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G9 Kultur

Der Kanton Aargau verfügt über ein vielfältiges Kulturangebot. Bei den Kulturausgaben hat der Kanton Aargau im Kantonsvergleich an Terrain gewonnen, liegt jedoch weiterhin im hintersten Viertel. Der Bestand der kantonal geschützten Bauten stagniert in den letzten Jahren.

Unter Kultur ist alles zu verstehen, was Individuen und Gruppen in Vergangenheit und Gegenwart gestaltend und sich mitteilend zum Ausdruck bringen und gebracht haben, sei dies in literarischer, bildnerischer, musikalischer, performativer oder anderer Form. Kultur ist ein wichtiges Element für die individuelle Entfaltung. Gleichzeitig ist sie ein zentraler gemeinschaftsbildender Faktor. Kulturelle Vielfalt und kulturelles Erbe stärken die Identität der Aargauer Bevölkerung, wirken integrativ, generationenverbindend und leisten einen Beitrag zur Standortattraktivität. Zudem tragen zeitgenössische Kultur, kulturelle Vielfalt und Tradition zur Unverwechselbarkeit und zum Charakter des Kantons Aargau bei. Die unzähligen urgeschichtlichen, römischen und mittelalterlichen Hinterlassenschaften machen den Kanton Aargau zu einem der archäologisch reichsten und vielfältigsten Kantone. Mit seinen Schlössern und Burgen, Klöstern, Kirchen, Kapellen und Synagogen sowie industriehistorischen Bauten und Anlagen ist auch die Denkmallandschaft überaus vielseitig. Diese archäologischen Fundstellen und Baudenkmäler sind Zeugen des kulturellen Erbes und prägen das Orts- und Landschaftsbild.

Der Erhalt der kulturellen Vielfalt und des kulturellen Erbes wird über die Förderung, Pflege und Vermittlung von Kultur sichergestellt. Kulturförderung erfolgt insbesondere über das Aargauer Kuratorium und den Swisslos-Fonds. Auch Museen leisten einen wesentlichen Beitrag zu Kulturschaffen und -vermittlung. Die Kantonsarchäologie, die kantonale Denkmalpflege und das Staatsarchiv stellen Schutz und Pflege des kulturellen Erbes sicher, so dass Baudenkmäler im städtischen wie auch im ländlichen Umfeld trotz Bautätigkeit geschützt und wo möglich erhalten bleiben. Das Kulturkonzept 2023–2028 (BKS 2022) bildet einen Orientierungsrahmen für die Weiterführung und Weiterentwicklung des Kulturangebots und für den zielgerichteten, wirkungsorientierten Einsatz der finanziellen Mittel.

Indikatoren: Kulturausgaben und Bestand kantonal geschützter Bauten

Kulturelle Vielfalt und die nachhaltige Pflege der Baukultur wird anhand der kantonalen Kulturausgaben pro Person im Vergleich zu anderen Kantonen sowie am Bestand kantonal geschützter Bauten gemessen.

Der Indikator zeigt den Rang des Kantons Aargau im interkantonalen Vergleich bezogen auf die kantonalen Kulturausgaben pro Einwohnerin und Einwohner, inklusive Beiträge vom Swisslos-Fonds (Ausgabenperspektive inklusive Transferzahlungen). Die Jahre 2020 und 2021 sind wegen der unterschiedlichen kantonalen Verbuchung der Covid-Hilfsgelder nur eingeschränkt repräsentativ.

Kulturausgaben Aargau pro Person, Rang aller Kantone, 2008 - 2021

Daten: BFS 2024a
Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2008)negativ
kurzfristig (seit 2020)negativ

Der Indikator umfasst die Anzahl Einzelbauten und Bauensembles, welche unter kantonalem Denkmalschutz stehen.

