G8 Sicherheit
Während die schweren Gewaltstrafen sich kaum veränderten, stiegen die Fälle von häuslicher Gewalt an. Die Anzahl Verkehrstote blieb tief, hingegen stieg die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in den letzten Jahren.
Objektive Sicherheit und subjektives Sicherheitsempfinden sind Grundbedürfnisse und wichtige Aspekte der Lebensqualität sowie der Attraktivität des Wohn- und Unternehmensstandorts. Das Niveau der objektiven Sicherheit sowie des subjektiven Sicherheitsempfindens soll gehalten oder verbessert werden. Hohe Sicherheit bedingt beispielsweise den Schutz vor Kriminalität und Gewalttaten, besonders für Mädchen und Frauen und Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden.
Indikatoren: Schwere Gewaltstraftaten und Verkehrsunfälle
Die Sicherheit wird anhand schwerer Gewaltstraftaten sowie der Verkehrssicherheit gemessen. Die schweren Gewaltstraftaten sollen abnehmen. Verkehrsunfälle sollen trotz steigendem Verkehr nicht zunehmen.
Der Indikator misst die Anzahl der von der Polizei pro 100’000 Einwohnende registrierten schweren Gewaltstraftaten. Dazu zählen Tötungsdelikte, schwere Körperverletzung, Raub, Geiselnahme und Vergewaltigung.
Schwere Gewaltstraftaten, Aargau und Schweiz, 2009 - 2023
langfristig (seit 2009) | unverändert |
kurzfristig (seit 2020) | unverändert |
Die Verkehrsunfälle umfassen die rapportierten Unfälle ohne und mit Personenschäden. Von letzteren sind zusätzlich die Anzahl Leicht- und Schwerverletzte sowie Verkehrstote ausgewiesen.
Verkehrsunfälle, Aargau, 2000 - 2023
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | negativ |
Stand 2024
Konstante schwere Gewaltstraftaten, aber Anstieg der häuslichen Gewalt − Anzahl Verkehrstote weiterhin tief
Die Anzahl schwerer Gewaltstrafen pro 100'000 Einwohnenden liegt im Kanton Aargau seit 2009 stabil bei durchschnittlich 14 Fällen pro Jahr. Im schweizweiten Vergleich liegt der Kanton Aargau damit unter dem Durchschnitt (DVI 2024a). In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der Kanton Aargau im Verhältnis zur Einwohnerzahl über den schweizweit kleinsten Polizeikorps verfügt (KKPKS 2023). Absolut betrachtet, 2023 wurden 101 schwere Gewaltstrafen registriert, zusammengesetzt aus 37 schweren Körperverletzungen, 43 Vergewaltigungen, 19 Tötungen und 2 Geiselnahmen (DVI 2024a).
Die Anzahl aller nach Strafgesetzbuch zur Anzeige gebrachten Straftaten ist im Kanton Aargau 2023 im Vergleich zu 2019 von 24'501 Fällen auf 33'647 gestiegen. Für den Anstieg sind vor allem die Straftaten gegen das Vermögen, insbesondere Einbrüche, verantwortlich. Die Fälle von häuslicher Gewalt sind im Kanton Aargau seit 2019 um mehr als 22 % angestiegen und erreichten 2023 einen Höchstwert. Auf der einen Seite hängt dies mit dem Bevölkerungswachstum zusammen (DVI 2024b). Andererseits wurden durch die Covid-19-Pandemie auch Faktoren, welche häusliche Gewalt begünstigen, verstärkt. Darunter fallen zum Beispiel Stresssituationen oder wirtschaftliche Not (EBG 2021). Im Jahr 2022 hat der Regierungsrat 13 neue Massnahmen zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen verabschiedet (RR 2022b). Nachdem die Zahl der Einbrüche bis 2020 kontinuierlich sank, hat diese danach bis 2023 um mehr als einen Drittel zugenommen und kam auf 1'205 zu liegen. Die Aufklärungsquote lag wie in den Vorjahren bei unter 15 % (DVI 2024b).
Die Gesamtaufklärungsquote aller Straftaten nach Strafgesetzbuch konnte mit 45 % im Jahr 2023 auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren gehalten werden. Die Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen bildet knapp vor den 30- bis 34-Jährigen den Hauptteil der Straftäterinnen und Straftäter, rund drei Viertel davon sind Männer (DVI 2024b). Überdurchschnittlich häufig betroffen von Gewalt sind ältere Menschen. Schätzungsweise erleben in der Schweiz jährlich zwischen 300'000 und 500'000 Menschen über 60 eine Form der Gewalt. Die häufigsten Formen sind psychische Gewalt und finanzieller Missbrauch (BR 2020).
Die Aargauer Jugendkriminalität (10- bis 18-Jährige) hat von 2011 bis 2017 stark abgenommen und steigt seither mit geringer Stagnation in den Jahren 2021/2022 kontinuierlich (BFS 2023a, BFS 2023b). In den letzten Jahren gab es einen Anstieg der digitalen Kriminalität. Besonders erhöht haben sich die Fälle im Bereich des Cyber-Betrugs, wie falsche Kleinanzeigen oder Bestellbetrug. Diese führten 2023 im Kanton Aargau zu einer Schadenssumme von 13 Millionen Franken. Auch Cyber-Sexualdelikte haben zugenommen (DVI 2024b). Um diesen wachsenden Herausforderungen zu begegnen, ist die Kantonspolizei Aargau daran, ihre personellen Ressourcen im Bereich Cyberkriminalität und Menschenhandel heute und in den kommenden Jahren auszubauen (RR 2022a).
