AA/2764-AA/2812 Kanzleiarchiv der Grafschaft Baden, 1325-1857 (Bestand)

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Information on identification

Ref. code:AA/2764-AA/2812
Ref. code AP:AA/2764-AA/2812
Title:Kanzleiarchiv der Grafschaft Baden
Creation date(s):1325 - 1857
Level:Bestand

Information on context

Name of the creator / provenance:Landvogtei Baden; bischöflich-konstanzische Obervogtei Klingnau; Amts- und Gerichtsschreiberei Zurzach; Archiv der Stüdler; unbekannt
Administration history:Das lenzburgische, später kyburgische und ab 1264 habsburgische Amt Baden umfasste wechselnde Teile des Gebiets zwischen Rhein, Aare und Reuss. Im 14. Jh. war das Amt Baden auf das Dreieck zwischen Limmat und Reuss konzentriert. Als Teil der habsburgischen Landvogtei Aargau wurde es durch einen Landvogt verwaltet, der seinen Sitz in der Stadt Baden hatte.
Nachdem König Sigismund die eidgenössischen Orte aufgefordert hatte, die österreichischen Vorlande für das Reich einzuziehen, annektierten diese 1415 grosse Gebiete im Aargau. Nach der Eroberung wurden die Ämter Baden und Siggenthal, die bischöflich-konstanzischen Vogteien Klingnau, Zurzach und Kaiserstuhl und das links der Aare liegende Kirchspiel Leuggern, ein zusammenhängendes Gebiet, in dem die Habsburger die Blutgerichtsbarkeit innegehabt hatten, zur Gemeinen Herrschaft "Grafschaft Baden" zusammengefasst. Erst unter den Eidgenossen wird der Begriff "Grafschaft Baden" geläufig. Die Grafschaft bildete zusammen mit den Freien Ämtern das älteste von den eidgenössischen Orten Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und Uri (ab 1443) gemeinschaftlich regierte Untertanengebiet. Es war gegliedert in acht innere (Rohrdorf, Birmenstorf, Gebenstorf, Dietikon, Wettingen, Siggenthal, Ehrendingen, Leuggern) und drei äussere Ämter (Klingnau, Zurzach, Kaiserstuhl). Die Gemeine Herrschaft wurde im Namen aller regierenden Orte von einem Landvogt verwaltet, der alle zwei Jahre nach einer festen Reihenfolge von den einzelnen Orten besetzt wurde und seinen Sitz im Landvogteischloss in Baden hatte. In seine Zuständigkeit fielen im Wesentlichen die Kriminalgerichtsbarkeit und die Zivilgerichtsbarkeit in höherer Instanz, die Militärhoheit, sowie die Oberaufsicht über die lokale Verwaltung und die Verwaltung der obrigkeitlichen Einkünfte und Rechte. In jedem Amt sass ein einheimischer Untervogt. Die zahlreichen Grund- und niedergerichtsherrlichen Rechte in adliger, bürgerlicher und klösterlicher Hand blieben unter Oberherrschaft der eidgenössischen Orte bestehen. In Folge des zweiten Villmergerkrieges 1712 und der Niederlage der katholischen Orte mussten letztere ihre Mitherrschaft abgeben und die reformierten Orte Bern, Zürich und Glarus herrschten bis 1798 alleine über die katholische Grafschaft Baden. [Vgl. Máthé, Vom Pergament zum Chip, S. 59; e-HLS, 18.10.2011: Baden (AG, Grafschaft), Gemeine Herrschaften]
