G1 Bildung
Das Ziel, dass 95 Prozent aller 25-Jährigen über einen Abschluss auf Sekundarstufe II verfügen, ist im Kanton Aargau noch nicht erreicht. Die Hochschulabschlussquote steigt weiter an.
Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die persönliche Entwicklung zu einem selbstständigen, verantwortungsbewussten Menschen und zur Erlangung von grundlegenden Kenntnissen und Kompetenzen für das gesamte Leben. Das Bildungssystem leistet auch einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration, zur Stärkung der Zivilgesellschaft und Demokratie sowie zur Innovation und wirtschaftlichen Prosperität. Weiterführende Ausbildungsangebote nach der obligatorischen Schulzeit verringern das Risiko von Arbeitslosigkeit oder prekären Arbeitsverhältnissen und sichern der Wirtschaft gleichzeitig qualifizierte Arbeitskräfte. Ziel ist, dass möglichst vielen Jugendlichen der Abschluss einer nachobligatorischen Ausbildung auf Sekundarstufe II gelingt.
Indikatoren: Direkter Übertritt in die nachobligatorische Bildung und Abschlussquote Sekundarstufe II
Die Indikatoren "Direkte Übertritte in die nachobligatorische Bildung" sowie "Erstabschlussquote Sekundarstufe II" geben Hinweise auf den Bildungsstand im Kanton Aargau. Ziel ist, dass 95 Prozent aller 25-Jährigen über einen Abschluss auf Sekundarstufe II verfügen (WBF, EDK 2023).
Der Indikator zeigt die Absichtserklärung von Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die von der obligatorischen Volksschule direkt in eine berufliche Grundbildung oder eine allgemeinbildende Schule übertreten wollen.
Direkte Übertritte in die nachobligatorische Bildung, Aargau, 2008 - 2024
langfristig (seit 2008) | positiv |
kurzfristig (seit 2020) | unverändert |
Die Quote der Erstabschlüsse auf Sekundarstufe II misst den Anteil der jungen Erwachsenen bis 25 Jahre, die nach der obligatorischen Schule einen Abschluss der Sekundarstufe II (berufliche Grundbildung und Allgemeinbildung) in der Schweiz erlangen.
Quote Erstabschlüsse Sekundarstufe II, Aargau, 2015 - 2021
langfristig | unverändert |
kurzfristig (seit 2020) | unverändert |
Stand 2024
Zielsetzung bezüglich Abschlussquote Sekundarstufe II noch nicht erreicht
Die Quote der angegebenen Anschlusslösungen der Schulabgängerinnen und Schulabgänger zeigt langfristig eine positive Entwicklung. 2024 beabsichtigten rund 85 Prozent direkt in eine nachobligatorische Ausbildung überzutreten. Rund 60 Prozent planten den Einstieg in eine berufliche Grundbildung, in den meisten Fällen in Form einer dualen Berufslehre. Knapp ein Viertel der Jugendlichen möchte in eine allgemeinbildende Schule übertreten. Die restlichen Schulabgängerinnen und Schulabgänger planten eine Zwischenlösung, an einem Brückenangebot teilzunehmen, ein Praktikum zu beginnen oder eine Erwerbsarbeit ohne Ausbildung aufzunehmen. Nur ein kleiner Teil (etwa 2 Prozent) vermochte zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Anschlusslösung zu nennen. Des Weiteren entschieden sich Männer häufiger für eine berufliche Grundbildung als Frauen und Frauen schlugen häufiger den Weg einer allgemeinbildenden Schule ein als Männer (Statistik Aargau 2024a).
