|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
|
Dokumentation |
Würdigung: | Der Bäuerliche Vielzweckbau, der im abfallenden Gelände auf der Westseite der Belchenstrasse markant aufragt und den Strassenraum wesentlich prägt, entstammt teilweise noch dem frühen 19. oder sogar späten 18. Jahrhundert. Das trotz späteren Veränderungen in der äusseren Erscheinung weitgehend intakte Mittertennhaus weist insbesondere im Bereich des aus Fachwerk und Mauerwerk errichteten Wohnteils einen hohen Anteil an originaler Bausubstanz auf, die eine sorgfältige Instandstellung verdient. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die nördliche Hälfte des Kellers setzt sich talseitig mit einer Baufuge, die von markanten Eckquadern gebildet wird, vom restlichen Mauerwerk ab. Sie scheint zu einem kleineren Vorgängerbau (Speicher?) gehört zu haben und ist somit älter als die übrigen aufgehenden Teile. Bereits auf der Michaeliskarte um 1840 ist an dieser prominenten Stelle - in der Verzweigung der alten Verkehrswege nach Fisibach (heute Belchenstrasse) und Mellstorf - ein längliches traufständiges Gebäude verzeichnet. Hierbei dürfte es sich um das noch heute existierende Mittertennhaus handeln. Im Brandlagerbuch von 1851 ist "ein zweistöckiges Wohnhaus mit Scheune und Tremkeller (Keller mit Balkendecke) von Rieg (Fachwerkbauweise) unter Ziegeldach" vermerkt, das einem Anton Schuhmacher gehörte. In die erste Hälfte des 19. Jh. weist auch das Biedermeier-Türblatt. Für eine Bauzeit, die näher bei 1800 liegt, könnte der diagonale "Kammstrich" im Lehmbewurf sprechen, der an den Gefachfüllungen auf der von der Strasse abgewandten Traufseite noch teilweise erkennbar ist. Auch die kräftig profilierten Kämpfer der beiden Erdgeschossfenster zwischen Haupteingang und Tenn lassen als Relikte einer älteren Fensterunterteilung ein eher hohes Alter annehmen. Zwischen 1916 und 1920 verdreifachte sich der Versicherungswert des Bauernhauses von Fr. 6050.- auf 18'000.-. In diesem Zeitraum scheinen in der talseitigen Giebelmauer unter Überfangbögen aus Backsteinen neue Fenstergewände aus Kunststein eingesetzt worden zu sein. Vermutlich gleichzeitig wurde der Ökonomietrakt mit Stall und Tenn erneuert, wobei auch im rückwärtigen Küchenbereich ein Teil der Fachwerkwand in Backsteinen aufgeführt wurde. Das bisher leicht geknickte und auf Traufhöhe mit einem verkröpftem Gesims abschliessende Satteldach (Sparrendach mit Aufschieblingen), wurde durch ein Pfettenrafendach mit Kniestock ersetzt und die Eindeckung aus Biberschwanzziegeln teilweise mit Falzziegeln ausgewechselt. Der hangseitige Schopf kam 1882 hinzu [1]. |
Beschreibung: | Das traufständige Mittertennhaus ist mit der Stirnseite des Wohnteils nach Süden gerichtet, während sich der Ökonomietrakt dorfauswärts auf der Nordseite anschliesst. Das durchlaufende Satteldach (Pfettenrafendach) ruht seitlich auf bretterverschalten Kniestockwänden. Der talseitig zutage tretende Gebäudesockel, die Giebelfront des Wohnteils und das Erdgeschoss der strassenseitigen Trauffassade sind in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Die übrigen Bereiche des Wohntrakts sind mit Ausnahme der mit Backsteinen erneuerten, talseitigen Küchenaussenwand als Sichtfachwerk ausgeführt. Dabei sind die äusseren beiden Obergeschossfenster zur Strasse durch eine dekorative Ausführung mit gekreuzten Streben hervorgehoben [2]. Die Gefache sind - soweit erkennbar - mit teils wiederverwendetem Gesteinsmaterial (Ziegel, Bruch- und Bollensteine) gefüllt und verputzt. Auf der von der Strasse abgewandten Längsseite sind Reste eines diagonalen "Kammstrichs" im Lehmbewurf sichtbar. Das Holzwerk zeigt strassenseitig Reste einen ockergelben Farbfassung. Der Wohnteil verfügt traufseitig noch über die alten, holzgerahmten Einzelfenster, wobei die konstruktiven Rähmhölzer - jeweils mit einem Falz versehen - zugleich die Funktion der Sturzriegel übernehmen. Giebelseitig sind unter Entlastungsbögen aus Backsteinen jüngere Kunststeingewände eingelassen. Der ebenerdige vordere Hauseingang bewahrt das ursprüngliche Biedermeier-Türblatt. Ein zweiter, vermutlich in die Küche führender Zugang befindet sich auf der Talseite neben der Scheune und ist über eine Holztreppe zu erreichen. Stirnseitig führt ein Aussenzugang in einen Keller mit Balkendecke unter dem Wohnteil. Der Scheunentrakt dürfte in seiner heutigen Ausführung mit Stallwänden aus Backstein, rechteckigem Tenntor und schlichter vertikaler Bretterverschalung vor dem Heuraum aus dem 20. Jh. stammen. Hausinneres nicht gesehen. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0751-53: Brandkataster Siglistorf, 1850-1938. [2] Vgl. das ähnlich gestaltete Fachwerk von Bauinventarobjekt SIG905. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0751-53: Brandkataster Siglistorf, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, XI-19/4. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=116996 |
|
Social Media |
Share | |
|