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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1833 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kachelofen) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "Johan heinrich notter und sönne die haffner in Boβ Will 1833" (Kachelofen) |
Würdigung: | Exponiert am nördlichen Dorfeingang stehendes Bauernhaus biedermeierlicher Prägung, das sich durch eine zeittypische axiale Fassadengestaltung und eine prominente Ausbildung der strassenseitigen Eingangsfront auszeichnet. Dem intakten äusseren Erscheinungsbild steht im Innern eine weitgehend erhaltene bauzeitliche Ausstattung gegenüber. Hervorzuheben ist der aus der Werkstatt der Boswiler Hafnerdynastie Notter stammende grüne Kachelofen von 1833 mit hübsch gestalteter Inschriftenkachel. Aufgrund der grossen Authentizität handelt es sich beim vorliegenden Gebäude um einen bedeutenden Zeitzeugen des ländlichen Bauens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der geschichtliche Hintergrund der im Volksmund „Klosterhof“ genannten Liegenschaft ist bislang nicht geklärt. Eine ehemals im Haus befindliche Backmulde mit der Jahreszahl 1814 könnte mit einem möglichen Vorgängerbau in Zusammenhang stehen [1]. Die Jahreszahl 1833 am Kachelofen lässt in Verbindung mit dem biedermeierlichen Erscheinungsbild des Hauses auf einen Neubau zu diesem Zeitpunkt schliessen. Bauherr dürfte der Oberlehrer, Bezirksrichter und spätere Grossrat Jakob Leonz Käppeli gewesen sein, dessen Nachkommen im Brandkatastereintrag von 1850 als Eigentümer aufgeführt werden. Im späteren 19. Jh. wurde es mit Bezirksrichter Johann Fischer von einer weiteren Persönlichkeit der Merenschwander Lokalgeschichte bewohnt [2]. Zur Zeit steht der Wohnteil leer. |
Beschreibung: | An der Strasse von Bremgarten ehemals allein auf einer Anhöhe nördlich vor dem Dorf gelegen, markiert der bäuerliche Vielzweckbau den alten Ortseingang. Das biedermeierlich geprägte Wohnhaus erhebt sich als zweistöckiger, verputzter Fachwerkbau mit hölzernen Fenstergewänden, deren ehemals steinfarbige Fassung stark abgewittert ist. Es erhebt sich über einem auffallend hohen Sockelgeschoss mit ebenerdigem stirnseitigem Kellereingang. Die zur Bremgartenstrasse gewandte, dreiachsige Stirnseite zeigt ein klassizistisch ausgeschiedenes Giebelfeld über durchlaufendem Klebdach. Sie nimmt in ihrer Mittelachse den Hauseingang auf, der noch das ursprüngliche biedermeierliche Türblatt aufweist. Er ist mit einer horizontalen Verdachung ausgezeichnet und wird von zwei schmalen hochrechteckigen Lichtern flankiert. Die zum Dorf gerichtete südliche Traufseite ist mit vier Fensterachsen regelmässig gegliedert, jene gegen Norden zeigt eine unregelmässige Befensterung, u.a. mit dem später erweiterten Küchenfenster. Im einspringenden Gebäudezwickel nordwestlich vor der Küche befindet sich ein kleiner Vorbau mit Zeltdach, der vermutlich als Abtritt diente. Das Innere ist um den in der Firstlinie gelegenen Mittelgang organisiert, an dessen Ende eine einfache bauzeitliche Holztreppe mit Zwischenpodest und teilweise geschweiften Brettbalustern ins Obergeschoss führt. Gang und Treppenhaus schmücken Schablonenmalereien des frühen 20. Jh. mit ländlichen Motiven. Beide Wohngeschosse zeigen weitgehend erhaltene bauzeitliche Täferungen, die im Erdgeschoss profiliert und teilweise zweifarbig maseriert sind. Als wichtiges Zeugnis des lokalen Hafnergewerbes hat sich in Stube und Nebenstube ein grüner Ofen der bekannten Boswiler Hafnerdynastie Notter mit Einfeuerung vom Gang erhalten. Inschriftenkachel an der Ofenwand der Nebenstube: "Johan heinrich notter und sönne die haffner in Boβ Will 1833". Der Bau liegt unter einem Sparrendach mit liegendem Stuhl. Im Dachgeschoss hat sich eine Räucherkammer erhalten. Die Keller teilen sich in einen gewölbten und einen balkengedeckten Bereich auf jeweils einer Seite des Mittelgangs. Zwischen diesem und dem Balkenkeller haben sich in der Wand Reste einer hölzernen Leitung erhalten, die nach Angaben des Eigentümers als Mostleitung diente. An der strassenabgewandten Seite schliesst unter durchlaufendem First ein ausgedehnter Ökonomietrakt an. Der Stall zeigt eine genutete Putzfassade und eine ornamental ausgesägte Verbretterung wohl der Zeit um 1900. Südlich vor dem Haus liegt ein heute durch einen Kanaldeckel verschlossener Sodbrunnen. |
Anmerkungen: | [1] Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Merenschwand VIII-14/17. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0514-0517; Brandkataster Gemeinde Merenschwand, 1850-1938; Hugo Müller, Merenschwand. Geschichte der Gemeinde Merenschwand seit 1798, Merenschwand 1993, Register. |
Literatur: | - Hugo Müller, Merenschwand. Geschichte der Gemeinde Merenschwand seit 1798, Merenschwand 1993, Register. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 235. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Merenschwand VIII-14/17. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0514-0517; Brandkataster Gemeinde Merenschwand, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126430 |
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