Hauptmenü

Handlungsfelder

Ressourcenschonender, energieeffizienter und CO₂-freier Gebäudepark

Das Handlungsfeld hat zum Ziel, die Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich zu reduzieren. Ausserdem soll der gesamte Gebäudepark ressourcenschonend weiterentwickelt werden und in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Dies bezieht die Gebäudetechnik mit ein, aber auch den Aussenraum, also die Lage und Besonnung/Beschattung des Gebäudes.

Die Gebäude sind entscheidend für die Klima- und Energiepolitik der Schweiz. Rund 40 Prozent des schweizerischen Energieverbrauchs werden durch fossile Heizungen und Warmwasseraufbereitung in Gebäuden verursacht. Das Ziel ist, dass der Wärmebedarf des gesamten Gebäudeparks bis 2050 ausschliesslich mit erneuerbarer Energie gedeckt wird. Rund 60 Prozent der Gebäude mit Wohnnutzung werden derzeit im Kanton Aargau mit fossilen Energieträgern beheizt. Dieser Anteil ist zwar rückläufig, doch zur Zielerreichung muss die bisherige Entwicklung deutlich beschleunigt werden.

Handlungsfeld

Die Gebäude sind entscheidend für die Klima- und Energiepolitik der Schweiz. Rund 40 Prozent des schweizerischen Energieverbrauchs und rund 25 Prozent des CO₂-Ausstosses werden durch fossile Heizungen und Warmwasseraufbereitung in Gebäuden verursacht.

Zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich ist der Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch erneuerbare Lösungen zentral. Eine verbesserte Energieeffizienz von Gebäudehülle und Gebäudetechnik reduziert den Energieverbrauch generell, und im Falle von Wärmepumpen und Elektroheizungen den Stromverbrauch im Speziellen.

Das Bauen ist zudem meist ressourcen- und energieintensiv. Eng mit der Energieeffizienz von Gebäuden verknüpft sind deshalb der ressourcenschonende Einsatz von Baustoffen sowie eine integrale Gebäudebetrachtung, welche die Gebäudetechnik, aber auch den Aussenraum, also die Lage und Besonnung/Beschattung des Gebäudes usw. miteinbezieht.

Die Aufgabenteilung mit dem Bund im Energiebereich nimmt die Kantone in erster Linie für den Gebäudebereich in die Verantwortung.

Immobilienportfolio des Kanton Aargau

Das Immobilienportfolio im Eigentum des Kanton Aargau umfasst einen Gebäudeversicherungswert von rund 1,6 Milliarden Franken. Deshalb trägt der Kanton beim Bau und bei der Bewirtschaftung seiner eigenen Gebäude eine besondere Verantwortung. Somit gelten die nachfolgend skizzierten Stossrichtungen immer auch für den kantonseigenen Gebäudepark.

Zu beachten ist, dass heutige Entscheide im Gebäudebereich eine langfristige Wirkung haben: Eine neu eingebaute Heizung ist rund zwei Jahrzehnte im Einsatz, die Lebensdauer von Gebäuden beträgt rund 50 bis 100 Jahre.

Netto-Null im Gebäudebereich

Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis ins Jahr 2050 für den Gebäudebereich bedeuten, dass der Wärmebedarf des gesamten Gebäudeparks bis 2050 ausschliesslich mit erneuerbarer Energie gedeckt werden muss. Mit der Ablehnung der Teilrevision des Energiegesetzes durch das Aargauer Stimmvolk im Jahr 2020 wird der Absenkpfad im Wesentlichen durch das CO₂-Gesetz des Bundes vorgegeben.

Rund 60 Prozent der Gebäude mit Wohnnutzung werden derzeit im Kanton Aargau mit fossilen Energieträgern beheizt. Dieser Anteil ist zwar rückläufig, doch zur Zielerreichung von energieAARGAU muss die bisherige Entwicklung deutlich beschleunigt werden: Der Anteil an fossiler Energie im Gebäudebereich soll bis 2035 auf 50 Prozent gegenüber 2010 reduziert werden, siehe Monitoring-Bericht zu energieAARGAU 2020.

Zusätzlicher Nutzen

Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare sowie der Einsatz lokaler Baustoffe haben den positiven Nebeneffekt, dass sie eine deutlich höhere Inland-Wertschöpfung generieren. Zudem steigern Sanierungen und eine integrale Gebäudebetrachtung Wohn- und Arbeitsplatzqualität, wovon beispielsweise auch die Produktivität am Arbeitsplatz profitiert.

Schnittstellen

  • energieAARGAU zeigt die Stossrichtung der kantonalen Energiepolitik mit einem Zeithorizont von zehn Jahren auf und behandelt auch den Gebäudebereich.
  • Ressourceneffizienz ist ebenfalls eine Stossrichtung der Strategie umweltAARGAU (2017). Im Kapitel zur Stossrichtung 2, "Der Nachhaltigkeit und der Ressourceneffizienz verpflichtet" findet sich folgende Erläuterung: "Der Kanton tritt selbst verschiedentlich als Bauherr auf (…). In dieser Eigenschaft soll er im Sinne einer Vorbildfunktion, wo es ökonomisch und ökologisch sinnvoll und technisch machbar ist, den nachwachsenden Rohstoff Holz und Recycling-Produkte einsetzen." In Bezug auf die Umsetzung der Umweltstrategie im Wald heisst es weiter: "Die Nutzung von einheimischem Laubholz (Buche) als Baustoff soll gefördert werden. Bei eigenen Bauten realisiert der Kanton Leuchtturmprojekte.".

