Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1811 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "18RR11" (Haustürsturz) |
Würdigung: | Stattlicher spätbarocker Mauerbau, der mit Gehrschilddach und Ründe an die Tradition eines bernischen Landsitzes anknüpft. Das 1811 als Wohnhaus des "Zelgli-Hofs" errichtete Gebäude hat mit der jüngsten Aussenrenovation sein herrschaftliches Ansehen wiedererlangt. Das Innere bewahrt einige wertvolle Elemente einer gehobenen historischen Ausstattung. Zusammen mit dem rückwärtig gelegenen Nebengebäude von 1852 (Vers.-Nr. 116) und dem von einer strassenseitigen Umfriedungsmauer gefassten Hofareal mit Sodbrunnen und einem Laufbrunnen von 1854 ergibt sich eine markante, exponiert gelegene Anlage von erheblichem Situationswert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss der Inschrift "18 RR 11" am strassenseitigen Eingang wurde das Haus 1811 wohl durch Rudolf Roth errichtet. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 ist es als "Wohnhaus von Stein, 2 Stock hoch, mit 2 gewölbten Kellern und Ziegeldach", in den Händen von Hs. Rudolf Roth, verzeichnet [1]. 1852 wurde im rückwärtigen Bereich ein multifunktionales Nebengebäude erstellt, welches gemäss Brandkataster als Waschhaus, Käserei, Speicher, Schweinestall und Remise diente. 1873 ging die Liegenschaft an Samuel Maurer, in dessen Familie sie über mehrere Generationen verblieb. Angeblich soll in der unteren Stube einst eine Gastwirtschaft betrieben worden sein. In jüngerer Zeit fand eine umfassende Renovation des Gebäudes mit Ausbau des Dachraums zu Wohnzwecken statt. |
Beschreibung: | Abgesetzt vom alten Dorfkern steht der "Zelglihof" an der südöstlichen Gemeindegrenze zu Leimbach, unmittelbar an die Alten Landstrasse (heutige Kantonsstrasse). Von der ehemaligen Hofanlage haben sich das Wohnhaus von 1811 (Vers.-Nr. 115) sowie ein landwirtschaftliches Nebengebäude von 1852 (Vers.-Nr. 116) erhalten, während die zugehörige freistehende Scheune schon vor geraumer Zeit abgegangen ist. Das stattliche, giebelbetonte Wohnhaus erhebt sich als zweigeschossiger kubischer Mauerbau unter bernisch geprägtem Gehrschilddach mit Ründe und zierbeschnitzten Bügen. Die fünfachsig ausgebildete Hauptfront mit vorgelagertem Garten ist nach Südosten gerichtet, während die zweiachsige Traufseite hart an die Strasse stösst. Hier befindet sich der über eine doppelläufige Steintreppe erreichbare Hauseingang Sämtliche Fenster- und Türgewände sind in Muschelkalk gehauen, am Türsturz des strassenseitigen Haupteingangs finden sich das Baudatum 1811 und die Initialen RR für Rudolf Roth. Das Hausinnere zeigt einen etwas ungewohnten Grundriss mit Zugängen auf beiden Traufseiten, was möglicherweise mit der früheren Nutzung als Wirtschaft in Zusammenhang steht. Der prominentere strassenseitige Eingang führt in ein Treppenhaus, von wo man sowohl in die erdgeschossigen Räume als auch in die Obergeschosswohnung gelangt. Zusätzlich kann das Erdgeschoss über einen rückwärtigen Zugang auf der Nordostseite des Hauses betreten werden. Ein Stichgang führt hier in die mittig gelegene Küche und in eine Hinterstube. Die Hauptstube und die durch eine abklappbare Zwischenwand davon abgetrennte Nebenstube nehmen die südöstliche Schauseite ein. Eine ähnliche Raumordnung findet sich auch im Obergeschoss, welches wohl von Beginn weg als eigenständige Wohnung bestand. Den Dachraum hat man unter Wahrung der Konstruktion neu ausgebaut. Zu den zwei quer zur Firstrichtung angeordneten Gewölbekellern führte einst ein heute vermauerter strassenseitiger Eingang unter der steinernen Aussentreppe. Heute besteht nur noch der interne Abgang im Treppenhaus. Im ansonsten erheblich modernisierten Innern haben vorab die beiden grossen Stuben noch Teile der historischen Ausstattung bewahrt. So ist im Parterre wie erwähnt die hölzerne Klappwand mit Eichenrahmen und Nussbaumfüllung noch vorhanden, welche auf die frühere Existenz einer Wirtschaft mit grösserer Gaststube und einem bei Bedarf verwendbaren Nebenraum hindeuten könnte [2]. Die zugehörige Verbindungstür ist gleichermassen aufwendig mit Eichenfries und Nussbaumfüllungen gearbeitet sowie mit reichem Beschlagwerk versehen. Die obere Stube bewahrt wesentliche Teile des Wand- und Deckentäfers, ferner die in einem modernen Cheminée eingebauten Kacheln eines grünen Kachelofens. Die weissgrundigen Frieskacheln sind mit einem Girlanden-Medaillons-Motiv mit Fantasielandschaften und Sinnsprüchen bemalt. Im Haus aufbewahrt wird ein mit Sternen-, Kreuz- und Zackenmotiven verzierter Biberschwanzziegel mit der Jahreszahl 1852, der von der Ersteindeckung des Nebengebäudes stammen könnte.
Das im rückwärtigen Hofareal stehende, multifunktionale Nebengebäude (Vers.-Nr. 116) ist ein schmaler länglicher Baukörper mit gemauerten und hölzernen Wandteilen. Von besonderer baugeschichtlicher Bedeutung ist die nach Südosten gerichtete Schmalseite, die noch eine bauzeitliche Ständerkonstruktion mit Fleckling- und Bretterfüllungen zeigt. Das Gebäude ist heute in zurückhaltender Form erneuert und der Dachraum ausgebaut. Nordwestlich des Nebengebäudes befindet sich ein 1854 datierter und mit schwer entzifferbaren Initialen versehener Brunnentrog aus Muschelkalk. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Zetzwil 4147-1. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. [2] Anschauliches Vergleichsbeispiel in Hermetschwil; vgl. Räber 1996, S. 311. |
Literatur: | - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 50. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0082: Brandkataster Zetzwil 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0286-0289: Brandkataster Zetzwil 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Zetzwil 230c1/1. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Zetzwil 230c1/2. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=50376 |
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