AA/4530-AA/4868 Kloster Hermetschwil 1121-1863, 1121.01.01 (ca.)-1863 (Bestand)

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Ref. code:AA/4530-AA/4868
Ref. code AP:AA/4530-AA/4868
Title:Kloster Hermetschwil 1121-1863
Creation date(s):approx. 1/1/1121 - 1863
Level:Bestand

Information on context

Name of the creator / provenance:Kloster Hermetschwil
Administration history:1083 wurde das Kloster Muri im Zuge der Hirsauer Reform in ein Doppelkloster umgewandelt. Das dem Heiligen Martin geweihte Frauenkonvent wurde Ende des 12. Jahrhunderts nach Hermetschwil verlegt und vom Kloster Muri mit Grundbesitz und Herrschaftsrechten ausgestattet. Das Kloster verfügte über die Zwingherrschaften Hermetschwil, Eggenwil und Rottenschwil und über Streubesitz im Reuss- und Bünztal. Um 1300 verwalteten die Nonnen das Kloster selbst und besassen seit 1309 ein eigenes Siegel. Das Kloster Muri behielt die geistliche und weltliche Leitung (Visitationsrecht und Recht über die Einsetzung einer Meisterin) und vertrat das Kloster Hermetschwil nach aussen.

Die Nonnen gehörten zum habsburgischen Ministerialadel und im 15. Jahrhundert aus der bürgerlichen Oberschicht der Städte im Aargau, in Zürich und Basel. Sie besassen Pfründen und Privatbesitz. Zudem existierte ein ausgeprägtes Darlehenwesen. Während der Reformation kam es zu zahlreichen Austritten. Das Kloster Hermetschwil verlor in Folge an Bedeutung. 1587 wurde das Kloster zeitweise mit dem Kirchenbann belegt, nachdem sich die Nonnen verschiedenen Reformen verweigert hatten. Wirtschaftlich litt der Konvent unter mangelnder Disziplin und den Bauernaufständen des 16. Jh. Mit dem 2. Kappelerkrieg wurde das Freiamt rekatholisiert.

Die Tridentinische Reform führte schliesslich zu den gewünschten Erneuerungen wie der Abschaffung der Pfründen und der Einführung der Klausur. 1636 wurde das Kloster Hermetschwil zur Abtei erhoben. Im 16. Und 17. Jh. wurde der Eigenbetrieb vergrössert und das Klostergebäude wurde im 16. und 17. Jahrhundert erweitert. Auf seinem Höhepunkt im 17. Jh. zählte das Kloster 17-20 Chorfrauen und vier Laienschwestern.
Insbesondere die Äbtissin Maria Anna Brunner (1655-1697) vermochte das Kloster Hermetschwil nachhaltig zu prägen. Sie verteidigte die Rechte des Klosters auch gegenüber dem Abt von Muri, verbesserte die Verwaltung der Güter und reorganisierte das Archiv. In ihrer Amtszeit wurden Bücherverzeichnisse erstellt, Kopialbände verfasst und die Offnung von 1691 erneuert.

1712 flohen die Nonnen während des Zweiten Villmergerkrieges vorübergehend nach Luzern. 1798 wurden die Freien Ämter aus der Eidgenossenschaft entlassen und schlossen sich mit der ehemaligen Grafschaft Baden zum Kanton Baden zusammen. Hermetschwil-Staffeln wurde zu einer Gemeinde im Bezirk Bremgarten. 1803 wurde Hermetschwil Teil des Aargaus. Während der Helvetischen Republik musste das Kloster Hermetschwil auf Gefälle und die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit verzichten. Schliesslich folgte 1841 im Aargauer Klosterstreit die erste Klosteraufhebung durch den Kanton. Nachdem 1843 das Kloster gemäss einem Beschluss der Tagsatzung wieder restauriert worden war, erfolgte während des Kulturkampfes 1876 die zweite Klosteraufhebung. Die Frauen durften im Kloster bleiben. Das Klostergut wurde 1877 versteigert. Die Nonnen konnten jedoch 1878 einen Teil der Gebäude zurückkaufen. Da ihnen die Aufnahme neuer Novizinnen verwehrt blieb, verlegte das Kloster 1892 seinen Sitz nach Habsthal (Württemberg). Das Kloster Muri wurde von der Abtei zum Priorat. 1973 wurde der Ausnahmeartikel (oder Aufnahmeartikel) aus der Bundesverfassung gestrichen. Das Kloster erhielt sein Existenzrecht zurück und wurde wieder von einer Äbtissin verwaltet. Seit 1986 werden die Klöster Hermetschwil und Habsthal als selbstständige Klöster geführt.

Quellen:
Dubler, Anne-Marie: Die Klosterherrschaft Hermetschwil. Von den Anfängen bis 1798. In: Argovia 80 (1968).
Dubler, Anne-Marie: Hermetschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011608/2016-09-19/, konsultiert am 30.09.2020.
Wiederkehr, Ruth: Das Hermetschwiler Gebetbuch. Studien zur deutschsprachigen Gebetbuchliteratur der Nord- und Zentralschweiz im Spätmittelalter (Kulturtopographie des alemannischen Raums, Bd. 5). Berlin 2013.
Archival history:Eine erste Ordnung des Archivbestandes erfolgte im 17. Jh. unter der Äbtissin Maria Anna Brunner (1655-1697). In den 1930er Jahren ordnete und verzeichnete der aargauische Oberrichter Walther Merz (1868-1938) die Bestände des Alten Archivs gemäss dem Provenienzsystem. Das 1935 erschienene Repertorium blieb bis zur elektronischen Erschliessung das gültige Findmittel.
Die Wirtschaftsquellen erfuhren 1959 im Kulturgütertausch zwischen dem Kanton Aargau und dem Kloster Muri-Gries eine Ergänzung (AA/4826a). Die unter Maria Anna Brunner angelegten Kopier- und Sammelbücher wurden ebenfalls vermehrt (AA/4538a-c). Die Mehrfachüberlieferung der Klosteroffnungen erfuhr bei der Tauschaktion ebenfalls Zuwachs (AA/4540a, 4544a-c).
2018–2020 wurde der Bestand vom Staatsarchiv Aargau in Kooperation mit der Stiftung Geschichte Kloster Muri nach den Erschliessungsrichtlinien des Staatsarchivs durch Daniela Saxer und Silvia Stamm elektronisch erschlossen. Die Signaturen entsprechen weitgehend denjenigen des gedruckten Inventars von Walther Merz. Wurden Archiveinheiten feiner erschlossen (Subdossiers), so wurde die bestehende Signatur durch ein numerisches Suffix erweitert (AA/4857.1, AA/4857.2 etc.). Inhaltsangaben und Entstehungszeiträume wurden überarbeitet und erweitert. Die Archivalien wurden zudem neu verpackt.