Stossrichtungen

Gebäudepark dekarbonisieren

Der Gebäudepark ist für etwa einen Drittel des CO₂-Ausstosses im Kanton Aargau verantwortlich. Hier hat der Kanton einen besonders grossen Hebel. Rund 60 Prozent der Gebäude mit Wohnnutzung werden derzeit im Aargau mit fossilen Energieträgern beheizt (Öl, Gas). Für den Ersatz von Öl- und Gasheizungen stehen verschiedene erneuerbare Lösungen zur Verfügung, die sich je nach Gebäudetyp, Grösse, Baujahr, Standort usw. eignen: Umgebungswärme (Luft, Grundwasser, untiefe Geothermie), Abwärme, tiefe Geothermie, Biomasse, solare Energie.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Das vom Grossen Rat beschlossene "Förderprogramm Energie 2021–2024" des Kantons unterstützt Massnahmen an der Gebäudehülle und der Gebäudetechnik. Mit energieberatungAARGAU betreibt der Kanton Aargau zudem eine zentrale Anlauf- und Auskunftsstelle zu Massnahmen, Vorgehens-weisen oder Förderungen im Zusammenhang mit Modernisierungen, Um- oder Neubauten.

Es ist eine grosse Herausforderung, den Anteil an fossiler Energie im Gebäudebereich bis 2035 auf 50 Prozent gegenüber 2010 zu reduzieren und diese Massnahmen reichen nicht aus, dieses Ziel zu erreichen. Im Gebäudeprogramm sind deshalb weitere Massnahmen zu prüfen.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

  • Vermehrter Einsatz von erneuerbaren Energien steigert lokale Wertschöpfung
  • Die Entwicklung von neuen Technologien und Materialien im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz sind Schwerpunktthemen des Hightech Zentrums, siehe auch Handlungsfeld Innovationsförderung und Partizipation

Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene

  • Versorgungssicherheit durch gesteigerte Nachfrage von Elektrizität im Winter (Stromproduktion)
  • Feinstaubemissionen bei Ersatz durch Holzheizungen: Holzheizungen sind zwar CO₂-neutral, aber aufgrund des Feinstaubs eine Herausforderung für die Luftreinhaltung. Zudem steht das Holz bei Verbrennung nicht mehr für andere Zwecke mit höherer Wertschöpfung und Kohlenstoffspeicherung zur Verfügung (sogenannte Sequestrierung), siehe auch Handlungsfeld Wald als Kohlenstoffspeicher
  • Landschafts-/Ortsbildschutz beim Einsatz von Photovoltaik in Schutzzonen oder Schutzgebieten

Gebäudepark ressourcenschonend weiter entwickeln

Das Bauen ist in der Regel ein ressourcenintensiver Vorgang. Neben den Primärrohstoffen wie beispielsweise Kies steckt sehr viel graue Energie in der Rohstoffgewinnung sowie in der Herstellung, der Verarbeitung, den Transporten und der Entsorgung von Baustoffen.

Ein sparsamerer Ressourceneinsatz sowie Recycling und Wiederverwertung von Baustoffen leisten daher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. In der Schweiz fallen zudem jährlich mehr als 17 Millionen Tonnen Abfälle aus dem Um- und Rückbau von Bauwerken an. Zwei Drittel dieser Abfälle werden wieder zu Recyclingbaustoffen aufbereitet. Diese weisen einen viel tieferen Anteil an grauer Energie aus als herkömmliche Baustoffe wie Zement und Stahl.

Je besser das Angebot an lokalen Verarbeitern und Zulieferfirmen, desto kürzer können auch die Transportwege gehalten werden. Ein einfacher Zugang zu Recycling-Baustoffen oder überschüssigem Boden-Aushub wird durch Internet-Plattformen wie MINREC ermöglicht.

Zusätzlich zu den Faktoren Komfort, Energie und Gesundheit wird auch der Aspekt der Ökologie mit dem Einsatz von Recyclingbaustoffen, Konstruktion mit tiefer grauer Energie und der Lebenszyklusbetrachtung (hohe Nutzungsdauer, Flexibilität in der Nutzung und Rückbaufähigkeit – Systemtrennung) beachtet.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Mit dem Grundsatz der nachhaltigen Bewirtschaftung der kantonalen Liegenschaften bei Bau und Betrieb nimmt der Kanton Aargau seine Vorbildfunktion wahr. Er baut und saniert über den gesetzlichen Mindestanforderungen nach den Baustandards Minergie mit dem Zusatz ECO und Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz.

