G9 Kultur
Der Aargau verfügt über ein vielfältiges Kulturangebot. Bei den Kulturausgaben hat der Kanton Aargau im Kantonsvergleich an Terrain gewonnen, liegt jedoch weiterhin im hintersten Viertel. Der Bestand der kantonal geschützten Bauten stagniert in den letzten Jahren.
Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht
Kulturelle Vielfalt und kulturelles Erbe stärken die Identität der Aargauer Bevölkerung, wirken integrativ, generationenverbindend und leisten einen Beitrag zur Standortattraktivität. Zudem tragen zeitgenössische Kultur, kulturelle Vielfalt und Tradition zur Unverwechselbarkeit und zum Charakter des Kantons Aargau bei. Mit den Schlössern und den römischen Hinterlassenschaften gehört der Aargau zu den archäologisch reichsten und vielfältigsten Kantonen. Zahlreiche Museen machen kulturelles Kunstschaffen einem breiten Publikum zugänglich. Baudenkmäler sind Zeugen des kulturellen Erbes und prägen das Orts- und Landschaftsbild.
Der Erhalt der kulturellen Vielfalt und des kulturellen Erbes bedingt die Förderung, Pflege und Vermittlung von Kultur. Kulturförderung erfolgt insbesondere über das Aargauer Kuratorium und den Swisslos-Fonds. Auch Museen leisten einen wesentlichen Beitrag zu Kunstschaffen und -vermittlung. Kantonsarchäologie, Denkmalpflege und Staatsarchiv stellen Schutz und Pflege des kulturellen Erbes sicher, so dass Baudenkmäler im städtischen wie auch im ländlichen Umfeld trotz Bautätigkeit geschützt und wo möglich erhalten bleiben. Das Kulturkonzept 2017–2022 bildet einen Orientierungsrahmen für die Weiterführung und Weiterentwicklung des Kulturangebots und für den zielgerichteten, wirkungsorientierten Einsatz der finanziellen Mittel.
Kulturelle Vielfalt wird anhand der kantonalen Kulturausgaben pro Person im Vergleich zu anderen Kantonen sowie am Bestand kantonal geschützter Bauten gemessen.
Stand Kultur 2020
Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren G9.1 (2008–2017) und G9.2 (2000–2019)
Die Kulturausgaben des Aargaus lagen 2017 im interkantonalen Vergleich auf Rang 20. Damit hat sich der Kanton Aargau seit 2015 um vier Ränge verbessert, er liegt aber nach wie vor im hintersten Viertel. Die Kulturausgaben pro Person und Jahr betrugen 2017 rund 98 Franken, seit 2010 ist der Betrag um 10 Franken gesunken (BFS 2019). Zu den Ausgaben zählen Beiträge für Museen, bildende Kunst, Denkmalpflege, Heimatschutz, Bibliotheken, Konzert, Theater, Film, Kino, Massenmedien, Forschung und Entwicklung in der Kultur, Medien sowie allgemeine Kulturförderung. In der Schweiz wurden 2017 pro Kopf von den Kantonen 136 Franken, den Gemeinden 174 Franken und vom Bund 38 Franken für die Kultur ausgegeben (transferbereinigt). Dies entspricht einem Total von 348 Franken pro Person. Die Gesamtausgaben der drei Staatsebenen entsprachen 2017 0,44 Prozent des nationalen BIP.
Gemäss einer Bevölkerungsbefragung 2015 ist die Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot im Kanton Aargau hoch und hat sich gegenüber 2009 weiter verbessert. 32 Prozent der Befragten zeigten sich sehr, 54 Prozent eher zufrieden mit dem kulturellen Angebot. Die Aargauer Kulturinstitutionen und dabei insbesondere die Schlösser sowie das Kunsthaus, wiesen einen hohen und steigenden Bekanntheitsgrad aus (Interface 2016). Zur Teilhabe der Bevölkerung am Kulturleben, wird im Aargau die Freiwilligenarbeit mit diversen Programmen gezielt gefördert (BKS 2017). Das Programm "Kultur macht Schule" ermöglicht jährlich rund 85'000 Schülerinnen und Schülern kulturelle Begegnungen und die Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten (BKS 2020b).
