W2 Standortattraktivität
Der Kanton Aargau weist eine überdurchschnittliche Standortqualität und Wettbewerbsqualität auf, obwohl er beim Ranking der Standortqualität zuletzt von zwei Kantonen überholt wurde. Positiv wirken sich die tiefe Steuerbelastung natürlicher Personen und die gute Verkehrsanbindung aus, die Verfügbarkeit von Hochqualifizierten bleibt herausfordernd.
Bei der Standortattraktivität geht es um möglichst vorteilhafte Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum. Die Attraktivität wird mit Standortfaktoren wie tiefe Steuerbelastung, gute Verkehrsverbindungen, hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften für ansässige und zuziehende Unternehmen, aber auch mit Kostenfaktoren wie dem Mietpreisniveau oder mit der Verfügbarkeit von Wohnraum aufgenommen. Um eine hohe Standortattraktivität zu wahren, ist es das Ziel, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Standort Aargau im interkantonalen und internationalen Vergleich vorteilhaft auszugestalten. Damit wird gewährleistet, dass der Kanton Aargau wettbewerbsfähig und attraktiv für die Gründung, Ansiedlung und Expansion von Unternehmen ist und bleibt.
Indikatoren: Standortattraktivitätsindex und kantonaler Wettbewerbsindikator
Die Standortattraktivität wird mit zwei Indikatoren gemessen. Der Index der Credit Suisse aggregiert die zentralen Standortfaktoren "Steuerbelastung", "Erreichbarkeit der Bevölkerung" und "Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten". Der Wettbewerbsindikator der UBS gibt Aufschluss über die langfristige relative Wettbewerbsfähigkeit eines Kantons. Der Indikator berücksichtigt ein umfassendes Set von Kriterien beziehungsweise die Standortfaktoren "Wirtschaftsstruktur", "Innovation", "Humankapital", "Arbeitsmarkt", "Erreichbarkeit", "Einzugsgebiet", "Kostenumfeld" sowie "Staatsfinanzen".
Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Erfolg sind eng miteinander verknüpft. Trotzdem kann aufgrund der beiden Indikatoren nicht direkt auf die Höhe der Wirtschaftsleistung geschlossen werden, da diese von weiteren Faktoren wie beispielsweise bestehenden wertschöpfungsstarken Branchenclustern abhängt. Kantone mit einer hohen relativen Wettbewerbsfähigkeit dürften jedoch langfristig stärker wachsen als die Schweizer Gesamtwirtschaft. Ziel ist es, dass der Kanton Aargau bei beiden Indikatoren sein Niveau hält.
Sieben quantitative Standortfaktoren zur Steuerbelastung, der Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten sowie zur Erreichbarkeit werden zu einem Index aggregiert. Die Schweiz weist als Durchschnitt einen Index von 0 auf.
Standortqualitätsindikator Aargau, Rang aller Kantone, 2004-2023
langfristig (seit 2004) | negativ |
kurzfristig (seit 2020) | negativ |
Der Wettbewerbsindikator vereinigt die Bewertung der Themen Wirtschaftsstruktur, Innovation, Humankapitel, Arbeitsmarkt, Erreichbarkeit, Kostenumfeld sowie Staatsfinanzen. Dem Kanton mit der besten Bewertung wird der Wert 100 zugewiesen.
Kantonaler Wettbewerbsindikator, alle Kantone, 2023
langfristig (seit 2016) | positiv |
kurzfristig (seit 2021) | positiv |
Stand 2024
Hohe und überdurchschnittliche Standortattraktivität
Die Standortqualität des Kantons Aargau liegt im Indikator der Credit Suisse weiterhin über dem Durchschnitt der Schweizer Kantone. Im kantonsweiten Vergleich rangiert der Kanton Aargau im Jahr 2023 auf Platz 7. Seit 2020 hat der Indexwert des Kantons Aargau leicht abgenommen. Die beiden Kantone Schwyz und Nidwalden konnten in derselben Zeitperiode ihren Index aufgrund der Senkung des Kantonssteuerfusses für natürliche Personen (Kanton Schwyz) respektive der Verfügbarkeit von Fachkräften (Kanton Nidwalden) steigern und haben den Kanton Aargau damit rangmässig überholt. Bei den Standortfaktoren "steuerliche Attraktivität" ist der Kanton Aargau für natürlich Personen attraktiver als das Schweizer Mittel, für juristische Personen liegt er im Schweizer Schnitt. Grundsätzlich haben die interkantonalen Unterschiede der Unternehmenssteuern und damit auch die Vorteile tiefer Unternehmenssteuern im Ranking für die Standortqualität in den letzten Jahren abgenommen. Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften liegt der Kanton Aargau im Mittelfeld. Als weniger attraktiv wird der Kanton beim Anteil an Hochqualifizierten eingestuft. Bei diesem Standortfaktor pendelt der Kanton Aargau seit 2014 um den Rang 11. Attraktiver als das Schweizer Mittel, schneidet der Kanton Aargau bei der Erreichbarkeit ab. Als besonders attraktiv bewertet wird dabei die Erreichbarkeit der Beschäftigten, bei der die Nähe zu den Zentren Zürich und Basel sowie die gute Erreichbarkeit mit dem motorisierten Individualverkehr eine wichtige Rolle spielen. Aber auch das allgemein gute ÖV-Angebot für die Bevölkerung und die Anbindung an den Flughafen Zürich sind attraktiver als das Schweizer Mittel. Neuerdings wird die Standortattraktivität für Grossunternehmen und KMU separat ausgewertet. Dabei belegt der Kanton Aargau für Grossunternehmen ebenfalls Rang 7 unter allen Kantonen, für KMU ist der Kanton Aargau sogar der fünftbeste Kanton (Credit Suisse 2023).