Wie gut der direkte Übertritt in eine nachobligatorische Ausbildung gelingt, hängt stark mit dem vorgängig besuchten Schultyp und den dort vermittelten Kompetenzen und Erwartungen zusammen: Aus der Bezirksschule gaben am meisten Schülerinnen und Schüler an, direkt in eine Anschlusslösung überzutreten (96 Prozent), gefolgt von der Sekundarschule (81 Prozent) und der Realschule (72 Prozent). Der Unterschied zwischen den drei Schultypen hat sich seit 2020 verringert. Insbesondere hat sich die Quote der direkten Übertritte aus der Realschule stark verbessert (Statistik Aargau 2024a).
Bund und Kantone haben gemeinsam bildungspolitische Ziele für die Zukunft festgelegt (WBF, EDK 2023). Ein wichtiger Pfeiler daraus ist, dass 95 % aller 25-Jährigen über einen nachobligatorischen Bildungsabschluss auf Sekundarstufe II verfügen. Der Abschluss dieser Bildungsstufe ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Eintritt in den Arbeitsmarkt. Die aktuellen Zahlen von 2022 zeigen, dass die angestrebte Marke im Kanton Aargau mit 91 % noch nicht erreicht wird (der Schweizer Durchschnitt beträgt 90 %). Die Quote setzt sich zu rund 70 % aus Abschlüssen der beruflichen Grundbildung und zu 21% aus allgemeinbildenden Abschlüssen zusammen. Gesondert betrachtet, ist die Quote der jungen Erwachsenen mit Schweizer Staatsangehörigkeit höher als diejenige mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Wird die Gruppe der Schweizerinnen und Schweizer, die ihre gesamte Bildungslaufbahn in der Schweiz absolviert haben, gesondert betrachtet, liegt 2022 die Quote mit über 93 % nahe beim 95 %-Ziel. Im Kanton Aargau ist diese Quote höher als im gesamtschweizerischen Vergleich (92,1 %). Der Kanton Aargau weist im Vergleich zu anderen Kantonen eine hohe Berufsbildungsquote auf (BFS 2024). Die kantonale Abschlussquote ist umso höher, je mehr Personen eine Berufsbildung als erste Ausbildung absolvieren (SKBF 2023).
Auf Sekundarstufe II ermöglicht ein Abschluss der beruflichen Grundbildung (betrieblich und schulisch organisierte Grundbildungen) sowie der Fachmittelschulen den Zugang zur Höheren Berufsbildung (Tertiär B). In den letzten Jahren hat in diesem Bereich die Zahl der Höheren Fachschulabschlüsse zugenommen, dies überproportional zum Bevölkerungswachstum. Insbesondere Abschlüsse im Bereich Gesundheit und Soziales steigen tendenziell an (Statistik Aargau 2024b). Ein Maturitätsabschluss auf Sekundarstufe II (Berufs- und Fachmaturitäten, gymnasiale Maturität) ermöglicht den Zugang zu den Hochschulen (Tertiär A). Im Kanton Aargau ist die Hochschulabschlussquote zwischen 2010 (22,2 %) und 2023 (24,4 %) gestiegen, liegt jedoch unter dem Schweizer Durchschnitt (2023: 32,5 %). Während Abschlüsse an Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen tendenziell zunehmen (2022: 15 %), haben sich die Abschlüsse an universitären Hochschulen seit Jahren bei einer Quote zwischen 10 und 11 % eingependelt (BFS 2024).
Überdurchschnittlich viele Aargauer Maturandinnen und Maturanden (85 %) schliessen ihr Bachelorstudium im Vergleich mit der Schweiz (80 %) erfolgreich ab (Studienerfolgsquote). Das Erreichen eines Abschlusses hängt auch mit dem sozioökonomischen Hintergrund zusammen. Studierende, deren Eltern über einen Hochschulabschluss oder eine höhere Berufsbildung verfügen und Studierende aus wenig sozial belasteten Gemeinden schliessen ihr Bachelorstudium an einer universitären Hochschule häufiger erfolgreich ab (BFS 2024; Diem 2021).