Bestand kantonal geschützter Bauten, Aargau, 2000 - 2023

Daten: BKS, Abteilung Kultur 2024a
Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2000)positiv
kurzfristig (seit 2020)unverändert

Stand 2024

Unterdurchschnittliche Kulturausgaben und langsam steigende Anzahl Baudenkmäler

Die Kulturausgaben des Kantons Aargau lagen 2021 im interkantonalen Vergleich auf Rang 20. Damit hat sich der Kanton Aargau seit dem Tiefstand im Jahr 2015 um vier Ränge verbessert, er liegt aber nach wie vor im hintersten Viertel. Die Kulturausgaben betrugen 2021 rund Fr. 99.– pro Person und Jahr. Zu den Ausgaben zählen Beiträge für Museen, bildende Kunst, Denkmalpflege, Archäologie, Bibliotheken, Konzert, Theater, Film, Kino, Massenmedien, Forschung und Entwicklung in der Kultur, Medien sowie allgemeine Kulturförderung. In der Schweiz wurden 2021 pro Kopf von den Kantonen Fr. 137.–, den Gemeinden Fr. 167.– und vom Bund Fr. 39.– für die Kultur ausgegeben (transferbereinigt). Dies entspricht einem Total von Fr. 343.– pro Person. 2021 entsprach­en die Gesamtausgaben der drei Staatsebenen 0,4 % des nationalen BIP (BFS 2024b).

Gemäss einer Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2023 ist die Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot im Kanton Aargau hoch und hat sich gegenüber 2015 leicht verbessert. 35 % der Befragten zeigten sich sehr, 51 % eher zufrieden mit dem kulturellen Angebot. Die Aargauer Kulturinstitutionen, dabei insbesondere die Schlösser sowie das Kurtheater Baden, wiesen einen hohen und steigenden Bekanntheitsgrad aus (econcept 2023). Zur Teilhabe der Bevölkerung am Kulturleben wird im Kanton Aargau die Freiwilligenarbeit mit diversen Programmen gezielt gefördert. 2023 leisteten rund 200 Personen knapp 9'000 Stunden Freiwilligenarbeit und setzten sich damit für die Kulturvermittlung und Kulturpflege im Kanton Aargau ein (BKS 2024b). Das Programm "Kultur macht Schule" ermöglicht jährlich rund 100'000 Schülerinnen und Schülern kulturelle Begegnungen und die Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten (Statistik Aargau 2024).

Der Bestand an kantonal geschützten Bauten ist seit 2020 um 30 Objekte auf 1'566 gewachsen (BKS 2024a). Die Bautätigkeit im Kantonsgebiet verläuft nach wie vor auf hohem Niveau. Die zunehmende Tendenz zur Siedlungsentwicklung nach innen verstärkt den Baudruck in der näheren Umgebung von Schutzobjekten, in Stadt- und Dorfzentren wie auch zunehmend im ländlichen Umfeld. Die Siedlungsentwicklung nach innen verursacht zudem weiterhin grossflächige Bodeneingriffe, die den Schutz beziehungsweise die Dokumentation der archäologischen Hinterlassenschaften zunehmend zu einer Herausforderung macht. Über ein konsequentes Monitoring der Bauaktivitäten und die Online-Bereitstellung der Fundstellenkarte wird sichergestellt, dass die Zahl der unbeabsichtigt und damit undokumentiert zerstörten archäologischen Strukturen in aktenkundigen Fundstellen so gering wie möglich gehalten werden kann.

