SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
SDG 11 Ziel: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
SDG 11: Entwicklungsstand im Kanton Aargau
Wird eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nach innen gefördert?
Die nachhaltige Siedlungsentwicklung nach innen ist im Kanton Aargau auf Kurs. Die Zunahme an überbauter Wohn- und Mischzone konnte weiter vom Bevölkerungswachstum entkoppelt werden und der jährliche Bodenverbrauch in der Bauzone wurde seit 2015 mehr als halbiert (U1). Neben den 88 % Gebäudeflächen innerhalb der Bauzonen lagen 2018 im Kanton Aargau 12 % aller Gebäudeflächen ausserhalb der Bauzone. Diese Gebäudeflächen nehmen im Kanton weiterhin zu. Ihre Gesamtfläche entsprach 2023 in etwa der Fläche der Gemeinde Buchs (U6).
Der Bestand an kantonal geschützten Bauten bleibt konstant. Die Siedlungsentwicklung nach innen und der damit einhergehende Baudruck in der näheren Umgebung von Schutzobjekten stellen die Denkmalpflege und Archäologie vor Herausforderungen (G9). Auch die Förderung naturnaher Lebensräume im Siedlungsgebiet ist mit der Zunahme der Innenentwicklung herausfordernd. Die Artenvielfalt im Siedlungsgebiet verharrt auf einem tiefen Niveau, trotz Anstrengungen zu einer Trendwende. Probleme aufgrund von Unwettern haben sich durch die zunehmende Nutzungsdichte ebenfalls verschärft. Die Schäden durch Naturgefahren nehmen trotz der steigenden Anzahl ergriffener Massnahmen zu (G8).
Sind Angebot und Zugang zu preisgünstigem Wohnraum gewährleistet?
Das Mietpreisniveau hat im Kanton Aargau seit 2020 um fast 10 % zugenommen und die Leerstandziffer hat sich halbiert. Neben dem Bevölkerungswachstum verschärft auch der seit 2017 sinkende Reinzugang an neuen Wohneinheiten die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt (W4). Dennoch verfügt die Aargauer Bevölkerung über ein schweizweit überdurchschnittliches frei verfügbares Einkommen. Dies infolge der relativ tiefen obligatorischen Abgaben sowie Fixkosten (W4).
Wie steht es um die Lebensqualität?
Im Kanton Aargau fühlen sich gemäss Umfrage rund 23 % der Bevölkerung zu Hause durch Verkehrslärm (Auto, Zug oder Flugzeug) gestört (G7). Der Anteil hat gemäss Umfrage in den letzten Jahren zugenommen. Gleichzeitig konnte die Anzahl Personen, die im Kanton Aargau konkret von Immissionsgrenzwertüberschreitungen entlang von Strassen betroffen sind, dank baulichen und planerischen Massnahmen, wie zum Beispiel lärmmindernde Asphaltbeläge, weiter reduziert werden. Durch das zunehmend dichtere Mobilfunknetz nimmt die Belastung durch nichtionisierende Strahlung (NIS) zu.
Die ÖV-Erschliessung mit einer guten bis sehr guten Qualität stagniert im Kanton Aargau weiterhin (G7 / U10). Auch waren bis Ende 2023 weniger als die Hälfte der Haltestellen des öffentlichen Verkehrs hindernisfrei zugänglich (G5).
Zufrieden ist die Aargauer Bevölkerung mit dem kulturellen Angebot im Kanton (G9). Die Aargauer Kulturinstitutionen, insbesondere die Schlösser sowie das Kurtheater Baden, wiesen einen hohen und steigenden Bekanntheitsgrad aus.
Der Entwicklungsstand des SDGs 11 basiert auf den Fakten folgender Themenbereiche:
- W4 Finanzielle Wohnattraktivität
- G5 Chancengerechtigkeit
- G7 Wohnqualität und Lärm
- G8 Sicherheit
- G9 Kultur
- U1 Bodenverbrauch und Siedlungsentwicklung
- U5 Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Artenvielfalt
- U6 Landschaft
- U10 Mobilität
SDG 11: Schweizer Unterziele mit Relevanz für den Kanton Aargau
Schweizer Unterziele mit Relevanz für den Kanton Aargau (Stand 2024)
- 11.1 Angebot und Zugang zu preisgünstigem, angemessenem Wohnraum gewährleisten.
- 11.2 Einen hürdenfreien Zugang zum Verkehrssystem sicherstellen.
- 11.3 Innenentwicklung in Städten und Gemeinden vorantreiben.
- 11.4 Die Zersiedelung ist eingedämmt, der Kultur- und Naturraum geschützt.
- 11.5 Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen gewährleisten.
- 11.6 Schutz vor Lärm und Erschütterungen gewährleisten und ruhige Lebensräume fördern.
- 11.7 Grün- und Freiflächen sind in unmittelbarer Wohnumgebung für alle Bevölkerungsgruppen verfügbar und zugänglich.
- 11.a Regionale Vielfalt fördern.
- 11.b Schadenereignisse im Siedlungsraum eindämmen.
SDG 11: Beziehungen mit anderen SDGs
Die 17 SDGs stehen in enger Beziehung zueinander: Der Entwicklungsstand eines SDGs hängt vom Stand anderer SDGs (Treiber) ab und hat gleichzeitig Konsequenzen auf den Entwicklungsstand weiterer SDGs. Entsprechend können einzelne Ziele (SDGs) nur erreicht werden, wenn auch bei anderen Zielen (SDGs) Fortschritte erlangt werden.
Das Investitionsvolumen sowie die Nachfrage haben einen erheblichen Einfluss auf die Bautätigkeit wie auch auf die Qualität des Bauens. Eine abgestimmte und funktionale Sicherstellung der Infrastruktur (SDG 9) für Verkehr, Wasser (SDG 6) und Energie (SDG 7) ist dabei eine zentrale Voraussetzung für eine nachhaltige und hochwertige Siedlungsentwicklung. Aber auch der Klimawandel (SDG 13) beeinflusst den Städtebau, insofern dieser zunehmend auf Auswirkungen der Klimaerwärmung, wie zum Beispiel Hitzeinseln, reagieren muss.
Umgekehrt kann eine dichte und qualitativ hochstehende Siedlungsentwicklung die Treibhausgasemissionen bei Gebäuden und Verkehr verringern und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz (SDG 13) leisten. Über Grünräume im Siedlungsgebiet kann die Klimaadaption gestärkt werden. Auch verringert die hochwertige Siedlungsentwicklung nach innen den Druck auf die Landschaft und damit auf die Biodiversität (SDG 15) sowie auf die Qualität und Quantität der naturnahen und landwirtschaftlich produktiven Böden (SDG 2). Sie trägt zudem zu einer effizienten Nutzung der Infrastruktur (SDG 9) bei. Eine qualitativ hochwertige Siedlungsgestaltung leistet weiter einen Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit (SDG 3) der Bewohnerinnen und Bewohner sowie – zum Beispiel dank Einsatz von Recycling-Baustoffen – zu einem Schliessen von Stoffkreisläufen (SDG 12). Dabei steigert qualitativ hoher Wohnraum nicht nur die Standortattraktivität, sondern trägt dank des Steueraufkommens auch zu einem ausgeglichenen öffentlichen Haushalt (SDG 16) bei. Steht ausserdem genügend qualitativ hochstehender Wohnraum für tiefe Einkommen zur Verfügung, fördert dies die Verringerung von gesellschaftlichen Ungleichheiten (SDG 10).
Das SDG 11 ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Agenda 2030
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.