G7 Wohnqualität und Lärm
Der Anteil an überbauten Wohn- und Mischzonen mit guter bis sehr guter ÖV-Erschliessung stagnierte im Aargau in den letzten Jahren. Ein tendenziell sinkender Anteil der Bevölkerung fühlt sich vom Verkehrslärm gestört.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Eine hohe Wohnqualität ist zentraler Bestandteil der allgemeinen Lebensqualität sowie ein wichtiger Standortfaktor. Hohe Wohnqualität bestimmt sich durch eine gute Lage mit guter Erreichbarkeit. Weiter bedeutet Wohnqualität, dass die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung aufgenommen werden. So tragen etwa Begegnungsräume, die den sozialen Austausch ermöglichen, Frei- und Bewegungsräume, Nähe zu Natur- und Erholungsräumen, Einkaufsmöglichkeiten in Gehdistanz sowie eine gute Erschliessung mit dem ÖV zu Wohnqualität bei. Lärm hingegen ist das Haupthindernis für eine gute Wohnqualität und verursacht hohe Kosten: Gesundheitsschäden, Wertminderungen von Immobilien oder Aufwände für den Lärmschutz.
Die Wohnqualität wird anhand der Qualität der Erschliessung der Wohn- und Mischzonen sowie des Anteils der durch Verkehrslärm beeinträchtigten Bevölkerung gemessen.
Stand Wohnqualität und Lärm 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren G7.1 (2007–2019) und G7.2 (2002–2017)
Seit 2010 hat der Anteil an überbauten Wohn- und Mischzonen mit guter bis sehr guter ÖV-Erschliessung von 10,3 Prozent auf 13,7 Prozent im Jahr 2019 zugenommen. In den letzten Jahren stagnierte der Wert mit kleinen Schwankungen. Bei einem beachtlichen Teil der überbauten Wohn- und Mischzonen besteht bei der Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr weiterhin Verbesserungspotenzial. Beim Zugang zum öffentlichen Verkehr, gemessen an der durchschnittlichen Luftliniendistanz vom Wohnort zur nächsten Haltestelle, lag der Aargau 2017 mit einem Wert von 248 Metern im Vergleich von 19 Kantonen leicht über dem Schweizer Schnitt von 231 Metern (Cercle Indicateurs 2019). Vor allem in urbanen und dichten Räumen können mit einem ausgebauten ÖV-Angebot die Verkehrsemissionen reduziert und die Wohnqualität erhöht werden.
Gemäss Gesundheitsbefragung Schweiz fühlen sich 2017 rund 20 Prozent der Aargauer Bevölkerung zu Hause regelmässig durch Verkehrslärm (Auto-, Zugs- oder Flugzeuglärm) gestört. Im Vergleich mit 19 Kantonen ist dieser Wert unterdurchschnittlich (BFS 2020 und Cercle Indicateurs 2019). Im Kanton Aargau werden auf Innerortsstrecken nur noch lärmmindernde, Asphaltbeläge eingebaut. Die Wirkung gegenüber alten Belägen beträgt auch ca. 10 Jahre nach ihrem Einbau immer noch minus 3 Dezibell. Durch diese Massnahme an der Quelle profitieren nicht nur die direkten Anwohnenden, sondern auch Passantinnen und Passanten sowie Nutzerinnen und Nutzer von Aussenräumen. Bauliche und planerische Massnahmen führten dazu, dass die Anzahl Personen, die von Immissionsgrenzwertüberschreitungen betroffen sind in den letzten 35 Jahren (das heisst seit Inkraftsetzung des USG) im Kanton Aargau fast halbiert werden konnte. Im Jahr 1985 waren rund 30 Prozent der Gesamtbevölkerung vom Lärm betroffen, bis 2019 sank die Zahl auf 79'826 Personen oder rund 12 Prozent der Gesamtbevölkerung (BVU 2020b). Die Fluglärmbelastung im Aargau nimmt vor allem in den Nachtstunden zu. So haben sich in der Zeitspanne von 2009 bis 2018 die Fluglärmereignisse zwischen 22.00 und 23.00 Uhr mehr als verdoppelt und zwischen 23.00 und 23.30 Uhr um rund 40 Prozent zugenommen (BVU 2020c). 2018 waren Wohngebiete in fünf Gemeinden von Planungswertüberschreitungen in der zweiten Nachtstunde (23.00 bis 24.00 Uhr) betroffen (Empa 2019). Zusätzlich zum Verkehrslärm führt auch der sogenannte Alltagslärm immer wieder zu Klagen. Gemäss Schweizerischer Gesundheitsbefragung fühlten sich 2017 rund 13 Prozent der Aargauer Bevölkerung von Nachbarschaftslärm gestört (BFS 2020). Auch Geruchsimmissionen sowie die Belastung durch nichtionisierende Strahlung (NIS) können sich negativ auf die Wohnqualität auswirken.
