U8 Wald
Die Waldfläche bleibt im Kanton Aargau konstant. Die Fläche an Naturwaldreservaten und Altholzinseln nimmt weiter zu. Der Druck auf den Wald durch die Siedlungsausdehnung und Bevölkerungszunahme steigt, zudem setzt der Klimawandel dem Wald zu.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Wälder erbringen wichtige wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Leistungen. Die Nutzung und Bewirtschaftung des Waldes hat entsprechend alle Waldfunktionen gleichwertig zu berücksichtigen und muss sich zudem vorausschauend mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Gemäss Aargauer Waldgesetz richten sich Nutzung und Bewirtschaftung am Grundsatz der nachhaltigen Erfüllung der Schutz-, Wohlfahrts- und Nutzfunktionen des Waldes aus. Der Aargau ist ein Waldkanton, rund ein Drittel der Kantonsfläche ist mit Wald bedeckt. Diese Fläche soll konstant bleiben. Der Erhalt der vielfältigen Waldfunktionen bedingt eine Förderung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie ein abgestimmtes und kooperatives Vorgehen zwischen Bund, Kanton und mit allen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Zudem gilt es die vielfältigen Freizeit- und Erholungsbedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen.
Das Naturschutzprogramm Wald sichert die ökologische Qualität des Waldes. Demgemäss sollen bis 2025 17 Prozent der Waldfläche als Naturvorrangflächen ausgewiesen werden. 7 Prozent der Waldfläche (3'400 Hektaren) sollen sich frei entwickeln können (Nutzungsverzicht), 3 Prozent der Waldfläche, beziehungsweise 1'470 Hektaren, sollen in Spezialreservaten und 7 Prozent beziehungsweise 3'500 Hektaren in Eichenwaldreservaten geschützt sowie 200 Kilometer (ab 2020: 250 Kilometer) Waldränder ökologisch aufgewertet werden. Diesen Flächen kommt aus Sicht der Ökologischen Infrastruktur eine zentrale Bedeutung zu.
Der Zustand des Walds wird anhand der quantitativen Walderhaltung sowie der Fläche, in denen sich der Wald durch den Nutzungsverzicht frei entwickeln kann, gemessen.
Stand Wald 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U8.1 (2000–2019) und U8.2 (2001–2019)
Die Waldfläche im Aargau ist seit über 100 Jahren konstant geblieben. Sie beträgt Ende 2019 48'961 Hektaren oder rund 35 Prozent der Kantonsfläche. Der Waldanteil liegt damit leicht über dem Schweizerischen Mittel (32 Prozent). Pro Person steht der Bevölkerung im Aargau 0,07 Hektar Waldfläche oder rund die Fläche in der Grösse eines Handballfelds zur Verfügung. Gesamtschweizerisch sind es 0,16 Hektar. Der Kanton Aargau verfolgt eine stringente Walderhaltungspolitik. Bei Rodungen wird konsequent Realersatz eingefordert. Mit der Änderung des Aargauer Waldgesetzes 2019 und der damit verbundenen Einführung der statischen Waldgrenzen wird grundsätzlich ein Einwachsen des Waldes in wertvolles Landwirtschaftsland verhindert. Im Gegensatz dazu nimmt die Waldfläche gesamtschweizerisch, vor allem in den Alpen und auf der Alpensüdseite, zu (BVU 2020, BAFU 2018).
Das Naturschutzprogramm Wald ist auf Kurs: 3’188 Hektaren Naturwaldreservate und Altholzinseln (Zielerreichung 94 Prozent), 1228 Hektaren Spezialreservate (Zielerreichung 84 Prozent) und 3’677 Hektaren Eichenwaldreservate (Zielerreichung 100 Prozent) sowie 210 Kilometer aufgewertete Waldränder (Zielerreichung 100 Prozent) wurden per Ende 2019 realisiert. Damit liegt die Zielerreichung Ende 2019 in Bezug auf die für 2025 gesetzten Ziele bei durchschnittlich 94 Prozent. Neben der eigentlichen Flächensicherung steht die Stärkung der Vernetzung der einzelnen Lebensräume und damit die Etablierung der Ökologischen Infrastruktur zunehmend im Fokus (BVU 2019).
Im Aargauer Wald stehen rund 16,2 Millionen Bäume. Diese entsprechen rund 15,7 Millionen Kubikmeter Holz oder 314'000 Bahnwagen mit einer Gesamtlänge von 6'250 Kilometern. Die Buche ist vor der Fichte die häufigste Aargauer Baumart. Der Holzvorrat im Aargauer Wald hat sich seit 2005 kaum verändert. Die jährliche Holznutzung plus das Holz, das in Form von Totholz abstirbt, entspricht damit ungefähr dem Zuwachs pro Jahr. Mit rund 332 Kubikmetern pro Hektar liegt der Holzvorrat unter dem Schweizer Durchschnitt von 374 Kubikmetern pro Hektar. Flächen mit laubholzdominierten Beständen und damit mit einer natürlicheren Baumartenzusammensetzung haben im Kanton Aargau zwischen 2005 bis 2016 um 6 Prozent auf 63 Prozent zugenommen. Die Fläche mit reinen Nadelwäldern hat im selben Zeitraum um 27 Prozent abgenommen (BVU 2018).
Die Artenvielfalt im Wald hat sich aufgrund der naturnahen Waldbewirtschaftung und den Aktivitäten im Naturschutzprogramm Wald weiter verbessert. Der konsolidierte Kesslerindex wies 2019 seit der Ersterhebung von 1996 den höchsten Wert auf, seit 2016 haben die Artenzahlen der Brutvögel, Tagfalter, Pflanzen und Schnecken weiter zugenommen (BVU 2020).