Im Hochbau steht die Lebenszyklusbetrachtung erst am Anfang. Der Kanton kann besonders innovative Projekte fördern, kommunizieren und dabei wichtige Akteure auch in der Aus- und Weiterbildung) sensibilisieren. Mit verwaltungsinternen Anreizsystemen, Vorgaben und Submissionsvorschriften, unter anderem für eine vermehrte Lebenszyklusbetrachtung, kann der Kanton seinen Gebäudepark nachhaltiger ausrichten.

Der Kanton kann zudem – in Absprache mit den Gemeinden als erstinstanzliche Bewilligungsbehörde – unterstützend wirken, zum Beispiel mittels Beratung für Bauherren, Schaffung von Anreizen für den Einsatz von Recyclingbaustoffen oder ressourcenschonenden Materialien wie Holz oder Lehm.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

  • Der Einsatz von Holz als Baustoff hat den positiven Nebeneffekt, dass der Kohlenstoff – zumindest für die Lebensdauer des Gebäudes – der Atmosphäre entnommen ist, siehe Handlungsfeld Wald als Kohlenstoffspeicher
  • Nutzung von lokalen Baustoffen steigert lokale Wertschöpfung, sichert kurze Transportwege und stärkt den Wirtschaftsstandort Aargau
  • Baustoffrecycling und erneuerbare Baustoffe bieten ein hohes Potenzial für Innovationen und neue Geschäftsfelder, siehe Handlungsfeld Innovationsförderung und Partizipation
  • Substanzschutz von Gebäuden im Bauinventar mindert auch den Verbrauch grauer Energie, welche ein Grossteil der Treibhausgasemissionen beim Bauen ausmacht

Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene

  • Fehlende lokale Holzverarbeitungsindustrie

Integrale Betrachtung von Gebäuden weiterentwickeln und umsetzen

Die integrale Gebäudeplanung gilt heute als Schlüssel für die Realisierung der nachhaltigen, ressourcen- und energieschonenden Gebäude. Durch ihre ganzheitliche Betrachtungsweise werden ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Zielsetzungen frühzeitig optimiert.

Miteinbezogen werden neben der Gebäudehülle und -technik beispielsweise die Eigenschaften von Baustoffen (kühlend/dämmend, Einfluss auf Raumklima usw.) sowie deren graue Energie. Nebst architektonischen Aspekten wie die aktive oder passive solare Energienutzung wird auch die Umgebung des Gebäudes mitberücksichtigt: Eigenschaften des Grundstücks und der Umgebung, Umgebungsgestaltung (Beschattung, adiabatische Kühlung), Klimazone sowie die Lage in Bezug auf Erschliessung (Verkehr, Wärmeverbund, Stromversorgung usw.).

Durch eine gesamtheitliche Betrachtung des Gebäudes wird auch dessen Energieverbrauch reduziert, beispielsweise indem auf Klimaanlagen verzichtet werden kann, wenn im Sommer eine angemessene Beschattung durch Begrünung gewährleistet ist.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Durch die Anwendung der Baustandards beim kantonalen Gebäudepark wird die ganzheitliche Betrachtungsweise mit den ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen eingehalten. Auch wird die integrale Betrachtung der Gebäude unter Anwendung der anerkannten Regeln der Technik und Baukunde, basierend auf meist höheren zukunftsorientierten Anforderungen, sichergestellt.

Für den Kanton besteht weiterer Spielraum bei Vorgaben an die Gemeinden im Rahmen von Gestaltungsplänen/Sondernutzungsplanungen, sowie auf Ebene der Gemeinden mit ihren Bau- und Nutzungsvorschriften.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Klima-Metrik

Die Klima-Metrik überprüft mithilfe von verschiedenen Indikatoren den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie des Kantons, die aus Klimakompass und Massnahmenplan besteht. Das übergeordnete Ziel im Bereich Klimaschutz ist Netto-Null Treibhausgasemissionen bis im Jahr 2050. Pro Handlungsfeld werden die bisherigen Treibhausgasemissionen auf der Fläche des Kantons Aargau ausgewiesen. Der Absenkpfad orientiert sich an den Energieperspektiven des Bundes (Szenario "Netto-Null 2050").

Indikator: Treibhausgasemissionen Haushalte

Dieser Indikator zeigt die Emissionen, welche beim Verbrauch fossiler Brennstoffe für die Bereitstellung von Wärme und Warmwasser in den Haushalten (Wohngebäuden) des Kantons entstehen. Relevant für die Treibhausgase sind Heizöl, Erdgas und Steinkohle (sehr kleine Anteile, nicht sichtbar). Die weiteren Energieträger sind CO2-neutral (Fernwärme, Umweltwärme, Holz, Biogas, etc.).

Die Emissionen von Geschäftsgebäuden werden im Handlungsfeld "Klimaneutrale Industrie und Gewerbe basierend auf Kreislaufwirtschaft" ausgewiesen.

Treibhausgasemissionen der Gebäude der Haushalte. Bisherige Entwicklung und Szenario Netto-Null 2050. Aufgeteilt in Heizöl, Erdgas und Steinkohle.