Das subjektive Sicherheitsempfinden bleibt 2024 im Vergleich zu vergangenen Jahren auf einem ähnlichen Niveau: 92 % der Schweizerinnen und Schweizerinnen fühlen sich allgemein sicher. Allerdings hatte der Kriegsausbruch in der Ukraine 2022 einen leicht negativen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden in der Schweiz (ETH MILAK 2024).
Die Anzahl Verkehrsunfälle im Kanton Aargau sank bis 2016 tendenziell, stieg danach wieder an und lag 2023 bei 2'600. Nachdem die Anzahl Verkehrstote 2020 und 2021 mit 8 respektive 9 auf einem historischen Tiefstand war, stieg sie 2022 kurzzeitig sehr stark bis auf 22 an und fiel im folgenden Jahr wieder auf 10 (Statistik Aargau 2024). Die Fälle mit schweren Personenschäden sind im Mehrjahresvergleich sowohl im Kanton Aargau als auch in der Schweiz tief und haben sich in den letzten 10 Jahren kaum verändert (BFS 2023c, Statistik Aargau 2024). Bei Unfällen mit Zweirädern (dazu gehören Fahrräder, E-Bikes und Motorräder) ist der Anteil der Schwerverletzten mit über einem Viertel (26,8 %) im Verhältnis zu anderen Verkehrsmitteln hoch (Statistik Aargau 2024). Dies lässt auf die hohe Verletzlichkeit dieser Verkehrsteilnehmenden schliessen.
Zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner vor Naturgefahren werden im Kanton Aargau mehrere Massnahmen angegangen. So wird 2023 die Gefahrenkarte Hochwasser in fast allen Gemeinden bereits in die Nutzungsplanung umgesetzt, oder ist in Bearbeitung. Seit 2022 gibt die Gefahrenhinweiskarte im Bereich Massenbewegungen Hinweise zu möglichen Gefährdungen durch zum Beispiel Steinschläge und Hangrutsche. Ebenfalls wurde 2023 die Gefährdungs- und Risikoanalyse des Kanton Aargaus aktualisiert, welche als Grundlage für die Ergreifung von zentralen präventiven Massnahmen im Bevölkerungsschutz dient. Allerdings steigen die Schäden durch Naturgefahren im Kanton Aargau in den letzten Jahren an, bedingt durch häufigere und intensivere Unwetterereignisse, die vor allem durch den Klimawandel verursacht werden. Die Probleme werden durch die zunehmende Nutzungsdichte und Versiegelung des Bodens, welche den Oberflächenabfluss erschwert, verschärft (BVU 2024, DGS 2024).
Herausforderungen
- Eine grosse Anzahl an Einbruchsdelikten – insbesondere Fahrzeugeinbrüche – wird von einer relativ kleinen mobilen Tätergruppierung begangen, die aus Nordafrika stammende Asylsuchende umfasst (DVI 2024b). Auch wenn es sich bei dieser Gruppe nur um einen kleinen Teil der Asylsuchenden handelt, stellt dies die Asylakzeptanz und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung vor grosse Herausforderungen, was direkte Auswirkungen auf die Integration und Perspektiven von Asylsuchenden hat.
- Aufgrund der latenten Terrorgefahr und des Konfliktpotenzials durch die Anwesenheit verschiedener Ethnien und politischer Interessensgruppen bleibt eine präventive Polizeipräsenz im öffentlichen Raum notwendig (RR 2023).
- Die Fälle von Cyberkriminalität nahmen in den letzten Jahren zu. So sind unter anderem neuere Phänomene wie "Phishing", Anlagebetrüge und Erpressungen mit Verschlüsselungstrojanern aufgetreten. Diese stellen für die Polizei Herausforderungen bezüglich des technischen Know-how zur Klärung der Delikte, aber auch bezüglich ihren Präventionsbemühungen dar (DVI 2024b).
- Die 24-Stunden-Gesellschaft verändert das Freizeitverhalten und erhöht das Konfliktpotenzial zwischen unterschiedlichen Interessen. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit erfordert zunehmende polizeiliche Präsenz.
- Die Emulsion von verschiedenen Themen führen zu ausserordentlichen Bedrohungslagen (z. B. Geiselnahmen, Erpressungen, Bombendrohungen) und stellen eine grosse Herausforderung für die Kantonspolizei dar. In solchen Ausnahmesituationen stösst die Polizei mit den vorhandenen personellen und technischen Ressourcen an ihre Grenzen.
- Das Aufkommen autonomer Fahrsysteme kann zu neuen Herausforderungen in der Verkehrssicherheit führen (RR 2019).
- Mit der demografischen Alterung nehmen Unfälle mit älteren Personen als Fahrzeuglenkende, Fussgängerin/Fussgänger oder Velofahrerin/Velofahrer anteilsmässig zu. Durch die eingeschränkte Fahrtauglichkeit und die körperlichen Einschränkungen der Seniorinnen und Senioren stellen sie eine erhöhte Gefahr dar und sind selber häufiger gefährdet (DFR 2024).
- Durch den Klimawandel und durch die Intensivierung der Raumnutzung nimmt das Risiko von Naturgefahren stets zu. Im Kanton Aargau nahmen insbesondere Schäden durch Überschwemmungen, Hagel und Sturm zu (BAFU 2023, BVU 2024).
- Die Zunahme der Gefahren spürt auch die Bevölkerung. Die Sensibilisierung bezüglich Umweltgefahren und Umweltverschmutzung in der Bevölkerung hat in den letzten Jahren zugenommen (BFS 2024a, BFS 2024b).
Verweise
Für das Thema "Sicherheit" relevante SDGs der Agenda 2030
- SDG 3: Gesundheit und Wohlbefinden
- SDG 5: Geschlechtergleichheit
- SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
- SDG 13: Massnahmen zum Klimaschutz
Das Thema "Sicherheit" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
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Referenzen |
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