Römische Gräber in Endingen

Bei Leitungserneuerungen im Ortskern von Endingen kamen 2022 römische Gräber zum Vorschein. Sie gehören zu einem kleinen Friedhof eines Gutshofs.
Seit Sommer 2021 begleitet die Kantonsarchäologie umfassende Leitungserneuerungen im Ortskern von Endingen. In einer ersten Bauetappe wurden im Sommer 2021 im Bereich eines neuen Regenwasserauffangbeckens drei römische Gräber entdeckt. Im Winter 2022 werden die Bauarbeiten fortgesetzt. Auch hier haben Mitarbeitende der Kantonsarchäologie im weiteren Bauverlauf römische Gräber entdeckt, die sich mittlerweile zu einem kleinen Gräberfeld von sechs Bestattungen zusammenfassen lassen.
Unscheinbare schwarze Flecken von rund 40−60 Zentimeter Durchmesser erwiesen sich bei der Ausgrabung als römische Gräber. Es handelt sich dabei um sogenannte Brandschüttungsgräber. Bei dieser Bestattungsform werden ausgelesene Knochen ("Leichenbrand") des auf dem Scheiterhaufen verbrannten Toten in einem Behältnis − Holzkästchen, Beutel aus Textilien oder Leder, Urne aus Ton oder Glas − oder als einfache Knochenanhäufung zusammen mit Grabbeigaben beigesetzt. Als Beigaben kommen Keramikgefässe, Öllämpchen, Glasfläschchen (Balsamarien) oder Münzen vor. Ein Teil der Gräber wurde nach der Niederlegung mit grossen Amphorenscherben zugedeckt.
Kleiner Friedhof zu einem Gutshof
Die Gräber sind im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts nach Christus entstanden. Ihre Zugehörigkeit ist aktuell noch unklar. Mutmasslich gehören sie zu einem römischen Gutshof, der sich an der "römischen" Surbtal-Strasse zwischen den Kleinstädten von Baden (Aquae Helveticae) und Zurzach (Tenedo) befunden hat. Gutshöfe sind unter anderem auf dem Gemeindegebiet von Lengnau und Tegerfelden bekannt. In römischer Zeit hat man Gräberfelder bevorzugt gut sichtbar in unmittelbarer Umgebung von Strassen angelegt, um die Erinnerung an die Verstorbenen auch für die Passanten lebendig zu halten.