Archival history:Walther Merz übernahm bei der Verzeichnung des Alten Archivs ab 1929 für das Archiv der Landvogtei Baden die 1782 bereits unter Landschreiber Salomon Escher eingeführte Trennung zwischen gemeineidgenössischen Angelegenheiten und Verwaltung der Grafschaft Baden. Daraus resultierte die Unterteilung in "Alteidgenössisches Archiv (Tagsatzungsarchiv)" und "Kanzleiarchiv der Grafschaft Baden". Wann und wo der Begriff "Kanzleiarchiv" eingeführt wurde, ist nicht mehr eruierbar. Escher hatte die Archivalien im Archiv der Landvogtei Baden geordnet und in der Reihenfolge verzeichnet, wie sie in den Gestellen des Archivraums im Landvogteischloss aufgestellt waren (AA/2251: General-Register der im Archiv der Grafschaft Baden vorhandenen Schriften; die alten Archivsignaturen entsprechen diesem Register). Merz hat bei der Neuordnung allerdings nicht die genaue Reihenfolge des Registers eingehalten, sondern einzelne Teile umgestellt. Zudem fehlen einige Teile, die bei Escher vorhanden sind, später also vernichtet wurden oder verloren gegangen sind. Andererseits hat Merz Akten und Bücher jüngeren Datums oder von anderer Provenienz in die Bestände eingefügt. Schliesslich kam es bei der Neuordnung zum Teil auch zu einer Vermischung: Gesamteidgenössische Unterlagen wurden im Kanzleiarchiv eingeordnet und spezifisch badische Verwaltungsakten im Alteidgenössischen Archiv.
Die Freien Ämter wurden nach der Eroberung 1415 zunächst von Baden aus verwaltet wurden. Eine feste Kanzlei entstand erst ab 1576 in Bremgarten. Nach der Teilung 1712 blieben die nun getrennten Kanzleien für die Oberen und die Unteren Freien Ämter beide in Bremgarten. Trotz der eigenen Kanzlei bestand aber eine Ausrichtung der Unteren Freien Ämter auf Baden: Die drei Stände erliessen etwa ihre Verfügungen oft gleichzeitig für beide Verwaltungen, badische Mandate dienten als Vorlage für die Unteren Freien Ämter oder wurden für beide Verwaltungen in Baden gedruckt. Wegen dieser Verwaltungspraxis sind auch Unterlagen zu den Freien Ämtern im Kanzleiarchiv vorhanden.
Laut P. Mathé stammen alle Akten in den von Merz geordneten Beständen "Alteidgenössisches Archiv", "Kanzleiarchiv", "Untere Freie Ämter" und "Gemeine Herrschaften" aus dem Archiv der Landvogtei Baden (Máthé, Vom Pergament zum Chip, S. 59). Das stimmt aber nur bei den Unterlagen bis 1798. Die Akten, die jünger als 1798 sind, haben eine andere Provenienz. Dies betrifft vor allem (Grundzins-)Bereine und andere Akten, die im Zusammenhang mit der Ablösung der Feudallasten durch die kantonale Verwaltung angefertigt wurden. Dazu gehören auch Unterlagen aus der Verwaltung der geistlichen Institutionen.
Ein Grossteil des Landvogteiarchivs gelangte 1803 direkt von Baden ins Staatsarchiv nach Aarau. Die Ablieferungen zwischen 1803 und 1929 sind im einzelnen nicht mehr nachvollziehbar. Einige Archivalien aus der Landvogtei gelangten 1803 zuerst ins Stadtarchiv/Landvogteimuseum von Baden und wurden 1996 ans Staatsarchiv übergeben. Folgende Serien blieben 1803 in Baden zur weiteren Verwendung durch den Bezirksamtmann und das Bezirksgericht zurück und waren 1929 grösstenteils nicht mehr vorhanden: sämtliche Kirchen- und Religionssachen, sämtliche Landvogteiakten der einzelnen Ämter bis auf die Ämter Klingnau und Kaiserstuhl, alle Waisenbücher und -akten, die 46 Bände der Landvogteiverwaltung 1643-1795 (Amts-Acta) die Oberamtsprotokolle ab 1673, die Audienzbücher ab 1601, 53 Bände Gantakten ab 1550, 25 Bussenrödel und 13 Schreib- und Siegeltaxbücher. Damit fehlen wichtige Unterlagen der eigentlichen Verwaltungstätigkeit des Landvogtes. [Vgl. Máthé, Vom Pergament zum Chip, S. 58-61, S. 66, S. 87-88; Boner, Hauptzüge der Geschichte des aargauischen Staatsarchivs, in: Argovia 91, S. 431-432, S. 440-443; Dubler, Gemeinsam beherrscht und verwaltet, S. 14-16]