Information on content and structure

Contains:Der Bestand des Klosters Hermetschwil besteht im Wesentlichen aus Rechts- und Wirtschaftsquellen wie Urbaren, Hoffnungen, Rechnungsbüchern, Lehenbüchern sowie Akten zur Niedergerichtsbarkeit aus der Zeit von Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1842 sowie aus den Klosterannalen von 1701-1825. Für 1586-1796 sind rund 70 Urbare überliefert. Von besonderer Bedeutung sind die von Äbtissin Maria Anna Brunner (1655-1697) angelegten Kopier- und Sammelbücher.
Das Kapiteloffiziumsbuch (AA/4530) ist das älteste Buch des Klosterbestandes und stammt aus dem 12. Jh. und damit einer Zeit, als Muri noch ein Doppelkloster war.
Rechnungsrödel des 14. und 15. Jahrhunderts befinden sich noch im Kloster Hermetschwil.
Archivregister; Sammelbuch; Abschriftenbuch; Papierurkunden; Offnungen; Amtsbücher; Lehenbücher; Marchbeschreibungen; Zwingsbesatzungen; Auskäufe; Rechnungen; Zinsrödel; Urbare und Urbarbereinigungen; Akten betreffend Kaufgeschäffte, Gülten, Fall und Ehrschatz; Gemeindeakten; Korrespondenz.
Appraisal and destruction:Die Unterlagen wurden integral archiviert und erschlossen.

Information on related materials

Related material:Weitere Akten betreffend das Kloster Hermetschwil befinden sich im Kloster Hermetschwil und im Kloster Muri-Gries.
Die Urkunden des Klosters Hermetschwil, Teile des Kapiteloffiziumbuchs sowie einige Rödel und ein Urbar (ca. 1300-ca. 1350) (AA/4531) liegen ediert vor:
Dubler, Hermetschwil, S. 76f und 332-353.
Kläui, Paul (Hg.): Die Urkunden des Klosterarchivs Hermetschwil (Aargauer Urkunden Bd. 11). Aarau 1946.
Kläui, Paul (Hg.): Rödel von Luzern (Kloster im Hof und Stadt), Muri und Rathausen und der Herren von Rinach. Aarau 1951 (Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft II, Urbare und Rödel, Bd. 3).
Necrologium Hermetvillanum, In: Kiem, Martin (Hg.): Das Kloster Muri im Kanton Aargau. Basel 1883 (Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. III/3), S. 134-166;
Publications:Bretscher-Gisiger, Charlotte; Gamper, Rudolf: Die mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil. Dietikon-Zürich 2005.
Dubler, Anne-Marie: Die Klosterherrschaft Hermetschwil. Von den Anfängen bis 1798. In: Argovia 80 (1968).
Dubler, Anne-Marie: Hermetschwil. In: Helvetia sacra III. Die Orden mit Benediktinerregel 1, Bern, 1986, S. 1813-1847.
Dubler, Anne-Marie: Hermetschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.09.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011608/2016-09-19/, konsultiert am 30.09.2020.
Doppmann, Stefan: Kloster Hermetschwil. Das Urbar von 1457. Eine Strukturanalyse. In: Argovia 108, 1996, S. 207-242.
Hausherr, Paul: Der Benediktinerinnenkonvent Hermetschwil. In: AV Sonderdruck, 1969.
Hausherr, Paul: Das Hermetschwil der Acta Murensia, UH 32, Sonderdruck, 1958, S. 9-31.
Hugener, Rainer: Buchführung für die Ewigkeit. Zürich 2014.
Keller, Anita/Lehner, Martin: 900 Jahre Frauenkloster St. Martin Hermetschwil. Aarau 1983.
Kläui, Paul (Hg.): Die Urkunden des Klosterarchivs Hermetschwil (Aargauer Urkunden Bd. 11). Aarau 1946.
Kläui, Paul (Hg.): Rödel von Luzern (Kloster im Hof und Stadt), Muri und Rathausen und der Herren von Rinach (Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft II, Urbare und Rödel, Bd. 3). Aarau 1951.
Necrologium Hermetvillanum, In: Kiem, Martin (Hg.): Das Kloster Muri im Kanton Aargau (Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. III/3). Basel 1883. S. 134-166;
Wiederkehr, Ruth: Das Hermetschwiler Gebetbuch. Studien zur deutschsprachigen Gebetbuchliteratur der Nord- und Zentralschweiz im Spätmittelalter (Kulturtopographie des alemannischen Raums, Bd. 5). Berlin 2013.
Wiederkehr, Gustav/Bretscher, G. F.: Das Frauenkloster Hermetschwil, s.l. 1923.
 

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Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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