Neben der Lärmsituation und den Verhältnissen in der direkten Wohnumgebung wirkt sich unter anderem auch die Ausstattung der Wohnung auf die Wohnqualität aus. In den Nordwestschweizer Kantonen (AG, BL, BS) waren 2017 14,5 Prozent der Bevölkerung von mindestens einem Wohnproblem wie Feuchtigkeit in der Wohnung, zu wenig Licht oder mangelhafte oder keine sanitären Einrichtungen betroffen. Bezogen auf die Bevölkerung mit Migrationshintergrund waren es 19,2 Prozent (BFS 2019).
Indikator G7.1: Erschliessungsqualität von Wohn- und Mischzonen, Aargau
Der Wohnqualitätsaspekt ÖV-Erschliessung zeigt sich in den verschiedenen Güteklassen. A bedeutet eine sehr gute, B eine gute ÖV-Erschliessung.
Der Anteil überbauter Wohn- und Mischzonen in den ÖV-Güteklassen A und B soll steigen.
Erschliessungsqualität von Wohn- und Mischzonen, Aargau, 2007–2019
langfristig (seit 2007) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Aktualisierung Daten 2023
Erschliessungsqualität von Wohn- und Mischzonen, Aargau, 2007–2022
langfristig (seit 2007) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Indikator G7.2: Anteil der durch Verkehrslärm beeinträchtigten Bevölkerung, Aargau
Der Indikator zeigt den Anteil der Einwohnerinnen und Einwohnern, ab 15 Jahren und in Privathaushalten lebend, die gemäss eigenen Angaben in ihren Wohnräumen durch Verkehrslärm von Autos, Züge oder Flugzeuge gestört sind.
Der Bevölkerungsanteil, der sich von Verkehrslärm gestört fühlt, soll sinken.
Anteil der durch Verkehrslärm beeinträchtigten Bevölkerung, Aargau, 2002–2017
langfristig (seit 2002) | positiv |
kurzfristig | Aussage nicht möglich |
Herausforderungen für das Thema Wohnqualität und Lärm
- Die geforderte hochwertige Siedlungsentwicklung nach innen verstärkt den Druck auf die schon stark genutzten Strassenräume. Zur Sicherstellung der Zentren für alle Verkehrsteilnehmenden, sind die Mobilitätsbedürfnisse möglichst flächeneffizient abzuwickeln.
- Die 24-Stunden-Gesellschaft und die Siedlungsentwicklung nach innen an gut erschlossenen Lagen führen zu höheren Lärmemissionen, zum Beispiel durch Aktivitäten im Freien oder Mehrverkehr. Gleichzeitig sinken die Lärmtoleranz und das Bedürfnis nach Ruhe steigt.
- Mit der von der Raumplanung angestrebten Siedlungsentwicklung nach innen, wird immer mehr in stark lärmbelasteten Gebieten gebaut. Gleichzeitig wird auch an solchen Orten eine gute Wohnqualität in den Innenräumen wie auch im Aussenraum gefordert.
- Kurz- und mittelfristig nimmt der Strassenverkehr weiter zu und führt zu stärkeren Lärmbelastungen. Längerfristig tragen Massnahmen an der Quelle des Lärms (zum Beispiel lärmarme Strassenbeläge oder Elektrofahrzeuge) zu einer Reduktion der Belastung bei, dies verbunden mit höheren Kosten für die Strassenbeläge und mit einer allenfalls tieferen Lebensdauer.
- Je nach Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung steigt oder stagniert die Anzahl Flugbewegungen und damit die Belastung des Aargaus durch den Fluglärm. Die Einflussmöglichkeiten für den Kanton Aargau sind dabei sehr beschränkt.
- Der nächtliche Güterverkehr insbesondere auf den wichtigen Transitkorridoren im Aargau steigt weiter, dank strengen Vorschriften für Zugswagen (neue Lärmemissionsgrenzwerte seit 1.1.2020) und den bereits umgesetzten Lärmsanierungen am Schienennetz, wird der Eisenbahnlärm jedoch abnehmen.
Quellen
Mitarbeit | |
---|---|
Referenzen |
|
Für das Thema "Wohnqualität und Lärm" relevantes SDG der Agenda 2030
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
Impressum
Impressum
Bild: © Kanton Aargau, Foto: Salome Baschung