U2 Bodenqualität
Aufgrund fehlender Erhebungen beim kantonalen Bodenbeobachtungsnetz lassen sich aktuell keine Aussagen zur Entwicklung der Schwermetallgehalte im Boden ableiten. Auf Waldflächen wurde im Aargau ein hoher Stickstoffeintrag über die Luft festgestellt.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Böden von guter Qualität sind eine existenzielle Lebensgrundlage für die Menschen. Ausserdem ist fruchtbarer Boden eine kaum erneuerbare Ressource und deshalb besonders schützenswert. Gesunde und vielfältige Böden erfüllen viele Funktionen, sie ermöglichen eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, regulieren Stoff- und Energiekreisläufe und bilden eine zentrale Grundlage für die Nahrungsmittel- und Holzproduktion. Die Nutzung des Bodens soll zu keiner Degradierung seiner Funktionsfähigkeit führen.
Bodenverdichtung, nicht oder schwer abbaubare Schadstoffe, Versauerung und Erosion beeinflussen die Bodenqualität negativ und können zu irreversiblen Schäden führen.
Die Bodenqualität wird anhand der Belastung des Bodens mit Schwermetallen gemessen.
Stand Bodenqualität 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U2.1 (1996–2006)
Die Schadstoffgehalte im Boden werden mit dem kantonalen Bodenbeobachtungsnetz (KABO) zehnjährlich aufgenommen (BVU 2009). Die für das Jahr 2016 vorgesehene Erhebung wurde aus Spargründen verschoben, die nächste Beprobung ist für die Jahre 2021/22 geplant. Zwischen 1996 und 2006 hat sich die Schwermetallbelastung insgesamt nicht wesentlich verändert. Leicht zugenommen haben die Gehalte für Kupfer und Zink. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der nationalen Bodenbeobachtung auf landwirtschaftlich genutzten Böden von 1985 bis 2014. Am stärksten belastet sind Böden von Äckern und intensiv genutztem Grünland über den Eintrag von Hofdünger oder Pflanzenschutzmittel (BAFU 2018). Deshalb weisen die Böden von Gemüsefeldern, Obst- und Weinbauflächen häufig hohe Belastungen auf. Kupfer wird in der konventionellen sowie in der biologischen Landwirtschaft angewendet. Die Gehalte von Metallen wie Blei oder Quecksilber zeigen in der Schweiz demgegenüber eine sinkende Tendenz. Entlang von Strassen werden abhängig von der Verkehrsmenge, erhebliche Belastungen mit Blei, Cadmium, Zink und organischen Verbindungen wie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) festgestellt. Mit der Entfernung zur Strasse nimmt diese Schadstoffbelastung wieder deutlich ab (BAFU 2017).
Auch in Gärtnereien kann der Einsatz von Hilfsmitteln und Dünger zu Bodenbelastungen führen. In den Jahren 2018/2019 wurden im Aargau 20 ausgewählte Gärtnereiareale untersucht (BVU 2020). Bei 13 Gärtnereien wurden Richtwertüberschreitungen bei Kupfer, Zink und Blei festgestellt. Richtwertüberschreitungen deuten darauf hin, dass die Bodenfruchtbarkeit längerfristig nicht mehr gewährleistet ist, falls die Belastungsquelle nicht gestoppt wird. Es besteht jedoch keine unmittelbare Gefährdung des Menschen und der Umwelt. Auch Familiengärten können mit Schwermetallen belastet sein. Eine Aargauer Untersuchung in 90 Gärten auf 13 verschiedenen Arealen zeigte jedoch erfreulicherweise, dass keine Nutzungseinschränkungen nötig sind (BVU 2012).
