U9 Energie
Die Energieversorgung im Kanton Aargau ist gewährleistet, steht aber vor verschiedenen Herausforderungen. Der Endenergieverbrauch pro Person ist rückläufig, um die Energieziele zu erreichen, sind weitere Anstrengungen notwendig.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung ist Voraussetzung für den langfristigen Wohlstand. Dies bedingt, dass ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung steht und diese effizient und suffizient genutzt wird, damit der Energieverbrauch pro Person gesenkt wird. Gemäss der kantonalen Energiestrategie "energieAARGAU" (BVU 2015) soll der Energieverbrauch pro Person gegenüber dem Referenzjahr 2000 bis 2035 um 43 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig soll der Anteil fossiler Energie reduziert und die nukleare Stromproduktion allmählich durch Effizienzgewinne und den Zubau erneuerbarer Energien ersetzt werden. Dadurch soll die Versorgungssicherheit beibehalten werden. Mit seinen Zielvorgaben stützt der Aargau die Energiestrategie 2050 sowie die Klimapolitik des Bundes (BFE 2020).
Die wirtschaftliche und umweltverträgliche Sicherung der Energieversorgung wird anhand des Endenergieverbrauchs pro Person im Aargau und des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch schweizweit gemessen.
Stand Energie 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U9.1 (2000–2019) und U9.2 (2000–2019)
Der witterungsbereinigte Endenergieverbrauch pro Person im Aargau nahm kontinuierlich ab. Zwischen dem Referenzjahr der kantonalen Energiestrategie 2000 und dem Jahr 2019, betrug die Reduktion rund 27 Prozent (BVU 2020). Dies deutet darauf hin, dass effizienzsteigernde Effekte (zum Beispiel durch technologische Fortschritte und zunehmende Substitution einzelner Energieträger) die verbrauchsfördernden Effekte (Wachstum von Wirtschaft, Bevölkerung, Energiebezugsfläche und Motorfahrzeugbestand) überstiegen. Anteilsmässig stellen erdölbasierte Treibstoffe und Elektrizität mit je knapp einem Drittel die wichtigsten Energieträger im Aargau dar. Beide liegen seit den 1990er-Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Das letzte Drittel des Endenergieverbrauchs verteilt sich ungefähr hälftig auf Erdgas und erdölbasierte Brennstoffe. Während bei den erdölbasierten Brennstoffen seit mehreren Jahrzehnten ein Rückgang zu beobachten ist, nahm der Verbrauch von Erdgas im gleichen Zeitraum tendenziell zu. Seit 2014 liegt der Verbrauch der beiden Energieträger ungefähr auf demselben Niveau (DFR 2020).
Der Verkehr stellte 2019 mit 38 Prozent schweizweit den Sektor mit dem grössten Energieverbrauch dar, gefolgt von den Haushalten (27 Prozent), der Industrie (18 Prozent), den Dienstleistungen (16 Prozent) und der Landwirtschaft (1 Prozent) (BFE 2020b). Der Kanton Aargau entspricht in etwa dem Schweizer Durchschnitt, wobei der Anteil der Industrie tendenziell etwas ausgeprägter ist.
Der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch hat schweizweit von rund 17 Prozent im Jahr 2000 auf gut 24 Prozent im 2019 zugenommen (BFE 2020c). Bei der Wärmeerzeugung stammten 2019 rund 23 Prozent aus erneuerbaren Quellen, bei der Elektrizität waren es 58 Prozent (BFE 2020c). Rund 90 Prozent der erneuerbaren Elektrizitätsproduktion in der Schweiz stammte 2019 aus der Wasserkraft. Die Photovoltaik-Anlagen haben seit 2012 zugenommen und trugen 2019 mit einem Anteil von über 5 Prozent zur zweitgrössten erneuerbaren Stromproduktion bei. Bei der aus erneuerbaren Endenergieträgern erzeugten Wärme stammten 2019 gut 50 Prozent aus Holzfeuerungen. Rund 30 Prozent wurde mittels Wärmepumpen der Umwelt (das heisst der Luft, den Gewässern oder dem Boden) entzogen und weitere 14 Prozent stammten aus der Abwärmenutzung aus Abfallverbrennungsanlagen. Die solare Wärmeproduktion macht 4,3 Prozent aus (BFE 2020c).
