INV-REI931 Zigarrenfabrik "H. Hediger und Söhne", 1876 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI931
Signatur Archivplan:REI931
Titel:Zigarrenfabrik "H. Hediger und Söhne"
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Adresse:Hauptstrasse 3
Versicherungs-Nr.:374
Parzellen-Nr.:2183
Koordinate E:2656151
Koordinate N:1234343
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656151&y=1234343

Chronologie

Entstehungszeitraum:1876
Grundlage Datierung:Brandkataster; Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:REI930
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Inschriften:"H. S." (Türsturz Vordereingang)
Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierlicher Fabrikkomplex der ehemaligen Zigarrenfabrik "Heinrich Hediger & Söhne“, der in zwei Etappen 1876 und 1892-93 entstanden ist. Eine strenge Achsenbildung und gerade Satteldächer charakterisieren die beiden parallel gestellten und durch einen schmalen Verbindungstrakt gekuppelten, zeittypischen Zweckbauten. Der aus der Aufschwungs- und Ausbauphase der grössten Zigarrenfirma stammende Gebäudekomplex gehört zu den wichtigsten Bauzeugen der in Reinach verankerten Tabakindustrie. Zusammen mit dem benachbarten Büro- und Fabrikgebäude von 1906 (Bauinventarobjekt REI930) nimmt er am nördlichen Ortseingang eine strassenraumprägende Stellung ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Produktion der um 1858 gegründeten „Tabak- und Cigarrenfabrik H. Hediger & Söhne“ fand in der Frühzeit wohl in Heinrich Hedigers privatem Wohnhaus, später in dazugekauften umgenutzten Wohnhäusern und einem kleinem Gewerbebau statt [1]. Erst 1871/72 liessen seine Söhne Johann Rudolf (1827-1893) und Jakob Hediger (1832-1896) im Unterdorf westlich der Hauptstrasse eine dreistöckige Fabrik (Hauptstrasse 8, Vers.Nr. 378, 1991 abgebrochen) erbauen. In kurzen Abständen wurden für das expandierende Unternehmen mehrere Lagerhäuser und 1876 auf der anderen Strassenseite ein zweites grosses Fabrik- und Magazingebäude (Vers.Nr.374) mit drei Tremkellern (Kellern mit Balkendecken) errichtet. Schon 1885 folgte ein Dampfkesselhaus "mit Dampfkamin, Dampfkessel und Dampfmaschine mit Transmission", das seit einer Vergrösserung 1892-93 dem heutigen, parallel gestellten Gebäude auf der Rückseite der Fabrik an der Hauptstrasse 3 entspricht [2]. Zwischen dem Bau von 1876 und einem weiteren Fabrikgebäude der Firma von 1885 weiter dorfeinwärts kam 1906-07 das jüngste aller Fabrikgebäude zu stehen (Bauinventarobjekt REI930). Die Firma hatte die ältere Zigarrenfabrik "Gautschi & Hauri“ inzwischen seit längerem überflügelt [3].
Seit der Schliessung der Zigarrenfabrik im Jahr 1984 sind im weitläufigen Baukomplex an der Hauptstrasse 3 verschiedene Kleingewerbebetriebe und Ladenlokale untergebracht. Bauliche Veränderungen und Ergänzungen beschränken sich äusserlich im Wesentlichen auf den Verbindungsbereich (gemäss Brandkataster handelte es sich um 1899 noch um eine "Übergangslaube") und den ostseitigen Dachausbau (Quergiebel und Balkon) am hinteren Gebäude. Der Kamin des Dampfkesselhauses (vgl. Ansicht von 1923, Fotodokumentation) besteht heute nicht mehr. Das Türblatt zum Vordereingang und die Fenster wurden ausgewechselt.
Beschreibung:Der in einheitlich schlichter Formensprache erstellte Gebäudekomplex besteht aus zwei parallelen dreigeschossigen Putzbauten unter geradem Satteldach sowie einem schmalen, ebenso hohen Verbindungstrakt. Die Fassaden werden durch streng symmetrische Fensterachsen mit hochrechteckigen Lichtern gegliedert. Den mit sieben auf vier Achsen etwas grösseren strassenseitigen Baukörper von 1876 akzentuiert ein um Mauerstärke vorspringender, giebelbekrönter Mittelrisalit mit Zwillingsfenstern und Haupteingang. Die spätklassizistische Portaleinfassung mit dem profilierten Kranzgesims verweist im Türsturz mit den Initialen "H. S." auf die Firmenbezeichnung "Hediger & Söhne". Der rückwärtig angebaute, mit vier auf drei Fensterachsen etwas kleinere Bau von 1892 fällt durch ein überhohes zweites Obergeschoss auf, das mit Rechteckfenstern von entsprechender Höhe ausgestattet ist. Die Giebelfelder sind je mit einem kleinen Zwillingsfenster besetzt und weisen im Unterschied zum vorderen Bau keine Lünette unter dem First auf. Am Verbindungstrakt sind kleinere Anbauten und Veränderungen zu erkennen. Der über eine Freitreppe aus Kunststein erschlossene und von einem Vordach mit geschnitzten Holzstützen geschützte südliche Hintereingang wie auch das Treppenhaus stammen vermutlich aus den 1920er oder 30er Jahren [4].
Inneres unter teilweiser Veränderung der Raumaufteilung etwas modernisiert (gemäss Kurzinventar von 1996).
Anmerkungen:[1] Steiner 1995, S. 404-407.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
[3] Wurden 1863 noch 25 Arbeitskräfte beschäftigt, waren es 1882 deren 326, vgl. Steiner 1995, S. 407.
[4] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 404-407, 598 (Abb.).
- Peter Steiner, Reinach. Die Geschichte eines Aargauer Dorfes, Reinach 1964, S. 336.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
- Historische Vereinigung Wynental, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121973
 

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