Herausforderungen
- Mit Blick auf die Chancengerechtigkeit ist es eine elementare Aufgabe der obligatorischen Schule, dafür zu sorgen, dass möglichst alle Heranwachsenden die in den Lehrplänen festgehaltenen Mindestanforderungen erreichen und dass möglichst viele die Kompetenzziele in einzelnen Fachbereichen oder auch insgesamt übertreffen. In Schulsprache, Fremdsprachen, Mathematik sowie im Fachbereich Natur und Technik sind diesbezüglich die nationalen Bildungsziele der EDK massgebend (EDK 2011). Für Erwachsene mit mangelnden Grundkompetenzen fördert der Kanton Aargau gemeinsam mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Angebote, um ihnen die Bewältigung des Alltags sowie gesellschaftliche Teilhabe zu erleichtern.
- Der Anteil fremdsprachiger Kinder, die zu Hause nicht mit Deutsch aufwachsen, nimmt zu, zudem wirken sich vermehrte Migrations- und Fluchtströmungen auf die öffentliche Volksschule aus. Diese Kinder und Jugendlichen erhalten besondere Unterstützung beim Erwerb der deutschen Sprache. Neu immigrierte fremdsprachige Schülerinnen und Schüler werden teilweise in speziellen Klassen auf den Übertritt in die Regelklasse vorbereitet.
- Die Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen ist ebenfalls Aufgabe der Volksschule; die Regelschulen sind bei der Integration dieser Schülerinnen und Schüler und Jugendlichen mit geeigneten Massnahmen zu stärken.
- Die Zunahme der Anzahl Schülerinnen und Schüler führt auch dazu, dass die Schulraumkapazität sowohl auf der Volksschulstufe (verantwortlich: Gemeinden) wie auch auf der Sekundarstufe II zu erweitern ist, damit die Schulen ihre Leistungen weiterhin in guter Qualität erbringen können. Demografisch bedingt ist auch der Bedarf an Lehr- und Fachpersonen grösser, als diese ausgebildet werden. Die angespannte Lage im Stellenmarkt ist in allen schulischen Bereichen spürbar, eine adäquate Besetzung der Stellen bleibt eine Herausforderung. Gute Arbeitsbedingungen helfen, Stellen in den Aargauer Schulen attraktiv zu halten.
- Die rasante technologische Entwicklung (Stichwort: Digitale Transformation) verändert die Arbeitswelt, schafft neuartige Arbeitsplätze und lässt bekannte Tätigkeiten verschwinden. Das Bildungs- und Weiterbildungssystem muss die Kinder und Jugendlichen sowie die Erwachsenen darauf vorbereiten, mit den anhaltenden Veränderungen, Unsicherheiten und Herausforderungen produktiv umzugehen. Die Befähigung zum lebenslangen Lernen sowie die Erwartungen an die Begabungs- und Talentförderung werden unter anderem wegen der hohen Dynamik in vielen Arbeitsmärkten, dem zunehmenden Innovationsdruck und dem verschärften Standortwettbewerb immer wichtiger.
Spotlight Klima
Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen, die ein nachhaltiges Handeln erfordern. Die Spotlights Klima beleuchten ausgewählte Massnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel
Schule fürs Klima: frische Ideen für Klimaanpassungsmassnahmen
Mit diesem Schulprojekt werden Schülerinnen und Schüler für den Klimawandel sensibilisiert, indem sie selbst mit anpacken. Die Gemeinden erhalten Vorschläge der Schuljugend für Massnahmen, die sie in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung umsetzen können. Schulkinder aus vier Gemeinden haben in ihren Wohnorten Probleme mit der Klimaveränderung erörtert, Betroffene ausfindig gemacht, Ideen für Gegenmassnahmen entwickelt und Prototypen umgesetzt.
Verweise
Für das Thema "Bildung" relevante SDGs der Agenda 2030
Das Thema "Bildung" ist Teil vom Nachhaltigkeitsbericht des Kantons Aargau:
Quellen
Mitarbeit | |
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Referenzen |
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