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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1769 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Giebel, Ofenkachel)) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | SEO935 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "CHR LV 1769" (Dachgiebel) |
Würdigung: | In prominenter Aussichtslage über dem Dorf situiertes Bauernhaus, das 1769 vom damaligen Untervogt Christof Lüscher erbaut wurde. Die stattliche Bauweise des "Lüscherhauses" mit massivem Wohnteil und ursprünglicher Ziegelbedachung spiegelt die herausragende wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung, welche die Familie Lüscher als eine der grössten Landbesitzerinnen in Seon innehatte. Das vor einigen Jahren umfassend und im Inneren zurückhaltend renovierte Gebäude bewahrt die streng axiale Befensterung aus rechteckigen Muschelkalkgewänden und die sorgfältig aufgedoppelten Eichentürblatter. Zum grosszügigen Anwesen gehört nebst weiteren Nebenbauten ein Blockbauspeicher von 1652/53 aus der nahegelegenen Gemeinde Beinwil am See, welcher am neuen Standort originalgetreu wieder aufgebaut wurde (Bauinventarobjekt SEO935). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschriften am Giebel und an einer Ofenkachel wurde das Haus vom damaligen Untervogt Christof Lüscher erstellt [1]. Bis ins späte 20. Jh. verblieb die Liegenschaft im Besitz der Familie Lüscher und wurde lange noch als Landwirtschaftsbetrieb geführt. Anlässlich eines durch die heutigen Eigentümer vorgenommenen Umbaus von 1991/92 wurde der Wohnteil sorgfältig renoviert, während die angebaute Ökonomie unter Wiederverwendung eines alten, mit einem Bären und Zimmermannswerkzeugen bemalten Tenntors weitgehend erneuert wurde. Gänzlich abgetragen hat man einen 1884 an die Scheune angefügten, als "Saal" bezeichneten Anbau, wo nach mündlicher Überlieferung einst Bibelstunden abgehalten wurden [2]. |
Beschreibung: | Das "Lüscherhaus" befindet sich in aussichtsreicher Hanglage südwestlich des Oberdorfs. Den für damalige Verhältnisse grosszügig dimensionierten Wohnteil überfängt ein steiles, geknicktes Satteldach, das mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist (Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl). Das Gebäude ist aus verputztem Bruchsteinmauerwerk zweigeschossig aufgeführt und blickt mit der Hauptfassade nach Südosten. Über die rückwärtige Trauffassade zieht sich eine auf Holzpfosten abgestützte Teillaube. Fünf Achsen gefalzter, in Muschelkalk gehauener Rechteckfenster belichten die Stubenfront, deren zwei die Giebelfassade. Über dem als Ochsenauge gestalteten Giebelfenster sind die Initialen "CHR LV" für Christof Lüscher und die Jahreszahl 1769 zu lesen. Die direkt neben der Scheune liegenden Hauseingänge zeigen schlichte Rechteckgewände mit abgetrennten Oberlichtern, dazu die originalen Eichentürblätter mit rautenförmiger Aufdoppelung und zugehörigen Rokokobeschlägen. Gemäss einem verbreiteten Grundrissschema erfolgt die Erschliessung des Wohnteils über einen quer zum First verlaufenden Flur und ein rückwärtiges, an die Küche angrenzendes Treppenhaus. Neben der Küche beherbergt das nordseitige Hinterhaus eine Kammer, während Stube und Nebenstube das Vorderhaus einnehmen. Unter der rückwärtigen Haushälfte erstreckt sich ein Keller mit Kreuzgewölbe. Von der historischen Ausstattung sind profilierte Balkendecken mit eingeschobenen Brettern, naturbelassenes Feldertäfer an den Wänden und zweifeldrige Füllungstüren erhalten. In der Stube steht ein grüner Kachelofen mit weissem Fries aus dem 19.Jh., darin eingelassen ist eine Inschriftkachel vermutlich vom Vorgängerofen, mit der Erbauerinschrift "h. christoffel / Lüscher. Der Zeit / Undervogt zu / Sehn / 1770". Verschiedene weissgrundige Zierkacheln mit Staffagefiguren und Fantasielandschaften stammen grösstenteils wohl aus Sammelbeständen (Inneres gemäss Kurzinventar von 1998). An den Wohnteil schliesst unter leicht niedrigerem First der ehemalige Scheunentrakt an, welcher anlässlich des Umbaus von 1991/92 in grossen Teilen erneuert und zu Wohnzwecken umfunktioniert wurde. Geblieben ist das alte, holzgenagelte Tenntor mit aufgemalten Zimmermannswerkzeugen und dem Berner Bär. Südwestlich davon steht ein aus dem Kanton Bern zugekaufter Stöcklispeicher. Komplettiert wird die Hofanlage durch einen von Beinwil am See hierher versetzten und fachgerecht restaurierten Blockbauspeicher von 1652/53 (Bauinventarobjekt SEO935). Die Umgebung ist mit Bauerngarten und Hochstamm-Obstbäumen sorgfältig gestaltet. |
Anmerkungen: | [1] Der 1762-80 als Untervogt amtende Christof Lüscher war mit einer Tochter aus der Familie der Urech verheiratet, die zwischen 1700 und 1750 gleich viermal den Untervogt stellte. Sein Sohn Samuel Lüscher, welcher 1797 im Dorfzentrum das "Blaue Haus" erbauen liess (vgl. Bauinventarobjekt SEO903), hatte das Untervogtsamt ebenfalls inne. Vgl. Wyrsch 1976, S. 4-8. [2] Materialien Bauernhausforschung, Gebäudeaufnahme von 1965. |
Literatur: | - Willi Wyrsch, Samuel Lüscher (1750-1822) und das Blauhaus, in: Seener Spiegel 1976, S. 4-8. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 58. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 201 (Abb. 415). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Seon Haus Lüscher, 1965. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126448 |
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