Im Rahmen eines interkantonalen Walddauerbeobachtungsprogramms wird im Aargau seit 1984 auf 18 Beobachtungsflächen regelmässig der Waldboden untersucht. Auf den meisten Flächen wird nach wie vor ein hoher Stickstoffeintrag über die Luft mit Überschreitungen der kritischen Konzentrationswerten (Critical Levels) festgestellt. Der Stickstoffeintrag wirkt sich negativ auf die Bodenchemie der Waldböden aus, die Versauerung hat weiter zugenommen und die Nährstoffversorgung der Bäume sowie die Mykorrhyzapilzbildung an den Baumwurzeln hat sich seit 1984 deutlich verschlechtert. Hohe Stickstoffeinträge verstärken zudem die Wirkung der Trockenheit auf das Stammwachstum und die Vitalität der untersuchten Bäume (Buchen, Fichten, Eichen) (Braun S, Hopf SE, de Witte LC. 2018).
Durch starke Regenfälle kann insbesondere auf offenen, geneigten Ackerflächen Boden abgeschwemmt werden. Die Erosionskarte der Schweiz, zeigt auch im Kanton Aargau über den ganzen Kanton verteilt Flächen mit einer hohen Erosionsgefährdung. Je nach Fläche kann der Bodenabtrag bis um die 200 Tonnen pro Hektar und Jahr betragen (BAFU 2017, BLW 2019). Weltweit geht pro Jahr etwa 1 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche durch Erosion verloren.
Indikator U2.1: Belastung des Bodens mit Schwermetallen, Aargau
Der Indikator zeigt, wie sich die Bodenbelastung durch Cadmium, Kupfer, Blei und Zink an 73 beziehungsweise 54 (Kupfer) verschiedenen Standorten (21 Landwirtschafts- und 52 Waldflächen) zwischen 1996 und 2006 verändert hat. Die Belastung des Bodens mit Schwermetallen vermindert seine Fähigkeit zur Regulation der Stoffkreisläufe und damit zur Nahrungsmittelproduktion.
Die Schwermetallbelastung soll nicht zunehmen. Die gesetzlichen Schwellenwerte sind in der Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) festgelegt.
Belastung des Bodens mit Schwermetallen, Aargau, 1996–2006
langfristig | Aussage nicht mögliche |
kurzfristig | Aussage nicht mögliche |
Herausforderungen für das Thema Bodenqualität
- Zur langfristigen Erhaltung der Bodenfunktionen sind Massnahmen zur Verminderung des Schadstoffeintrags in den Boden weiterzuführen oder es sind neue anzugehen. Ihre Wirkung ist mit einer nächsten KABO-Erhebung zu verifizieren.
- In der Land- und Forstwirtschaft kommen zunehmend schwere Maschinen zum Einsatz. Der unsachgemässe Einsatz solcher Maschinen führt zur Bodenverdichtung und somit zum Verlust an Bodenqualität und begünstigen die Erosion.
Quellen
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Referenzen |
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Für das Thema "Bodenqualität" relevantes SDG der Agenda 2030
Spotlight Klima
Bodenschutz ist Klimaschutz
"Im Boden ist weltweit mehr Kohlenstoff gespeichert als in der Atmosphäre und der oberirdischen Vegetation zusammen. Der Boden entzieht der Atmosphäre über abgestorbene Pflanzenreste und Bodenorganismen das Treibhausgas CO2 und bindet es als Humus. Bei physikalisch oder chemisch belasteten Böden kommt es jedoch zu einem Abbau von Huminstoffen und der Boden wird vom Speicher zur Kohlenstoffquelle. Umgekehrt wurde errechnet, dass eine weltweite Erhöhung des Kohlenstoffvorrats im Boden um nur 4 Promille pro Jahr ausreichen würde, um die gesamten vom Menschen verursachten CO2-Emissionen zu binden. Indem der Kanton Aargau den Boden und seine Funktionen schützt, leistet er einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Boden ist über die Auswirkungen des Klimawandels auch direkt gefährdet. So erhöhen die vermehrt auftretenden Starkniederschläge das Risiko der Bodenerosion."
BVU, Abteilung für Umwelt
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
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