Im schweizweiten Vergleich mit den 110 Wirtschaftsregionen werden alle sechs Regionen im Kanton Aargau weiterhin im vordersten Drittel eingestuft. Kantonaler Spitzenreiter bezüglich der wirtschaftlichen Standortattraktivität ist die Region Baden auf dem schweizweiten 7. Platz. Gegenüber 2019 hat Baden 2 Plätze verloren. Die trotzdem immer noch hohe Bewertung ist insbesondere auf die gute verkehrstechnische Erreichbarkeit der Region Baden zurückzuführen (Credit Suisse 2023).
Die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Aargau gemäss dem Indikator der UBS liegt über dem Durchschnitt der Schweizer Kantone. Im Vergleich mit den anderen Kantonen rangiert der Kanton Aargau im Jahr 2023 auf Platz 4, seit 2016 belegt der Kanton Aargau Rang 4 oder 5. Die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Aargau wird, gemeinsam mit den Kantonen Schwyz, Basel-Landschaft und Waadt, als hoch bewertet. Dies direkt hinter den Kantonen Zug, Basel-Stadt und Zürich mit einer sehr hohen Wettbewerbsfähigkeit. Der Kanton Aargau schneidet bei den Faktoren "Wirtschaftsstruktur" (u. a. aufgrund der diversifizierten Volkswirtschaft), der "Erreichbarkeit", dem "Einzugsgebiet" sowie den "Staatsfinanzen" im vorderen Viertel ab. Bei den Faktoren "Innovation", "Humankapital", "Arbeitsmarkt" und "Kostenumfeld" liegt er im Mittelfeld. Im Vergleich zur Erhebung 2021 haben sich die Wachstumsaussichten für den Kanton Aargau verglichen mit anderen Kantonen eher verbessert. Dies aufgrund neuer Entwicklungen beim "Kostenumfeld" (ortsgebundene Kosten wie Preisniveau für Büroflächen, Energiepreise oder Löhne). Im Arbeitsmarkt hat der Kanton Aargau grosses Potenzial, weil die erwerbsfähige Bevölkerung (16 bis 64-jährige) im Kanton Aargau stärker wächst als in anderen Kantonen. Allerdings pendeln über 100'000 Erwerbspersonen in andere Kantone zur Arbeit und erwirtschaften dort Wertschöpfung. Dennoch steigt mit dieser Entwicklung das Volkseinkommen im Kanton Aargau und stärkt den Konsum (UBS 2023).
Beide Indikatoren stützen sich sowohl auf direkt beeinflussbare Faktoren wie die Steuersätze als auch auf schwer beeinflussbare Faktoren wie die grossstädtische Infrastruktur oder den Zugang zu Arbeitskräften.
Herausforderungen
- Mit der OECD Mindeststeuer verliert die Schweiz im internationalen Vergleich einen Steuervorteil und die Attraktivität des Standorts wird stärker zur Verfügbarkeit von Fachkräften und allgemeinem Kostenumfeld verlagert.
- Die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften bleibt im Hightech-Kanton Aargau gross. Die Nähe zum süddeutschen Raum ist für Unternehmen attraktiv.
- Die Verfügbarkeit von baureifen, verkehrstechnisch gut erschlossenen Parzellen in der Arbeitszone in entsprechender Grösse bleibt im Kanton Aargau herausfordernd. Dies ist mitunter ein Grund für die eher tiefe Anzahl Arbeitsplätze, was wiederum dazu führt, dass viele Fachkräfte aus dem Kanton Aargau wegpendeln. Dieses Potenzial gilt es für den Kanton zu aktivieren.
Spotlight Klima
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen, welche ein nachhaltiges Handeln erfordern. Die Spotlights-Klima beleuchten ausgewählte Massnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Industrielle Symbiose Region Aarau: Materialkreisläufe zwischen den Unternehmen schaffen
In einem Pilotprojekt wird gemeinsam mit der Stadt Aarau und Aargauer Unternehmen aufgezeigt, wie Unternehmen untereinander (Abfall)-Stoffe austauschen und so im Kreislauf halten können. Dieses Projekt ist eine Massnahme aus dem Entwicklungsschwerpunkt Förderung ressourcenschonender Innovationen. In einem ersten Schritt wurde analysiert, welche Potenziale zur Optimierung von Stoffkreisläufen im Kanton Aargau vorhanden sind. Dabei hat sich gezeigt, dass Food Waste mit rund 180'000 Tonnen CO2-Äquivalent und Kunststoff mit 100'000 Tonnen CO2-Äquivalent die beiden grössten Potenziale darstellen.
Verweise
Für das Thema "Standortattraktivität" relevantes SDG der Agenda 2030
Das Thema "Standortattraktivität" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
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Referenzen |
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