INV-RAU905 Dorfstrasse 15, 1850 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RAU905
Signatur Archivplan:RAU905
Titel:Dorfstrasse 15
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2011)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Reitnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Dorfstrasse 15
Versicherungs-Nr.:15
Parzellen-Nr.:233
Koordinate E:2646096
Koordinate N:1233232
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646096&y=1233232

Chronologie

Entstehungszeitraum:1850
Grundlage Datierung:Inschrift (Schlussstein)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 GB HU 50" (Schlussstein Hauseingang)
Würdigung:Wuchtiger Vielzweckbau bernischen Zuschnitts mit Gerschilddach und verschalter Ründe auf verzierten Bügen. Das 1850 erbaute, intakt erhaltene Bauernhaus gehört zur ortsbildprägenden Gruppe der "Meierhäuser", welche von den Gebrüdern Hunziker um 1840/50 errichtet wurden. Die Familie amtete als Meier des Stifts Schänis und gehörte damit zur bäuerlichen Oberschicht Reitnaus.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das am Türsturz in das Jahr 1850 datierte Bauernhaus wurde für Samuel Hunziker (1814-1857) und Mareili Hochuli (1821-1897), der Tochter des Kronenwirts von Reitnau, errichtet. Das mächtige Mittertennhaus gehört zur Gruppe der sogenannten "Meierhäuser", die um 1840/50 von den Gebrüdern Jakob, Johann und Samuel Hunziker [1] erbaut wurden. Die im Volksmund noch lebendige Bezeichnung "Meierhäuser" geht darauf zurück, dass die Vorfahren der Familie als Meier die niedere Gerichtsbarkeit ausübten und den Zehnten für das im Gasterland gelegene Frauenkloster Schänis einzogen, dem Dorf und Kirche früher gehörten [2]. Zu diesen "Meierhäuser" sind auch das stattliche, 1843 erbaute Bauernhaus Nr.29 (Bauinventar RAU904) und der Vielzweckbau Nr.43 (Bauinventar RAU909) aus der Zeit um 1850 zu zählen. Die drei Gebrüder Hunziker sind Söhne von Samuel Hunziker und Elisabeth Wolf [3] , welche sich im Jahr 1824 oberhalb des Gasthauses "Bären" das behäbige spätbarocke Bauernhaus Nr.54 (Bauinventar RAU902) hatten errichten lassen. Mit dem hier beschriebenen Bauernhaus war lange Zeit auch die Konzession zum Salzverkauf, das Salzregal, verbunden.
Beschreibung:Der im Unterdorf längs zur Dorfstrasse stehende Vielzweckbau vereinigt unter seinem steilgiebligen Gerschilddach einen zweigeschossigen, mit Ausnahme des Fachwerkgiebels aus mächtigen Sandsteinmauern aufgeführten Wohnteil und die nach 1900 modernisierte Scheune mit Tenn, Stall, Futtertenn und Stall. Der grosszügig konzipierte Bau besticht durch seine wuchtige Erscheinung, die verschalte Ründe und straff gegliederte, von Eckquadern gefasste Fassaden. Die Strassenfront mit fünf Achsen regelmässig angeordneter Rechteckfenster bestückt, die Stirnfront mit deren vier. Identisch präsentiert sich auch die Gestaltung der Rückfront mit einer Obergeschosslaube. Der stark gestelzte Ründegiebel ruht auf Bügen, die mit einem Zick-Zack-Rillenmotiv beschnitzt sind [4].
Die mit feinen Profilen versehene vordere Türrahmung aus Sandstein trägt am geraden Sturz die Initialen "GB HU" für Gebrüder Hunziker und das Baudatum 1850, dazwischen am Schlussstein eine Pflugschar als Symbol des Bauernstandes und eine Kordel.
Die Erschliessung erfolgt über einen dem Tenn entlang durchlaufenden Flur mit Treppenhaus neben der Küche. Im Hinterhaus fand neben der Küche noch eine Kammer Platz. Später wurde davon ein Badezimmer abgetrennt. Das strassenseitige Vorderhaus umfasst Stube und Nebenstube. Hier sind Teile der originalen eichenen Wandvertäferung erhalten. Aus einem nordöstlich benachbarten, abgegangenen Bauernhaus stammt ein hübscher, teilweise intarsierter Nussbaum-Kasten aus dem Jahr 1803, der laut Inschrift für das Ehepaar Verena und Jakob Hunziker geschaffen wurde. Die beiden quer zum First angelegten Gewölbekeller können sowohl vom Hausinneren, als auch über eine Aussentreppe betreten werden (Hausinneres gemäss Kurzinventar von 1997)
Das im Hinterhof parallel zum Hauptbau errichtete Wirtschaftsgebäude Vers. Nr.16 wurde abgebrochen. Es datierte aus dem Jahr 1854 und wurde als Speicher, Remise und Schweinestall genutzt. Es war teils massiv, teils in Bohlenständerbauweise erstellt und giebelseitig mit einer Laubenfront versehen. In der Kombination von verschieden Nutzungen stellte dieses Gebäude nicht etwa einen Einzelfall dar. Vielmehr fanden sich im Dorf noch eine ganze Reihe solcher multifunktionaler Nebengebäude des 19.Jh., beispielsweise der Stöcklispeicher Vers. Nr. 129 (Bauinventar RAU915).
Anmerkungen:[1] Auszug aus dem Hunziker-Stammbaum im Besitz von Fam. Häfliger-Hunziker, Dorfstr.15.
[2] Suter 1933, S.16ff.
[3] Elisabeth Wolf war höchstwahrscheinlich eine Tochter oder Enkelin von Untervogt Wolf (vgl. Speicher Nr.55, Bauinventar RAU903), der ein interessantes und für die Dorfgeschichte sehr wichtiges Manuskript (eine Art Kapital- und Zinsbuch) hinterlassen hat. Die Handschrift mit einer Vielzahl von Eintragungen der 2.Hälfte des 18.Jh. befindet sich im Besitz der Familie Häfliger-Hunziker, Dorfstr.15.
[4] Vergleichbar sind auch die Büge des dritten "Meierhauses" (Bauinventar RAU909) und des Bauernhauses Nr.132 (Bauinventar RAU916).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, 4281-02.
Literatur:- Dr. E. Suter (Wohlen), Der Meyerhof zu Reitnau, in: Jahresbericht der Vereinigung für Heimatkunde des Suhrentals 1 (1933).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Brandkataster, CA.0001/0641-0643, 1850 - 1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=115861
 

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