Der Bestand an kantonal geschützten Bauten ist seit 2016 um 12 Objekte auf 1'529 gewachsen. 2019 waren es im Kanton Aargau insgesamt rund 3'300 Gebäude mit einem kantonalen und oder kommunalen Schutz (Substanzschutz). Die Schutzobjekte entsprechen 1,4 Prozent des Gesamtbestands der rund 231'000 versicherten Bauten im Aargau (AGV 2019). Die Bautätigkeit im Kantonsgebiet verläuft nach wie vor auf hohem Niveau. Die zunehmende Tendenz zur Siedlungsentwicklung nach innen verstärkt den Baudruck in der näheren Umgebung von Schutzobjekten, in Stadt- und Dorfzentren wie auch zunehmend im ländlichen Umfeld. Die Siedlungsentwicklung nach innen verursacht zudem weiterhin grossflächige Bodeneingriffe, die den Schutz beziehungsweise die Dokumentation der archäologischen Hinterlassenschaften zunehmend zu einer Herausforderung macht. Über ein verbessertes Monitoring der Bauaktivitäten und die Online-Bereitstellung der Fundstellenkarte konnte die Anzahl der archäologischen Untersuchungen seit 2015 gegenüber dem Schnitt der Jahre 2010 bis 2014 um rund einen Fünftel gesteigert werden. Dies trägt dazu bei, dass die Zahl der unbeabsichtigt und damit undokumentiert zerstörten archäologischen Strukturen in aktenkundigen Fundstellen reduziert werden konnte.
Indikator G9.1: Kulturausgaben Aargau pro Person, Rang aller Kantone
Der Indikator zeigt den Rang des Kantons Aargau im interkantonalen Vergleich bezogen auf die kantonalen Kulturausgaben pro Einwohnerin und Einwohner, inklusive Beiträge vom Swisslos-Fonds (Ausgabenperspektive inklusive Transferzahlungen).
Aus Nachhaltigkeitssicht wird ein möglichst guter Rang angestrebt.
Kulturausgaben Aargau pro Person, Rang aller Kantone, 2008–2017
langfristig (seit 2008) | stabil |
kurzfristig (seit 2016) | positiv |
Aktualisierung Daten 2023
Kulturausgaben Aargau pro Person, Rang aller Kantone, 2008–2020
langfristig (seit 2008) | stabil |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Indikator G9.2: Bestand kantonal geschützter Bauten, Aargau
Der Indikator umfasst die Anzahl Einzelbauten und Bauensembles, welche unter kantonalem Denkmalschutz stehen.
Bestand kantonal geschützter Bauten, Aargau, 2000–2019
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Aktualisierung Daten 2023
Bestand kantonal geschützter Bauten, Aargau 2000–2022
langfristig (seit 2000) | positiv |
kurzfristig (seit 2016) | unverändert |
Herausforderungen für das Thema Kultur
- Die Aargauer Kulturinstitutionen stehen im Wettbewerb mit den städtischen Angeboten der Nachbarkantone. Um sich behaupten zu können, müssen sie sich profilieren und mit neuen Entwicklungen Schritt halten. Voraussetzung dazu ist eine ausreichende Finanzierung des Kernauftrags (BKS 2017).
- Der Aargau verzeichnet eine Abwanderung von jungen Erwachsenen in die benachbarten urbanen Zentren. Die Folge ist ein Potenzialverlust, auf der Seite des jungen Kulturpublikums aber auch auf der Seite der jungen Kulturschaffenden (BKS 2017).
- Der kompetente Umgang mit (neuen) Medien, die zunehmende Informationsmenge sowie die Möglichkeit, eigene Medieninhalte zu kreieren, werden zunehmend bedeutende Faktoren für die Integration in die Gesellschaft und damit für die Teilhabe am Kulturleben. Ein Teil der Bevölkerung hat in diesem Bereich Defizite und kann mit der Entwicklung nicht Schritt halten (BKS 2017).
- Die gesellschaftliche Kohäsion nimmt ab. Die Verständigung unter den verschiedenen sprachlichen und kulturellen Gemeinschaften wird anspruchsvoller, die Verbundenheit vieler Menschen mit dem Wohn- und Lebensraum lockert sich und wird überlagert durch vielfältige, anderweitige, kulturelle Bindungen. Das langjährige, verbindliche Engagement in den traditionellen kulturellen Vereinen nimmt ab (BKS 2017).
- Infolge der Bevölkerungszunahme, höherer Raumansprüche und zunehmender Mobilität ist die Bautätigkeit seit Jahren intensiv. Die Siedlungsentwicklung nach innen wird systematisch vorangetrieben, letzte freie Flächen in den Siedlungskernen werden überbaut. Die historische Bausubstanz in den Dörfern und Städten und das in den Siedlungsgebieten besonders wertvolle archäologische Bodenarchiv stellen die Denkmalpflege und Archäologie vor grosse Herausforderungen (BKS 2017). Gleichzeitig nehmen die Möglichkeiten zur Nutzung von günstigen Räumlichkeiten (zum Beispiel Industriebrachen) durch Kulturschaffende ab (BKS 2017).
Quellen
Mitarbeit | |
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Referenzen |
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Link |
Für das Thema "Kultur" relevantes SDG der Agenda 2030
Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020
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- Zusammenfassung
- Übersicht der drei Dimensionen
- Ergebnisse SDGs und Themenbereiche
- Aufbau und Konzept
Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.
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Bild: © Kanton Aargau (Foto: Reto Nussbaumer)