Im Kanton Aargau stammten 2019 rund drei Viertel des Endenergieverbrauchs aus nicht erneuerbaren Energien (BVU 2020). Das Potenzial von Strom aus Wasserkraft ist im Aargau mit rund 3 Terawattstunden pro Jahr sowie das Holznutzungspotenzial mehrheitlich ausgeschöpft (BVU 2015 und 2018). Das höchste Zubaupotenzial aller erneuerbaren Energien weist die Sonnenenergie auf: Jährlich könnte über 2,8 Terawattstunden elektrische Energie erzeugt werden (BFE 2019b). Das entspricht mehr als der Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs im Kanton (DFR 2020). Zudem könnten jährlich rund 0,05 Terawattstunden elektrische Energie mit Windkraft produziert werden. Im kantonalen Richtplan sind dazu fünf mögliche Standorte für Grosswindkraftanlagen ausgewiesen (BVU 2015).
Indikator 9.1: Endenergieverbrauch pro Person, Aargau
Mit dem Indikator wird die direkt konsumierte Energiemenge pro Person berechnet. Der Endenergieverbrauch umfasst den gesamten Verbrauch für Haushalte, Industrie, Dienstleistungen und Verkehr. Nicht berücksichtigt wird die notwendige Energie zur Bereitstellung der Energieträger sowie die sogenannte graue Energie in Importprodukten.
Der Endenergieverbrauch pro Person soll abnehmen.
Endenergieverbrauch pro Person, Aargau, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Endenergieverbrauch pro Person, Aargau, 2000–2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator U9.2: Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, Schweiz
Der Indikator zeigt den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch und umfasst Energien aus Wasserkraft, Sonne, Umweltwärme, Biomasse, Wind, erneuerbaren Anteilen aus Abfall sowie aus Abwasserreinigungsanlagen.
Der Anteil erneuerbarer Energien soll zunehmen.
Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, Schweiz, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, Schweiz, 2000–2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Herausforderungen für das Thema Energie
- Die zukünftige Reduktion des Endenergieverbrauchs pro Kopf benötigt zunehmend grössere Anstrengungen, da die sogenannt "Low hangig fruits" – also die einfach umzusetzenden Massnahmen – zu einem grossen Teil bereits umgesetzt sind.
- Der Stromverbrauch wird insgesamt tendenziell steigen. Fossile Heizsysteme werden durch Wärmepumpen ersetzt und die Anzahl elektrisch angetriebener Fahrzeuge wird zunehmen.
- Die europäischen Grosshandelspreise im Energiebereich setzen die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft unter Druck, sodass nur noch die notwendigen Investitionen getätigt werden. Diese Investitionen sind aber zentral dafür, dass die Wasserkraft als Rückgrat der Aargauer Energieversorgung erhalten bleiben kann.
- Der Energiebedarf im Winter ist deutlich höher als im Sommer. Während im Sommer oft ein Überschuss an Strom vorhanden ist, macht im Winter die Kernenergie schweizweit etwa die Hälfte der benötigten Elektrizität aus. Der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie stellt die Energieproduktion im Winter vor Herausforderungen.
- Der Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung und die dezentrale Stromproduktion stellen das Stromnetz vor Herausforderungen. Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit muss dieses erhalten und weiterentwickelt werden.
- Für die langfristige Gewährleistung der Investitionssicherheit betreffend Gebäude, Energienetze und die erneuerbare Energieproduktion, müssen stabile Rahmenbedingungen geschaffen werden.
- Mit den drei Kernkraftwerken Beznau I, Beznau II und Leibstadt (produzieren zusammen jährlich 15 Terawatt Strom) und dank seiner Wasserkraft (jährlich 3 Terawatt Strom), ist der Kanton Aargau der grösste Stromproduzent in der Schweiz. Mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie wird der Kanton zu einem Stromimporteur und ist mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Um die Lücke zu schliessen, sind die Steigerung der Stromeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien zentral.
Quellen
Mitarbeit | |
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Referenzen |
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Für das Thema "Energie" relevante SDGs der Agenda 2030
Spotlight Klima
Grosse Synergien zwischen Energie- und der Klimapolitik
"Der Kanton Aargau unterstützt die aktive Klimapolitik des Bundes, welche auf die Einhaltung des international anerkannten 1,5-Grad-Ziels des Weltklimarats IPCC zielt. Zwischen der Energie- und der Klimapolitik besteht eine grosse Synergie. Die in energieAARGAU verfassten Hauptziele "Steigerung der Energieeffizienz" und "Ausbau der erneuerbaren Energien" leisten beide einen wichtigen Beitrag zur Reduktion fossiler Energieträger. Eine Herausforderung wird sein, den bereits eingeschlagenen Weg so zu intensivieren, dass das Netto-Null-Ziel bis 2050 unter Wahrung der Versorgungssicherheit erreicht werden kann."
BVU, Abteilung Energie
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
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