mit durchlaufendem Quergang, in dessen rückwärtiger Verbreiterung sich der Aufgang ins Obergeschoss befindet. Die Räume sind in einem vierteiligen Grundriss mit Stube und Nebenstube an der südöstlichen Schauseite sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich angeordnet. Bemerkenswerterweise besteht zwischen Küche und Stube keine interne Verbindung, was womöglich mit der früheren Nutzung als Wirtsstube in Zusammenhang stehen. Unter der Stube und Nebenstube erstreckt sich ein tonnengewölbter Keller, welcher über einen Innenabgang erschlossen ist. Die untere Stube bewahrt im Wesentlichen noch ihre biedermeierliche Ausstattung mit grossflächigem Feldertäfer an der Decke, zweiteiligen gestemmten Türen sowie einem hellblauen, mit weissem Fries versehenen Kachelofen samt seitlicher Sitzkunst. Räume im Obergeschoss weitgehend modernisiert. Der langgestreckte Scheunentrakt ist im Laufe der Zeit verlängert und mit Kalksandsteinen neu aufgemauert worden. In den heutigen Verhältnissen zeigt er die Nutzungsabfolge Stall, Futtertenn, Stall und Tenn sowie einen jüngeren Pultdachanbau aus Backsteinen. Rückwärtig wurde die Scheune nachträglich unter einem zweiten Satteldach erweitert. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur wechselhaften Geschichte des Gasthofs "Bären" vgl. Steiner 1989/90, S. 93-95; Widmer-Dean/Bolliger/Hüni 2009, S. 295-299. [2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. |
Literatur: | - Markus Widmer-Dean/Rolf Bolliger/Ilse Hüni, Ortsgeschichte Zetzwil, Zetzwil 2009. - Peter Steiner, Die alten Gasthäuser im Wynental und seiner Umgebung, in: Jahresschrift der historischen Vereinigung Wynental 1989/90. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 50. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 152, 154 (Abb. 277). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=50370 |
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