Herausforderungen

  • Durch die demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen findet eine zunehmende Segmen­tierung und Polarisierung der Bevölkerung statt. Die Definition von Gemeinschaft ändert sich. Zudem nimmt der gesellschaftliche Zusammenhalt ab. Nicht alle Bevölkerungsgruppen identifizieren sich mit dem kulturellen Angebot, weil vielen Personen der Zugang dazu fehlt. Gründe dafür sind beispiels­weise sprachliche Hürden oder ungenügende Zu­gangsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchti­gung (BKS 2023).
  • Im aktuellen gesellschaftlichen Umfeld läuft die Kultur Gefahr, auf Aspekte wie Zerstreuung und Unterhaltung reduziert zu werden. Die umfassende, wertbildende und kohäsive Funktion und Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft ist der breiten Bevöl­kerung vielfach nicht (mehr) bewusst (BKS 2023).
  • Die Kultur verlagert sich zunehmend in den digita­len Raum. Für einen Teil des Publikums könnte dadurch physische Präsenz zur Hürde werden, was wiederum zu weniger Publikum vor Ort führen könnte. Gleichzeitig sind die Kulturakteurinnen und -akteure gefordert, sich den digitalen Raum zu erschliessen, was mit hohen Investitionen in Infrastruktur und Know-how sowie mit laufenden Kosten für deren Bewirtschaftung verbunden ist (BKS 2022).
  • Kulturinstitutionen verfügen nicht über finanzielle Reserven, um Engpässe zu überbrücken. Die wirtschaftliche und soziale Absicherung vieler Kulturschaffenden ist unzureichend. Ein wichtiger Teil dieses Problems sind die weit verbreiteten niedrigen Honorare für Kulturschaffende (BKS 2022).
  • Infolge der Bevölkerungszunahme, höherer Raum­ansprüche und zunehmender Mobilität ist die Bau­tätigkeit im Kanton Aargau seit Jahren intensiv und Siedlungsgebiete werden systematisch verdichtet. Der Verlust an historischer Bausubstanz in den Dörfern und Städten und das in den Siedlungs­gebieten besonders wertvolle archäologische Bodenarchiv stellen Kantonsarchäologie und die kantonale Denkmalpflege vor grosse Herausforde­rungen. Gleichzeitig nehmen die Möglichkeiten zur Nutzung von günstigen Räumlichkeiten (z. B. Indu­striebrachen) durch Kulturschaffende ab und auch der Klimawandel sowie Massnahmen zur Bekämp­fung des Klimawandels können das Kulturerbe beeinträchtigen respektive zu Zielkonflikten führen (BKS 2022).
  • Das Kantonale Kulturkonzept 2023−2028 reagiert mit seinen vier Zielen "Kultur als relevante gesell­schaftliche Ressource verankern", "Kulturelle Teil­habe stärken", Stabilität und Nachhaltigkeit fördern" und "Innovation ermöglichen, Potenziale aktivieren" auf diese Herausforderungen. Insgesamt 33 kon­krete Massnahmen sollen dazu beitragen.

Verweise

Poster mit allen Symbolen der 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (UNO) in Quadraten, welche alle eine eigene Farbe haben.

Für das Thema "Kultur" relevante SDGs der Agenda 2030

Titelbild des Nachhaltigkeitsberichtes 2024 des Kantons Aargau; Collage mit Grafiken und Fotos aus dem Kanton passend zu den verschiedenen Themenbereichen des Nachhaltigkeitsberichts

Das Thema "Kultur" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:

Quellen

Mitarbeit
Referenzen
  • Bundesamt für Statistik BFS (2024a): Kulturausgaben der Kantone und Beiträge der Lotterien an die Kultur, Neuchâtel: BFS
  • Bundesamt für Statistik BFS (2024b): Kulturfinanzierung durch die öffentliche Hand - Entwicklung nach den Gesamtausgaben der Staatsebenen, dem BIP und in Franken pro Einwohner/in, Neuchâtel: BFS
  • Departement Bildung, Kultur und Sport BKS (2024a): Datenlieferung, kantonale Schutzobjekte, Aarau: BKS
  • Departement Bildung, Kultur und Sport (2024b): Freiwilligenprogramme der Abteilung Kultur, Aarau: BKS.
  • Departement Bildung, Kultur und Sport BKS (2023): Ergebnisse zweiter Wirkungsbericht, Aarau: BKS
  • Departement Bildung, Kultur und Sport BKS (2022): Kulturkonzept - Grundlagen und Rahmeninformationen, Aarau: BKS
  • Econcept (2023): Auswertung der Bevölkerungsbefragung zum Kulturkanton Aargau, Aarau: BKS
  • Statistik Aargau (2024): Statistisches Jahrbuch 2023, Aarau: DFR