Information on content and structure

Contains:AA/2764 - AA/2812; Verhandlungen mit ausländischen Herrschern; Tagsatzungen und Konferenzen; Zinsrödel; Rechtsordnungen; Zoll und Geleit; Strassen; Marchen; Bereinigungen; Grundzinsen und Zehnt; Alluvionen und Neugrüt; Kriegsanstalten; Werbungen; Lehen; Steuern; Flüsse und Fähren; Wald; Judenakten; Akten zu den Städten Baden, Bremgarten, Mellingen, Klingnau, Kaiserstuhl; Akten zu den bischöflich-konstanzischen Ämtern Klingnau, Kaiserstuhl und Zurzach; Zurzacher Markt; Herrschaft Schwarzwasserstelz; Ennetrheinische Dörfer; Kloster Sion; Stift Zurzach
Appraisal and destruction:Die Unterlagen wurden integral archiviert und erschlossen.

Zugangs- und Benutzungsbestimmungen

Reproduction conditions:© Staatsarchiv Aargau

Information on related materials

Related material:CH-000051-7_U.03: Alteidgenössisches Archiv; CH-000051-7_U.04: Grafschaft Baden; CH-000051-7_U.05: Stadt Baden; CH-000051-7_U.08: Stadt Bremgarten und Kelleramt; CH-000051-7_U.16: Sanblasianische Propsteien Klingnau und Wislikofen; CH-000051-7_U.18: Hochstift Konstanz; CH-000051-7_U.21: Johanniterkommende Leuggern; CH-000051-7_U.35: Herrschaft Schwarzwasserstelz; CH-000051-7_U.38: Kloster Wettingen; CH-000051-7_U.42: Stift Zurzach; CH-000051-7_AA/2250b-AA/4115: Alteidgenössisches Archiv, Landvogtei Baden (Luzerner Akten) und übrige Teilbestände der Grafschaft Baden; CH-000051-7_AA/4116-AA/4457a: Obere und Untere Freie Ämter; CH-000051-7_P: Karten und Pläne; CH-000051-7_K.GLA: Kopien des Generallandesarchivs Karlsruhe; CH-000249-X_A: Urkunden, Bücher und Akten bis 1798 im Stadtarchiv Baden; CH-001512-0: Stadtarchiv Bremgarten; CH-001517-7: Stadtarchiv Mellingen; CH-001513-8: Stadtarchiv Kaiserstuhl; CH-001516-X: Ortsarchiv Klingnau; Gemeindearchiv Zurzach; weitere Gemeinde- und Pfarreiarchive; Generallandesarchiv Karlsruhe
Staatsarchive der ehemaligen regierenden acht alten Orte: CH-000076-6: Staatsarchiv Luzern; CH-000033-9: Staatsarchiv Zürich; CH-000030-7: Staatsarchiv Bern; CH-000088-7: Landesarchiv Glarus; CH-000071-X: Staatsarchiv Schwyz
Publications:Boner, Georg: Die Erschliessung ausländischer Archivalien zur aargauischen Geschichte. In: Argovia 84 (1972), S. 96-117.
Merz, Walther (Hg.): SSRQ AG II/5. Grafschaft Baden. Äussere Ämter. Aarau 1933.
Merz, Walther: Inventar des Stadtarchivs Baden. In: Merz, Walther (Hg.): Die Inventare der aargauischen Stadtarchive, 1. Abt. Aarau 1917, S. 131-158.
Merz, Walther: Inventar des Stadtarchivs Bremgarten. In: Merz, Walther (Hg.): Die Inventare der aargauischen Stadtarchive, 1. Abt. Aarau 1917, S. 39-63.
Merz, Walther: Inventar des Stadtarchivs Mellingen. In: Merz, Walther (Hg.): Die Inventare der aargauischen Stadtarchive, 1. Abt. Aarau 1917, S. 173-196.
Mittler, Otto: Stadtarchiv Klingnau. In: Ammann, Hektor (Hg.): Die Inventare der aargauischen Stadtarchive, 2. Abt. Aarau 1937, S. 103-112.
Rechtsquellenkommission des Schweizerischen Juristenvereins (Hg.): Repertorium schweizergeschichtlicher Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe. Zürich 1981-1990.
Schib, Karl: Stadtarchiv Kaiserstuhl. In: Ammann, Hektor (Hg.): Die Inventare der aargauischen Stadtarchive, 2. Abt. Aarau 1937, S. 68-78.
Welti, Friedrich Emil (Hg.): Die Urkunden des Stadtarchivs Baden im Aargau, 2 Bde. Bern 1896 und 1899.
Willy Pfister: Inventar der aargauischen reformierten Pfarrarchive. Aarau 1942. (Sign. StAAG: STA Cg 7)
Willy Pfister und Georg Boner: Aargauische Gemeindearchive Inventare. Aarau, Staatsarchiv 1999. (Sign. StAAG: STA Cg 4)
Badener Neujahrsblätter 1997. Baden 1997.
Kreis, Hans: Die Grafschaft Baden im 18. Jahrhundert. Zürich 1909.
Meier, Bruno; Sauerländer, Dominik: Das Surbtal im Spätmittelalter. Aarau 1995.
Mittler, Otto: Die Grafschaft Baden. In: Aargauer Heimat 1944, S. 41-70.
Mittler, Otto: Geschichte der Stadt Baden. 2 Bände. Aarau 1962-1966.
Seiler, Christophe; Steigmeier, Andreas: Geschichte des Aargaus. Illustrierter Überblick von der Urzeit bis zur Gegenwart. Aarau 1991.
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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