Die durchschnittlich vorhandene Totholzmenge im gesamten Aargauer Wald beträgt rund 16 Kubikmeter pro Hektar. Gemäss Schweizer Waldpolitik 2020 werden 20 Kubikmeter pro Hektar Wald angestrebt. Eine Aargauer Pilotstudie zeigte erhöhte Arten- und Individuenzahlen von Holzpilzbesiedler und Morschholzbewohner der Rote-Listen in untersuchten Naturwaldreservaten mit einer Totholzmenge von 80 Kubikmeter pro Hektar gegenüber Referenzflächen (BVU 2019).
Sturmereignisse und Trockenheit haben in den Jahren 2018 und 2019 dem Aargauer Wald zugesetzt. Mitte 2019 waren rund 1'900 Hektaren Waldfläche von deutlichen Vitalitätseinbussen wie frühzeitigem Blattfall bis hin zum Absterben ganzer Kronenteile betroffen. Per Ende 2019 ist eine Schadholzmenge von 210'000 Kubikmetern angefallen.
Die Aargauer Forstbetriebe stehen wegen den sinkenden Holzpreisen trotz Optimierungen auf der Ausgabenseite finanziell unter grossem Druck. Der Gesamterfolg der Betriebe mit einer forstlichen Betriebsabrechnung (BAR) war in den vergangenen 10 Jahren im Bereich Waldbewirtschaftung mit Ausnahme des Jahres 2011 im Durchschnitt immer defizitär. Im Jahr 2019 betrug der Gesamterfolg minus 74 Franken pro Hektar (2010 minus 51 Franken pro Hektar; 2017 minus 101 Franken pro Hektar) (BVU 2020).
Indikator U8.1: Waldfläche Aargau
Der Indikator zeigt die Waldfläche in Hektaren und misst die quantitative Walderhaltung.
Die Waldfläche soll konstant bleiben.
Waldfläche Aargau, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Waldfläche Aargau, 2000–2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Indikator U8.2: Naturwaldreservate und Altholzinseln Aargau
Der Indikator zeigt die Anzahl Hektaren an Naturwaldreservaten und Altholzinseln und repräsentiert die Fläche von Waldbeständen mit Nutzungsverzicht, die für die Artenvielfalt und die natürlichen Abläufe wichtig sind.
Die Naturwaldreservate und Altholzinseln sollen in der Fläche zunehmen.
Naturwaldreservate und Altholzinseln Aargau, 2001–2019
langfristig (seit 2001) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Naturwaldreservate und Altholzinseln Aargau, 2001–2022
langfristig (seit 2001) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Herausforderungen für das Thema Wald
- Der Druck auf die Waldfläche steigt durch die Siedlungsausdehnung und die Bevölkerungszunahme stetig. Bei Rodungen wird es schwieriger, Ersatzaufforstungsflächen zu finden. Der Wald wird als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen wichtiger.
- Das Bevölkerungswachstum, die Nähe des Siedlungsgebiets zum Wald und das zunehmende Bedürfnis der Bevölkerung Erholungs- und Freizeitaktivitäten im Wald auszuüben, erhöhen den Druck auf den Wald als Lebensraum für einheimische Tier- und Pflanzenarten. Das Thema Wald und Gesundheit gewinnt weiter an Bedeutung.
- Die Stickstoffeinträge durch Landwirtschaft und Verkehr in die Waldböden belasten die Wälder weiterhin. Eingewanderte und eingeschleppte Schädlinge beeinträchtigen die Stabilität des Baumbestands zunehmend und mindern so viele Leistungen des Waldes.
- Das Nutzungspotenzial wird im Aargau ausgeschöpft. Die vermehrte Nutzung von Holz als erneuerbarer Energieträger liegt im Trend. Die Nachhaltigkeit der Holznutzung ist durch die Durchführung periodischer Waldinventuren zu überwachen. Zudem soll durch eine stärkere Kaskadennutzung, bei der das Holz zuerst idealerweise mehrfach stofflich genutzt und erst am Schluss energetisch verwertet wird, die Wertschöpfung des Rohstoffs Holz gesteigert werden. Das Holz kann so ausserdem als temporärer CO₂-Speicher dienen.
- Die Wirtschaftlichkeit der Schweizer Forstbetriebe bleibt kritisch. Aufgrund der günstigen Importe und Exportschwierigkeiten aufgrund der Frankenstärke sind die Holzpreise in der Schweiz auf einem Tiefstand.
- Die Vernetzung der Wälder mit Wildtierkorridoren beginnt zu wirken, wie die Zuwanderung des Rothirsches zeigt. Dadurch entstehen neue Konflikte bei der Waldbewirtschaftung.
Quellen
Mitarbeit | |
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Referenzen |
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Für das Thema "Wald" relevantes SDG der Agenda 2030
Spotlight Klima
Das Klima verändert den Wald jetzt
"Der Zustand des Aargauer Waldes ist besorgniserregend. Die zurzeit beobachteten Trockenschäden sind erste Auswirkungen des Klimawandels. Betroffen sind alle Hauptbaumarten des Aargauer Waldes nämlich Buchen, Fichten und Weisstannen. Dazu kommen zunehmende Sturmereignisse und Borkenkäferbefall. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald werden zur permanenten Herausforderung für die Waldeigentümerinnen und -eigentümer. Zur Milderung der Auswirkungen hat der Regierungsrat in einem ersten Schritt ein Massnahmenpaket geschnürt: Dieses sieht die Unterstützung der Wiederbewaldung von Schadenflächen mit klimafitten Baumarten vor, damit der Wald als Kohlenstoffspeicher seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Weiter beinhaltet das Paket die Förderung Holzverwendung, die Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen sowie die Weiterbildung und Beratung."
BVU, Abteilung Wald
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
- Startseite
- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
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Bild: © Kanton Aargau