INV-TEG926 Ölmühle Dorfstrasse 38, 40, 1600 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-TEG926
Signatur Archivplan:TEG926
Titel:Ölmühle Dorfstrasse 38, 40
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Tegerfelden
Adresse:Dorfstrasse 38, 40
Versicherungs-Nr.:20
Parzellen-Nr.:738
Koordinate E:2663997
Koordinate N:1267706
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2663997&y=1267706

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1600
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:TEG905, TEG906
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ölmühle, Reibe

Dokumentation

Würdigung:Wohnhaus und ehemalige Ölmühle, welches im Verband mit der Mühle (Bauinventar TEG906) und der zugehörigen Mühlenscheune (Bauinventar TEG905) eine wertvolle, gewerbegeschichtlich interessante Baugruppe gegenüber der reformierten Pfarrkirche (Bauinventar TEG901) bildet. Der markant an der Dorfstrasse stehende, massiv gemauerte Baukörper verfügt über eine komplexe, nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte. Von besonderem nutzungsgeschichtlichem Interesse ist der Sockelbereich mit dem hohen Mühlenraum und den verschieden dimensionierten Gewölbekellern. Bei grösseren Umbauten ist eine vorhergehende Bauuntersuchung zu empfehlen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Existenz einer Mühle in Tegerfelden ist schon im 15. Jh. urkundlich belegt [1]. Bei der Ölmühle dürfte es sich um den ältesten Bestandteil des Mühlenensembles handeln. Die mächtigen Deckenbalken im Mühlenraum wie auch die altertümlich anmutenden Keller mit steilen Tonnengewölben deuten auf eine Entstehungszeit im 16./17. Jh. hin. Die beiden Wohngeschosse sind bezüglich Grundriss und Ausstattung mehrfach verändert worden, die grossen Mauerstärken und die unregelmässig angelegten Fensteröffnungen lassen aber auch hier ein erhebliches Alter vermuten. Das bestehende Dachgerüst dürfte aus dem späten 18. oder frühen 19. Jh. stammen. Mit seiner asymmetrischen Lage zur Giebelmauer gibt es sich als jüngere Zutat über einem wohl deutlich älteren Baukörper zu erkennen.
Im Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit Öltrotte, doppelter Presse, Reibe, Walzenwerk, Wasserwerk und 4 Wohnungen" beschrieben. Gemeinsame Eigentümer waren der Öler Johannes Mühlebach (Wohnung und Öle), Andreas Hauenstein (Wohnung), Joseph Mühlebach, Ölers (Hälfte des unteren Bodens mit Wohnung) sowie Xaver Mühlebach, Eigentümer der Getreidemühle (Hälfte des zweiten Stocks mit Wohnung) [2]. Ein Situationsplan mit Beschreibung der Anlage findet sich im Verificationsverbal von 1879/1897: "Circa 240 Meter oberhalb des Oelegebäudes wird das Wasser der Surb mittelst eines steinernen Wuhrs gestaut und in den Mühlecanal geleitet, der es an der südwestlichen Hausfront des Oelegebäudes vorbei der unterhalb gelegenen Getreidemühle zuführt. Mittelst eines unterschlächtigen Wasserrades von 5,40 m Durchmesser, einer Schaufelbreite von 0,32 m und einer Schaufelhöhe von 0,32 m werden folgende Werke betrieben: In der Oele 1 Oelreibe, 1 Oelpresse, ein 1 Samenräter und 1 Rührer; im Nebengebäude 1 Lohfraise. Diese Werke sind abwechselnd in Betrieb." [3]
Ein im Mühlenplan von 1879 eingezeichneter kleiner Scheunenanbau auf der Nordseite hat einem Betonbau mit Flachdach Platz gemacht, welcher heute als Werkstatt und Autounterstand dient. Eine südseitig anschliessende grössere Scheune wurde nach einem Brandfall teilweise abgebrochen und steht zurzeit als Bauruine da.
Beschreibung:Das Haus erhebt sich als breit gelagerter gemauerter Baukörper in abgewinkelter Stellung zur Dorfstrasse, geborgen unter einem mittelsteilen, ungeknickten Satteldach. Die nördliche Giebelfront birgt zwei ebenerdige Eingänge in den Keller und den Mühleraum sowie einen halbgeschossig erhöhten Wohnungszugang in den nördlichen Gebäudeteil. Die strassenseitige Ecke mit vorgelagertem Kellerhals stösst leicht abgewinkelt von der Fassadenflucht vor. Spärlich angeordnete Fensteröffnungen zeigen die Lage der Wohnräume an, welche sich zusätzlich über die westliche Hausrückseite erstrecken. An der strassenseitigen Trauffassade liefern verschieden grosse, unregelmässig verteilte Fensteröffnungen und ein vermutlich sekundärer Hauseingang Hinweise auf eine komplexe Baugeschichte.
Der halb eingetiefte Mühlenraum nimmt die gesamte östliche Hälfte der Sockelzone ein. Eine kräftige Eichenbalkendecke auf einem Längsunterzug, welcher von zwei mächtigen Eichensäulen mit Sattelhölzern gestützt wird, verleiht dem Raum eine archaische Atmosphäre. Von der ehemaligen Presseinrichtung sind keine wesentlichen Bestandteile erhalten. An der Aussenmauer ablesbar ist der ehemalige Durchstich der Antriebswelle, welche von einem unterschlächtigen Wasserrad in Bewegung gesetzt wurde.
Der westliche, strassenseitige Teil des Sockelgeschosses enthält zwei quer zum First aufgeteilte Gewölbekeller von unterschiedlicher Ausprägung. Vom nördlichen, schmaler dimensionierten und mit einem auffallend steilen Tonnengewölbe ausgestatteten Kellerraum führt eine enge, gewundene Steintreppe hinauf in den Wohnbereich. Der südliche Keller mit flacherem Gewölbe ist weiter gespannt und über einen separaten giebelseitigen Zugang erschlossen.
Über beide Hauptgeschosse erstrecken sich in verwinkelter, im Laufe der Zeit wohl mehrfach veränderter Anordnung die Räume von ehemals vier Wohneinheiten, die heute zu zwei Haushälften zusammengefasst sind. An historisch bedeutsamer Ausstattung sind in der nördlichen Stube noch Teile einer alten Binnenwand mit eingebauten Schränken sowie vereinzelte alte Sprossenfenster erhalten. In der südlichen Stube steht ein grüner Art Déco-Kachelofen aus der Zeit um 1920, mit charakteristischen geometrisch-ornamentalen Mustern. Das Dachgeschoss zeigt eine weit gespannte Konstruktion mit liegendem Stuhl und gekreuzten Andreasstreben, welche aufgrund ihrer Ausführung ins 18./19. Jh. zu datieren ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Tegerfelder Mühle vgl. Füllemann 1990, S. 195-198.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0754-0756: Brandkataster Gemeinde Tegerfelden 1851-1937.
[3] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0021/06: Verificationsverbal und Wasserwerkplan von 1879/1897.
Literatur:- Karl Füllemann, Chronik der Gemeinde Tegerfelden, Tegerfelden 1990.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0754-0756: Brandkataster Gemeinde Tegerfelden 1851-1937.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0021/06: Verificationsverbal und Wasserwerkplan von 1879/1897.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Tegerfelden XI-20/17.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=116236
 

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